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Retzstadt
Retzstadt: Nahwärmenetz soll Wärme aus Solarstrom und Hackschnitzeln liefern
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 22.05.2023 02:26 Uhr

Ein Nahwärmenetz für den Ort auf Basis regenerativer Energieträger soll in Zusammenarbeit von Gemeinde und der Firma GP Joule aus Buttenwiesen entwickelt und umgesetzt werden. Der Retzstadter Gemeinderat beschloss einstimmig eine entsprechende Absichtserklärung und beauftragte Bürgermeister Karl Gerhard mit Verhandlungen.

Mit einem solchen Netz befasste sich der Rat seit Oktober 2022 mehrfach. Ein Grund dafür ist, dass Schule und Kindergarten derzeit mit Gas beheizt werden. Wie auch bei vielen Wohnhäusern steht hier mittelfristig eine Umstellung an. Die Idee für das Nahwärmenetz mit erneuerbaren Energien sieht eine Photovoltaikanlage und eine trivalente Heizzentrale vor. Dort sollen Wärmepumpen im industriellen Maßstab aus dem Solarstrom Wärme erzeugen, zweite regenerative Energiequelle sollen Hackschnitzel sein. Für Notfälle und bei extreme Kälte soll ein gasbefeuerter Spitzenlastkessel einspringen können. Standorte wurden im Gemeinderat diesmal nicht genannt, es war aber die Rede von einer fünf Kilometer langen Anschlussleitung für die nötige Freiflächen-Photovoltaikanlage auf etwa 5,6 Hektar Fläche.

Nahwärme passt am besten zu Gebieten mit Altbauten

Über die Vorstellungen der Firma GP Joule berichtete in der Sitzung Gemeinderat Marco Keller, er hatte sich 90 Minuten mit Firmenvertretern unterhalten. Als Vorsitzender der Bürgerenergie-Genossenschaft Retzstadt und Mitarbeiter der Energiegenossenschaft ÜZ Mainfranken ist er vom Fach. Nach Erfahrungen der Firma passe das Konzept von Nahwärmenetzen am besten zu Kerngebieten und Gebieten mit Altbauten, in Neubaugebieten seien eigene Wärmepumpen üblich.

Rein rechtlich würde zuerst eine Betreibergesellschaft gegründet, an der sich die Gemeinde beteiligen könnte. Die Firma wolle die Mehrheit an der Gesellschaft haben und keine direkte Bürgerbeteiligung, eventuell wäre eine Beteiligung der Bürgerenergiegenossenschaft möglich. Der Wärmepreis für die Kunden würde einmal nach der Projektierung festgeschrieben, danach würden nur noch Preisgleitklauseln gelten.

Überrascht hat Marco Keller, das GP Joule für die Freiflächen-Photovoltaikanlage keine EEG-Förderung beantragen will, sondern überschüssigen Strom auf dem freien Markt verkaufen. Eine EEG-Förderung würde eine feste Einspeisevergütung garantieren, bedingt aber auch entsprechende Ausschreibungen. Allerdings wäre bei einer so großen Anlage dann kein Eigenverbrauch (mit Überschusseinspeisung) erlaubt, sondern Volleinspeisung gefordert. Ob Eigenverbrauch oder Volleinspeisung könnte monatlich entschieden und gewechselt werden.

Gemeinderat Georg Schmitt fragte, wie die Wärme im Winter erzeugt würde, wenn der Solarstrom nicht für die Wärmepumpen reicht. Nach Einschätzung von Marco Keller wird dann entweder Strom zugekauft oder es werden Hackschnitzel verbrannt – je nachdem, was wirtschaftlicher ist.

Anzahl interessierter Firmen recht überschaubar

In der Diskussion kam auch die Frage auf, ob es Alternativen zu einer Zusammenarbeit mit GP Joule gibt. Nach Einschätzung von Bürgermeister Karl Gerhard wird die Verhandlung über den Gestattungsvertrag Klarheit bringen, insgesamt sei die Anzahl interessierter Firmen recht überschaubar. Alleine umsetzen könne die Gemeinde ein solches Projekt nicht.

Das sieht auch Marco Keller so. Zusammen mit GP Joule werde es vermutlich am schnellsten gehen. Das Nahwärmenetz und die Heizzentrale selbst komplett zu finanzieren, würde die Gemeinde überfordern. Eine wichtiger Faktor wird am Ende sicher auch sein, wie viele Bürgerinnen und Bürger sich an das Nahwärmenetz anschließen lassen.

 
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