
Im Prozess um den Mord an der 13 Jahre alten Sabine B. in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) erinnert sich ein Mann im Zeugenstand an die Suchaktion. Als im Dezember 1993 Sabine B. vermisst wurde, begann in Wiesenfeld eine große Suche, an der auch er beteiligt war. Schließlich wurde die Leiche des Mädchens gefunden. 31 Jahre nach der Tat ist nun ein 47-Jähriger angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, Sabine B. im Stall eines Reiterhofs in Wiesenfeld vergewaltigt und getötet zu haben. Der Prozess vor dem Landgericht Würzburg läuft seit Anfang September.
Der Zeuge berichtete vor Gericht, wie er sich damals nach Arbeitsschluss der Suche nach Sabine B. am zweiten Tag nach ihrem Verschwinden anschloss. Auch der heute Angeklagte habe sich an der Suche beteiligt. Mindestens 20 Personen hätten ein Waldstück und einen Holzplatz durchkämmt, anschließend sei die Leiche in einer Jauchegrube auf dem Reiterhof gefunden worden. Er sei zwar in den 80er Jahren viel auf dem Reiterhof gewesen, sagte der Mann vor Gericht, in den Jahren um die Tat habe er aber schon nicht mehr in Wiesenfeld gewohnt und auch nur noch wenig Kontakt zur Besitzerfamilie des Hofs gehabt. Über die Tat habe er mit ihnen nicht gesprochen: "Ich habe mir das immer verkniffen", sagte er.
Der Zeuge erzählte, dass er den Angeklagten am Tattag - oder zumindest in der Woche der Tat - im Amtsgericht Gemünden gesehen habe. Der damals 17-Jährige habe ihm Teile seines Kleinkraftrades gestohlen. Deshalb habe sich ihm auch die Begegnung bei der Suchaktion eingeprägt. Allerdings habe er ihn zuletzt bei der Ankunft am Reiterhof gesehen, später sei der Angeklagte von dort weggerannt, habe er im Nachhinein gehört. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Thomas Schuster brach der Angeklagte sein Schweigen und erinnerte sich, dass der Gerichtstermin in Gemünden am Tattag stattgefunden haben müsse.
Ex-Schwager des Angeklagten: Schwester zeigte ihren Bruder nicht an
Auch der Ex-Mann einer Schwester des Angeklagten war an diesem Freitag als Zeuge geladen. Er sagte aus, dass ihm seine Partnerin Anfang der 2000er Jahre erzählt habe, ihr Bruder habe sie mehrfach vergewaltigt. Daraufhin habe er ein Gespräch mit der Kriminalitätsopferhilfe Weißer Ring veranlasst, das seine Ex-Frau auch wahrgenommen habe. Sie habe ihren Bruder in den Jahren danach aber nicht angezeigt. Warum, wisse er nicht. Den Angeklagten habe er nie mit den Vorwürfen seiner Schwester konfrontiert, ihre Mutter sei ihm im Gespräch dazu ausgewichen.
Einige Prozesstage zuvor hatte die Schwester des Angeklagten ausgesagt, allerdings in einem Teil der Verhandlung, der komplett nichtöffentlich war. Laut Informationen der Gerichtssprecherin bestätigte sie, dass ihr Bruder sie sexuell missbraucht habe. Das hatte sie bereits im Ermittlungsverfahren angegeben.
Der Prozess wird am Donnerstag, 14. November, fortgesetzt.
Mir scheint, der Fall wird erst jetzt sorgfältig aufgerollt uns hätte vielleicht damals schon aufgeklärt werden können.
Die meisten davon mehr oder weniger glaubhafte "Zeugenwahrheiten". Ich bin gespannt, wenn der Staats- oder Oberstaatsanwalt mal mit seinen neuen Erkenntnissen aufwartet.