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Lohr
Prozess um Mord in Lohr: Bestätigen weitere Zeugen den Waffendeal von Schütze und Opfer?
Hinter verschlossenen Türen geht es am Landgericht um zwei verschiedene Versionen der Tat. Können Gutachter entscheidende Fragen beantworten?
Sie ringen im Prozess um den Mord an einem 14-Jährigen vor Gericht (und selbst in den Pausen) um die richtige Sicht auf Tat und Täter: Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach (rechts) und die Verteidiger des Angeklagten Roj Khalaf und Hanjo Schrepfer.
Foto: Thomas Obermeier | Sie ringen im Prozess um den Mord an einem 14-Jährigen vor Gericht (und selbst in den Pausen) um die richtige Sicht auf Tat und Täter: Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach (rechts) und die Verteidiger des Angeklagten ...
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:54 Uhr

Hinter verschlossenen Türen des Würzburger Landgerichts geht es am Freitagmorgen um den brutalen Mord an einem Lohrer Schüler. Es soll die Frage beantwortet werden, ob und warum ein 15-Jähriger seinem Mitschüler vor acht Monaten in den Hinterkopf schoss.

Zeuge sagt über die Festnahme aus

Ein wichtiger Zeuge ist Marco Haßmüller, Leiter der Würzburger Mordermittler. Er war dabei, als der Schüler Stunden nach der Tat zu Hause festgenommen wurde und den Ermittlern zeigte, wo er die Tatwaffe versteckt hatte: in seinem Kleiderschrank. Aus den Reihen der Prozessteilnehmer hieß es: Der junge Verdächtige habe auf den Mordermittler nicht so aufgewühlt gewirkt, wie man angesichts der Situation vielleicht erwartet hätte. Er habe einen geradezu emotionslosen Eindruck gemacht.

Auch bei der Vorführung beim Ermittlungsrichter habe der damals 14-Jährige gefasst gewirkt und einen Satz gesagt, den man einem Jugendlichen in der Situation eher nicht zugetraut hätte: "Ich habe gelernt, bei Stress völlig ruhig zu bleiben, dann hat man mehr Handlungsmöglichkeiten." 

Reine Mordlust oder eine Art Unfall?

Nun fokussiert sich der Prozess stark auf die Frage nach dem Motiv: War es ein Mord aus reiner Lust am Töten, wie Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach in die Anklage schrieb? Oder war es eine Art Unfall im Streit um einen geplanten Waffendeal neben der Schule, wie nun die beiden Verteidiger Roj Khalaf und Hanjo Schrepfer sagen?

Ihm tue das Geschehene sehr leid und er wünschte, er könne alles rückgängig machen, ließ der Junge über seine Anwälte mitteilen. Dies habe die Familie des Getöteten erleichtert zur Kenntnis genommen, sagt deren Anwalt Norman Jacob. Weniger erfreut hatte sie der andere Teil des Geständnisses: Die Initiative zum Verkauf der Neun-Millimeter-Pistole sei von seinem Mitschüler ausgegangen, behauptet der Angeklagte. 

Wer weiß von dem Waffendeal?

Die Situation sei eskaliert, als das spätere Opfer die ausgemachten 400 Euro Kaufpreis nicht vorweisen konnte, aber dennoch nach der Waffe greifen wollte. Bei der Rangelei sei der Jugendliche dann vor den Angeklagten gestürzt, wobei er ihm den Rücken zugedreht habe. Dann sei der Schuss gefallen.

Das Gericht tagt hinter verschlossenen Türen. Nur indirekt erfährt die Öffentlichkeit, was dort zutage kommt.
Foto: Silvia Gralla | Das Gericht tagt hinter verschlossenen Türen. Nur indirekt erfährt die Öffentlichkeit, was dort zutage kommt.

Diese Version um einen Waffendeal hatten schon am Tattag Mitschüler geäußert. Die Anwälte Schrepfer und Khalaf betonen gegenüber der Redaktion: Im Zeugenstand habe die gleichaltrige Freundin des Opfers jetzt in nichtöffentlicher Sitzung derartige Absichten bestätigt. Sie habe sogar bei dem Treffen in der Grünanlage dabei sein sollen. Aber ihr Freund habe alleine gehen wollen.

Die Verteidiger sind sicher, dass sie nicht die Einzige ist, die das bestätigen kann. "Wir wollen einen weiteren Zeugen hören, der dazu Hinweise geben kann", bestätigen Khalaf und Schrepfer auf Anfrage. 

Zwei umstrittene Gutachten

Ein heikler Punkt bleibt die Frage, ob der Angeklagte prinzipiell voll schuldfähig ist. Das Gericht hat dazu einen Gutachter bestellt, doch die Verteidiger sagen: Der Angeklagte werde sich von ihm nicht befragen lassen.

Hilfsweise könnte das Gericht auf ein Privatgutachten zurückgreifen, das noch von den früheren Münchner Verteidigern in Auftrag gegeben worden war. Doch das lehnten die Verteidiger trotz vehementer Bedenken von Gericht und Staatsanwaltschaft ab: Es sei dubios finanziert, "in hohem Maße unseriös" und habe nur dazu dienen sollen, die Anklage zu attackieren. "Daran liegt uns in keiner Weise," betonten die Anwälte auf Anfrage.

Der Prozess geht am 3. Juni weiter.

 
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