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Karlstadt
Prozess gegen drei mutmaßliche Entführer beginnt: Mann aus Karlstadt fünf Tage lang gefangen gehalten
Ab heute stehen drei Männer wegen eines brutalen Übergriffs Ende 2023 in Würzburg vor Gericht. Die Ermittlungen zu dem Karlstadter Entführungsfall dauern noch an.
Vielleicht was gesehen? In Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) suchte die Polizei im November 2023 nach Zeugenhinweisen zu einer Entführung. Jetzt beginnt gegen drei Angeklagte der Prozess. 
Foto: Peter Schlembach (Archivbild) | Vielleicht was gesehen? In Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) suchte die Polizei im November 2023 nach Zeugenhinweisen zu einer Entführung. Jetzt beginnt gegen drei Angeklagte der Prozess. 
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 13.10.2024 02:29 Uhr

Knapp ein Jahr nach einer spektakulären Entführung eines Mannes in Karlstadt beginnt am Dienstag  am Landgericht Würzburg der Prozess gegen drei Angeklagte. Sie sollen einen 33 Jahre alten, in Unterfranken lebenden Syrer fünf Tage lang an verschiedenen Orten festgehalten und misshandelt haben. 

Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg, Tobias Kostuch, hatten die Tatverdächtigen ihr Opfer am 10. November 2023 in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) beobachtet. Nach dem Besuch der Moschee und Einkäufen war der 33-Jährige am Nachmittag auf dem Heimweg, als ihn Männer in ein Auto zerrten. Ein anderer Autofahrer sah zufällig, wie er mit einem Messer an der Kehle in den Kleintransporter gezwungen wurde. In der Nacht meldeten Angehörige den 33-Jährigen dann als vermisst.

Drei Männer angeklagt, gegen weitere Tatbeteiligte wird ermittelt

Die Ermittlungen in dem Fall sind noch nicht abgeschlossen. Laut Kostuch waren neben den Angeklagten weitere bislang unbekannte Mittäter an der Entführung beteiligt "um den in der Türkei lebenden Bruder" des Entführten mit Lösegeld-Forderungen zu konfrontieren. Den Ermittlungen zufolge hatte an der Entführung auch eine in Bamberg wohnende Frau aus Südosteuropa teilgenommen. Sie wurde zunächst festgenommen, dann wieder freigelassen und ist untergetaucht.

Mehrfach sollen die Entführer versucht haben, Lösegeld zu bekommen, die Forderungen reichten offenbar von 2000 US-Dollar bis zu einer halben Million. Auch um Rückzahlungen angeblich unterschlagener Summen soll es gegangen sein. Doch der Gefangene und sein kontaktierter Bruder weigerten sich zu zahlen.

Opfer nach fünf Tagen Gefangenschaft und Folter freigelassen

Am Ende mussten die Entführer den Ermittlungen zufolge dem verletzten Mann bei der Freilassung sogar noch 25 Euro in die Hand drücken, damit er per Taxi zum nächsten Bahnhof kam.

Nach fünf Tagen hatten die Entführer den Mann aus Karlstadt nachts im gut 150 Kilometer entfernten Sinsheim in Baden-Württemberg laufen lassen. Ein Verwandter brachte ihn in Würzburg ins Krankenhaus. 

"Der Geschädigte wies körperliche und psychische Verletzungen auf und wurde offensichtlich im Zuge der mehrere Tage andauernden Entführung körperlich misshandelt", hieß es vom  Polizeipräsidium Unterfranken nach der Freilassung.

Entführungsfahrzeug und Beweise in Kassel gefunden

Die Ermittlungen führten nach Nordhessen und Thüringen. Offenbar hatten die Entführer mit ihrem Opfer in den fünf Tagen mindestens einmal ihr Versteck gewechselt. In Kassel fand die Polizei das Fahrzeug, in das der Mann in Karlstadt gezogen worden war. So gerieten zwei Männer im Alter von 30 und 32 Jahren in den Fokus.

Ein Spezialeinsatzkommando stürmte im Dezember zwei Wohnungen in Sömmerda und Kassel. Die Staatsanwaltschaft Würzburg erließ Haftbefehl gegen zwei Männer mit georgischer Staatsbürgerschaft wegen des dringenden Tatverdachts des erpresserischen Menschenraubes.

In der Wohnung in Kassel wurden laut Polizeipräsidium Unterfranken "umfassende Beweismittel, die auf eine unmittelbare Tatbeteiligung schließen lassen, sichergestellt". In Meckesheim im Rhein-Neckar-Kreis sei in der Nähe des Ortes, an dem der Entführte freigelassen worden war, ein weiteres Versteck gefunden worden.

Mann in Paris festgenommen: Schlüsselfigur der Entführung? 

Die Ermittler fahndeten auch in Frankreich nach einem 33-jährigen Mann, der eine Schlüsselfigur in dem Fall sein soll. Im Februar wurde der Verdächtige mit georgischer Herkunft in der Nähe von Paris festgenommen und nach Würzburg gebracht.

Alle drei Angeklagten schweigen bisher. Für den Prozess am Landgericht Würzburg sind fünf Tage angesetzt. Am 5. November könnte ein Urteil fallen.

 
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