Ein 33-jähriger Mann soll am vergangenen Freitag in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) auf offener Straße überfallen und in ein Auto gezerrt worden sein. Ein Autofahrer hatte den Vorfall zufällig beobachtet. 

Fünf Tage soll der Mann gewaltsam festgehalten worden sein. An diesem Mittwoch wurde er offenbar wieder freigelassen, heißt es aus Polizeikreisen. Das Polizeipräsidium Unterfranken sucht jetzt intensiv nach den Entführern - und setzt auch auf die Mithilfe von Zeugen. 

Polizei hielt Fall geheim, um Leben des Opfers nicht zu gefährden

Um das Leben des Festgehaltenen nicht zu gefährden, hatte die Polizei Informationen dieser Redaktion zu dem Fall zunächst nicht bestätigt. Nach der Freilassung äußerte sich Pressesprecher Martin Kuhn vom Polizeipräsidium am Donnerstagmorgen dann zu dem Fall. Der 33-jährige Mann aus Syrien sei offenbar am Mittwoch in der Nähe von Sinsheim in Baden-Württemberg freigelassen worden, 160 Kilometer von Karlstadt entfernt. Wie er dahin kam, ist laut Polizei noch unklar.

Wichtigster Zeuge für die Polizei Unterfranken: ein Autofahrer

Nach Polizeiangaben konnte der Freigelassene seine Familie verständigen. Inzwischen wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei hatte am Freitagnachmittag erste Hinweise zu der Entführung bekommen, sagt Sprecher Kuhn: "In der Nacht zum Samstag konkretisierten sich die Hinweise und führten zu einem Großeinsatz der unterfränkischen Polizei." Seitdem fahnde man "mit Hochdruck".

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Unterstützt werden die Ermittler vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) und der Staatsanwaltschaft Würzburg. Derzeit wichtigster Zeuge ist der Autofahrer, der am Freitag gegen 14.50 Uhr sah, wie der 33-Jährige mutmaßlich gegen seinen Willen in Karlstadt, in der Straße "Am Tiefen Weg", in einen hellen Kleintransporter oder Kastenwagen gezogen wurde. Beamtinnen und Beamte der Polizei Karlstadt versuchten am Ort der mutmaßlichen Entführung, weitere Erkenntnisse zu erlangen.

Die Hinweise auf eine mögliche Entführung hätten sich verdichtet, als sich noch in der Nacht auf Samstag Angehörige des Opfers bei der Polizei Karlstadt meldeten und die mögliche Entführung des 33-Jährigen anzeigten, sagt Kuhn. Am Samstag habe man in Karlstadt Suchmaßnahmen durchgeführt.

Wie kam der Entführte nach Sinsheim?

Mittwochnacht habe sich der 33-Jährige schließlich bei Angehörigen gemeldet. Er sei zwischen 21 Uhr und 23 Uhr im Umfeld des Bahnhofs in Meckesheim gewesen, zwei Stunden später gegen 1 Uhr im Bereich des Bahnhofs in Sinsheim.

"Höchste Priorität hat der Schutz von Leben und Gesundheit des 33-Jährigen", sagt der Polizeisprecher. In enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg laufen jetzt intensive Ermittlungen zu den Entführern und den Hintergründen der Tat. Die Kriminalpolizei Würzburg hat dazu die Ermittlungskommission "Bäcker" eingerichtet.

Polizei verteilt in Karlstadt Flugblätter und Plakate

In der Straße "Am Tiefen Weg" in Karlstadt versammelte sich am Donnerstagnachmittag die Bereitschaftspolizei Würzburg. In mehreren Gruppen klingelten die Polizistinnen und Polizisten an den Häusern in der Nachbarschaft und gingen in die anliegenden Geschäfte. Dabei hängten sie Plakate auf, befragten die Anwohner und verteilten Flyer an die Bevölkerung.