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Marktheidenfeld
Werner Schmidbauer: Poesie und Botschaften eines Momentensammlers
Eine etwas andere Klangfarbe bot Werner Schmidbauer beim "Kabarett an der Alten Mainbrücke". Selbst ein Regenschauer konnte die gute Stimmung nicht trüben.
Einen stimmungsvollen Konzertabend bot Werner Schmidbauer bei seinem Solo-Debüt an der Alten Mainbrücke.
Foto: Martin Harth | Einen stimmungsvollen Konzertabend bot Werner Schmidbauer bei seinem Solo-Debüt an der Alten Mainbrücke.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:11 Uhr

Mit einem Geburtstagsständchen empfingen die Fans den Künstler Werner Schmidbauer am Donnerstag auf der Bühne am Main in Marktheidenfeld. Denn Schmidbauer hatte zwei Tage zuvor seinen 60. Geburtstag gefeiert und gerührt freute er sich nun darüber, erstmals als "alter Sack" auf der Bühne zu stehen.

Der aus einigen Formaten des Bayerischen Fernsehens bekannte Moderator und Musiker war glücklich, dass zunächst auch das Wetter bei seinem Auftritt mitspielte. Das Eis war natürlich schon vor seinem ersten Lied "I glaub" gebrochen. Mit seinen Herzensliedern will Schmidbauer, erstmals als Solo-Künstler und Liedermacher auf seiner "Bei mir – Tour" unterwegs, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern Botschaften nahebringen, so der Glaube an die Freiheit und das Misstrauen gegenüber Macht und falschen Autoritäten.

Das Leben und das Schöne nicht aus den Augen verlieren

Der Abend beim "Kabarett an der Alten Mainbrücke" stand für einen durchaus willkommenen Stimmungswechsel in der Reihe, was der Besuch von rund 350 Gästen belegte. Schmidbauer will den durch die Corona-Pandemie gebeutelten Menschen glaubwürdig Mut machen. Er warb mit seinen einprägsamen Moderationen und mit seinen authentischen Liedern dafür, bei sich zu bleiben. Man dürfe das Leben und das Schöne nicht aus den Augen verlieren.

Dafür steht für den Künstler vor allem die Kultur, die nahezu zum Stillstand gekommen war und die man als Elixier und Antrieb doch so nötig brauche. Deshalb dankte er Martin Rassau und Volker Heißmann von der Comödie Fürth, dass sie mit der Stadt Marktheidenfeld in einer solchen Zeit das Wagnis eines Open-Air-Festivals eingingen. Es sei unter den gegenwärtigen Bedingungen gar nicht so einfach, die Menschen wieder vor die Bühnen zu locken.

Die Zeit habe auch seine Lieder verändert, er sehe und interpretiere sie anders, in einem neuen Licht. Nach jahrelanger musikalischer Zusammenarbeit mit Martin Kälberer und dem Sizilianer Pippo Polina konnte man den puren Schmidbauer auf der Bühne erleben. Und dass dies zu einem bewegenden Erlebnis wurde, verdankte sich der hohen poetischen Qualität seiner nachdenklichen, aber auch heiteren Texte und einer tadellosen, variablen Begleitung auf der Gitarre. Manchmal wurde an diesem Abend auch zur kleinen Reisegitarre oder zur Bluesharp gegriffen, Effekte förderten angenehm zurückhaltend ein stimmiges und tragfähiges Klangbild.

Hommagen an den Vater

Dass Schmidbauer ein "Momentensammler" ist, das hat er schon mit seinen "Gipfeltreffen"-Wanderungen oder der musikalischen Begegnungsreihe "aufgspuilt!" im Fernsehen bewiesen. Den Song dazu präsentierte er heiter in einer Jamaica-Reggae-Version. "One" ist ein Welthit der irischen Rockband U2, den der späte Johny Cash zur vollen Reife brachte. Schmidbauers Bearbeitung "Oans" konnte diese besinnliche Meisterschaft durchaus aufgreifen.

Und irgendwann folgte die Einladung zum Träumen in der Bergwelt. "Heroben" hat der leidenschaftliche Bergwanderer in der Pandemie-Zeit eindrucksvoll auf der Zugspitze in Szene gesetzt und mit "Dei Liacht" widmete er seinem bei einem Bergunfall ums Leben gekommenen Vater eine einprägsame Hommage.

Heiter wurden die Nöte von Männern über 60 beleuchtet, die im Lockdown plötzlich auf sich allein gestellt waren und sich morgens im Spiegel selbst mit "Grias di, oider Mo" erkannten. Aber so des Poeten Wort: "Aufgeben werd erst am Schluss". Vor allem das weibliche Publikum klatschte mit und lachte über männliche Befindlichkeit.

Es war schon etwas hinterhältig, dass sich der Himmel nach der Pause so verfinstert hatte und ausgerechnet auf dem Weg "nach Süden" nach Sizilien ein Regenschauer einsetzte. Die meisten Gäste waren darauf vorbereitet und der Stimmung tat das kaum Abbruch. Man freute sich über das jüngste Werk "Ganz schö weit", das schon ältere "Pfeilgradaus" oder die froh glucksende Erinnerung an die Tochter "Glück g’habt", die dazu aufforderte, die Dinge positiv so anzunehmen, wie sie eben sind. Vor den Zugaben setzte Schmidbauer mit seiner Erinnerung an den südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela schließlich einen Impuls der Hoffnung, dass sich das Miteinander doch zum Positiven ändern lasse. Das Publikum ging mit, dankte mit Standing Ovations für einen beeindruckenden Abend – einfach unglaublich schön und erfreulich lebensbejahend.

 
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