Als es am Freitagmorgen noch so richtig vom Himmel schüttete, mögen noch manche Zweifel aufgetaucht sein. Am Abend war es zwar relativ kühl, aber sonnig und trocken auf der Marktheidenfelder Martinswiese. Die Premiere einer neuen kulturellen Veranstaltungsreihe konnte gelingen. In erster Linie verdankte sich dies dem heiteren und schwungvollen Comedy-Programm "Sommer, Sand und Gwaaf" von Volker Heißmann und Martin Rassau.
Zwei vergnügliche Stunden lang spielten die beiden Unterhaltungsprofis, deren Namen seit den späten 1990er Jahre untrennbar mit der Comödie Fürth verbunden ist. Aus der beliebten Fränkischen Fernseh-Fastnacht des Bayerischen Rundfunks ist das Duo des Irrwitzes ohnehin kaum mehr wegzudenken.
Direkt und derb
Man durfte als gespannt sein, ob es den beiden Komödianten gelingen würde, ihr Publikum, das in sehr lockeren Reihen mit dem gebührlichen Abstand Platz nehmen musste, mit ihren, bisweilen nicht mehr so ganz unbekannten Gesprächen, Monologen und Scherzen mitzunehmen. Keine Frage, es gelang auf Anhieb. Dabei pflegen die beiden nicht unbedingt feingeistige Pointen. In ihrem Metier zeigen sie sich volksnah, direkt und auch mal ganz schön derb. Das tut in Zeiten strapaziöser Diskussionen über korrekte Sprachkultur sogar ein wenig gut.
Sichtlich wohl fühlte sich Martin Rassau bei seiner Eröffnung auf der nach ihm benannten Martinswiese, wie er vermutete. Er war trotzdem ein wenig traurig, dass er die Martinsbräu nur im Blick habe und keines ihrer Produkte auf der Bühne genießen könne. In solchen Anspielungen lag ein Teil des Geheimnisses an die Abend. Rassau hat sich im Städtchen am Main umgesehen, mit den Menschen gesprochen. So floss manches geschickt dargebotene Lokalkolorit improvisierend ein und ließ die gelegentlich zum Mitmachen eingeladenen Zuhörer und Zuhörerinnen besonders herzhaft lachen.
Brückenpfeiler im Stadtwappen mit Tipp-Ex austupfen?
Beispielsweise als die vor der Tür liegende Wohnmobilwüste am Betonklo auf’s Korn genommen wurde. Oder wenn man sich Bürgermeister Stamm – wie ist er eigentlich mit der Barbara im "blauen Kläd" verwandt? – beim Tipp-Ex-Austupfen des behördlich in Frage gestellten Brückenpfeilers im Wappen des städtischen Briefpapiers vorstellte. "Eine absolute Gaga-Idee ein solches Denkmal so verschandeln zu wollen!", da waren sich die Akteure auf der Bühne mit dem Publikum völlig einig.
Im Programm standen der impertinente Vertreter mit Kaniarienvogelkäfigdurchbiss- oder Sarg- und Urnenbruchversicherung. Man reiste in ausgesucht exquisiten Bühnenklamotten an den Gardasee, bewunderte goldfarbene Leggins und Kängurutaschen. Immer wieder entdeckte man auch ungebetene Zaungäste am Rand und blamierte diese mit spontanem Vergnügen. Rassau bot mit einem Peter-Alexander-Medley ein kleines stimmungsvolles Gesangsintermezzo.
Die Nachbarstädte Wertheim und Lohr wurden satirisch angegangen. Das kam gut an in Marktheidenfeld, der Stadt in der man so viel erleben könne, nämlich 14 Tage lang absolute Ruhe. Seit fast 40 Jahren stehen Heißmann und Rassau gemeinsam auf der Bühne und ihr "Gschmarri" hat beide offenbar auch guten Mutes durch die Pandemie-Krise geführt.
Produktideen für die Zahnbürsten-Stadt am Main
So jung wie ihre Kultfiguren Waltraud und Mariechen, die Marktheidenfeld schon aus unmittelbaren Nachkriegstagen gut kennen würden. Die beiden Ladys wurden mit großem Jubel auf der Bühne empfangen und Mariechen könnte als vermeintliche Ureinwohnerin ihr Denkmal wohl auf einem der städtischen Kreisverkehre finden. Eifrig mitgeklatscht wurde beim Hit aus dem Musikantenstadl "Die schönen Frauen von Fürth".
Als Zugabe noch ein Sketch im Linienbus und dann sollte es im legendären Nachtleben der Stadt erst so richtig heiß werden, aber wo eigentlich? Am Samstag wollten Heißmann und Rassau noch das Franck-Haus anschauen und die derzeitige Braun-Ausstellung. Zukunftsweisende Produktideen für die Zahnbürsten-Stadt am Main hatten sie schon parat, kräftig rotierende Klosettbürsten zum Beispiel.