Martin Rassau: Täglich eine Kerze anzünden, dass der Sommer endlich beginnt. Seit einigen Wochen regnet es gefühlt mehr als sonst im gesamten Spätherbst. Das hemmt natürlich viele Menschen, die eh noch recht zurückhaltend sind wegen der Pandemie.
Rassau: Gut. Wir haben pro Show 500 Plätze, die weitgehend belegt sind. Aber das ist natürlich enorm luftig aufgestellt – und nach der derzeitigen Lage dürften wir auf bis zu 1000 Plätze aufstocken, ohne dass es eng zugeht. Es wäre natürlich schön, wenn das bei dem einen oder anderen Künstler möglich wäre. Beim Programm haben darauf geachtet, dass wir viel Abwechslung anbieten: Musikalisch haben wir etwa die „Brettlspitzen“ und Werner Schmidbauer im Angebot. Lizzy Aumeier macht Kabarett, hat aber auch ihre Bassgeige dabei. Ich bin gleich zweimal da. Einmal mit dem Kollegen Heißmann und dann noch einmal mit Bernhard Ottinger, mit unserem Stück "Kerle auf Kur". Das passt, denn Marktheidenfeld ist ja auch so eine Art Kurort.
Rassau: Die Kulisse ist einzigartig, mit dem wunderbaren Main als Nachbar. Man kann fast neben seinem Sitzplatz parken – das hat man auch recht selten. Und dann freue ich mich natürlich auf die Marktheidenfelder Gastronomie und bin gespannt, was die alles zu bieten hat. Wir beginnen ja extra um 19 Uhr, damit um 21 Uhr Schluss ist und wir die Anwohner nicht stören. Und man noch in Ruhe einen Schoppen trinken gehen kann (lacht).
Rassau: Das ist vor allem der spannendere Part. Wie funktionieren die Sketche? Wie reagieren die Leute nach so langer Zeit? Wir haben jetzt aufgrund Corona so viel ausprobiert. Zum Beispiel Auto-Kino, was sehr gewöhnungsbedürftig ist, weil die Leute zeitversetzt reagieren und nicht klatschen, sondern hupen! Wir waren auch beim Strandkorb Open-Air in Nürnberg dabei. Da muss man schwindelfrei sein, wenn man in sechs Metern Höhe auf der Bühne steht. Und dann wollen wir mal ausprobieren, wie lustig die Marktheidenfelder sind. Wobei wir die meisten Menschen in den fränkischen Weingegenden oft als locker und sehr fröhlich kennengelernt haben. So eine gewisse Weinseligkeit, die schwappt meist gut rüber und macht es den Künstlern auch einfacher.
Rassau: Es gibt einen Sketch über einen Zahnbürstenhersteller, dessen Grundlage eine Erzählung von Frau Albert ist. Solche Dinge bauen wir gerne in unsere Programme ein, weil das Leben einfach die besten Geschichten erzählt.
Rassau: Ja natürlich! Die beiden müssen dabei sein, sie haben auch genug über den Ort zu erzählen. Sie kennen ihn ja schon von vor dem Krieg.
Rassau: Das haben wir früher mal gemacht, als wir unsere ersten Auftritte in Berlin oder Hamburg hatten. Da haben wir dann zur Sicherheit einen ganzen Bus aus Fürth mitgebracht, weil wir nicht wussten: Wie verstehen uns die Leute? Mittlerweile verbinden manche Stammzuschauer einen Auftritt von uns ganz gerne mit ein paar Tagen Urlaub vor Ort. Das ist natürlich ein schönes Kompliment für uns.
Rassau: Nur ein bisschen. Wir können ja im Grunde nichts falsch machen, denn wir improvisieren schon immer sehr viel. Und wenn man nichts falsch machen kann, muss man auch nicht allzu aufgeregt sein. Das Einzige, bei dem ich nervös werde ist, wenn dunkle Wolken am Himmel aufziehen.
Rassau: Nein, aber wir sprechen uns selbstverständlich vorher intensiv ab: Womit fangen wir an, wo hören wir auf, welche Nummern bilden das Gerüst. Der Rest entsteht spontan. Zum Beispiel waren wir die Tage in Eschenbach in der Oberpfalz. Da kam vorab der Bürgermeister auf die Bühne, hat uns begrüßt und gesagt: Das ist die schönste Stadt Mitteleuropas, und es wird nicht regnen. Das mit dem Regen hat sich anschließend leider nicht bewahrheitet, und dann musste der arme Kerl eben das ganze Programm dran glauben...
Rassau: Eigentlich wenig, weil die Leute es nicht mehr hören wollen. Also machen wir kein großes Thema draus. Die Menschen kommen ja auch, weil sie den ganzen Mist endlich mal vergessen und wieder beherzt lachen wollen. Leider herrscht für die Herbst-Saison im Theater wieder Maskenpflicht. Abgesehen davon, dass wir ein ausgeklügeltes Hygienekonzept mit Luftfiltern haben, ist es für uns Künstler enorm schwierig, nicht in die Gesichter blicken zu können. Und es hemmt natürlich viele Zuschauer. Ich bin selbst demnächst in Bayreuth im Tannhäuser und gespannt, wie ich das drei Stunden ertrage. Im Wirtshaus dürfen die Leute zurecht ohne Maske beisammensitzen, im Theater braucht man eine. Das muss man nicht verstehen. Aber wir haben es aufgegeben, darüber nachzudenken.
Rassau: Wir haben es uns vorgenommen. Aber wenn man nichts zu tun hat, ist man auch nicht kreativ. So geht es mir zumindest. Es ist kein Druck da, aber auch keine Inspiration, weil man ja nur zuhause rumhängt und niemanden trifft. Viele Ideen entstehen bei uns auch bei den Begegnungen mit Menschen oder auf der Bühne – wenn wir merken, dass die Leute lachen.
Rassau: Auf den mit dem kürzesten Auftritt, damit ich endlich zu meinem Schoppen Wein komme (lacht). Nein, es sind natürlich alles tolle Künstler, und ich freue mich, dass ich mir deren Programm mal in Ruhe anschauen kann. Das kommt leider nicht oft vor.
Rassau: Wenn es jetzt gut funktioniert und bei den Leuten ankommt haben wir das vor, ja. Die Stadt ist da auch sehr aufgeschlossen, das als regelmäßige Veranstaltung anzubieten.