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Karlstadt
Pflegebefragung in Main-Spessart: Pflegende Angehörige wünschen sich mehr Entlastung und weniger Bürokratie
An der Befragung der Gesundheitsregion plus nahmen im vergangenen Jahr 274 Personen teil. Der typische pflegende Angehörige ist weiblich und älter als 40 Jahre. Was die Betroffenen umtreibt.
Pflegende Angehörige in Main-Spessart wünschen sich mehr Entlastung und weniger Bürokratie.
Foto: Christophe Gateau/dpa (Symbolfoto) | Pflegende Angehörige in Main-Spessart wünschen sich mehr Entlastung und weniger Bürokratie.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 21.03.2025 02:38 Uhr

Einen lockeren Spaziertreff für Senioren wird das Netzwerk Demenz und Pflege ab Ende April in Karlstadt und Gemünden anbieten. Immer mittwochs soll Raum sein für Bewegung und Begegnung – in Karlstadt, mit Start um 10 Uhr am Bahnhofsvorplatz, in Gemünden ab 16.30 Uhr ab dem Rathaus. Zunächst wird es eine Testphase mit vier Terminen geben. Das ist nur ein Aspekt aus den Vorträgen von Tanja Amersbach und Daniela Daiss von der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion plus beim Kreisseniorenbeirat. Sie informierten auch über den Aufbau und die Schwerpunkte der Pflegekonferenz.

Besonders interessant waren die Ergebnisse der Pflegebefragung im Landkreis. Vom 1. Juli bis 31. Oktober 2024 nahmen 274 Personen teil, davon waren 70 Prozent weiblichen Geschlechts. Wegen der kleinen, nicht repräsentativen Stichprobe ergibt sich nur ein Stimmungsbild. 76 Prozent der Teilnehmenden waren pflegende Angehörige, hier lag der Frauenanteil mit 72 Prozent noch höher, weitere 16 Prozent waren Zupflegende, hier war mehr als jeder zweite über 80 Jahre alt.

Bei den Pflegenden Angehörigen lagen die Altersgruppen 41 bis 60 Jahre und 61 bis 80 Jahre mit 37 und 38 Prozent praktisch gleich auf, 17 Prozent waren noch älter. Bei der Häufigkeit der Kontakte waren täglich mit 68 Prozent und zwei bis dreimal wöchentlich mit 21 Prozent weit vorne.

Klage über fehlende Information zu Beratungsangeboten

63 Prozent der Teilnehmenden nahmen schon einmal ein Beratungsangebot wahr. Die Anderen gaben als Gründe Unkenntnis und mangelnde Informationen, Unübersichtlichkeit der Angebote, die Komplexität bei Pflegegeld und -leisten an oder dass sie keinen Bedarf sehen. Anderen fehlt Zeit, die Angebote sind schlecht zu erreichenden oder sie können die zu pflegende Person nicht alleine lassen.

Bei den wahrgenommenen Angeboten dominieren die Pflegeberatungsstellen (39 Prozent), gefolgt von ambulanter Pflege (31 Prozent), Entlastende Angebote wie Fahrdienste und Einkäufe (23 Prozent) und Pflegeangebot für Kurzzeit und teilstationär tagsüber oder nachts mit je 21 Prozent. Nicht für sich, sondern für Freunde und Bekannte holten 29 Prozent Informationen ein.

Suche nach Pflegeplätzen eine Herausforderung

Als Herausforderungen im Bereich der Pflege wurde die Suche nach Plätzen (43 Prozent), zu viel Bürokratie (38 Prozent), die belastend hohen Kosten (34 Prozent), die Organisation der Pflegeleistungen (30 Prozent), schwierige Vereinbarkeit mit dem Beruf (26 Prozent), das Finden geeigneter Hilfsangebote (26 Prozent) und fehlende Unterstützung pflegender Angehöriger (20 Prozent) genannt.

Wenig überraschend sind da die Antworten auf die Frage, was sich ändern sollte: Unterstützung und Entlastung pflegender Angehöriger (63 Prozent), bessere finanzielle Unterstützung (58 Prozent), mehr Übersicht bei den Angeboten (50 Prozent), besserer Zugang zu Pflegeleistungen (49 Prozent) und Beratungsangeboten (29 Prozent).

Befragungsteilnehmer offen für alternative Wohnkonzepte

Offen für alternative Wohnkonzepte (Wohngemeinschaften) oder Unterstützung in der Nachbarschaft sind 52 Prozent der Befragten, weitere 20 Prozent sind neutral. Zu den allgemeinen Ideen für den Pflegebereich gehören digitale und zentrale Plattformen für Pflegende und Pflegebedürftige, Ausbau von Angeboten sowohl der Pflege als auch zur Unterstützung (Fahrdienste, Einkaufsbusse, Essenslieferungen, Hilfe bei Arztbesuchen). Pflegeberufe sollten mit besserem Verdienst und flexiblen Arbeitszeitmodellen attraktiver gemacht werden, genannt wurde auch der Einsatz von qualifizierten Geflüchteten in der Pflege als Übergangslösung. Vor Ort gibt es Wünsche für barrierefreie Infrastruktur, etwa bei Toiletten und modernisierte Pflegeeinrichtungen.

Im Diskussionsteil kritisierten die rund 20 anwesenden Seniorenbeiräte, dass viele Veranstaltungen zur Gesundheitsregion und Pflege von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen würden. Zum neuen Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken (NVM) gab es Kritik, dass das Neun-Euro-Tagesticket (Aktionsangebot zum Verbundstart bis 30. September) nur online, aber nicht an den Fahrtkarten-Automaten gekauft werden könne. Dazu berichtete Wieland Gsell aus Zellingen, er habe auf Fahrten nach Würzburg wiederholt beobachtet, dass es sich auch beim Fahrer im Bus lösen lasse.

Mehrere Beiräte berichteten von unschönen Anrufen von Betrügerbanden ("Enkeltrick"). Empfohlen und gelobt wurden Vorträge zu diesem Thema von der Raiffeisenbank und anderen Geldinstituten.

 
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