Mit fingierten Vertragsabschlüssen und gefälschten Unterschriften hat ein Versicherungsmakler aus dem Landkreis Main-Spessart eine Versicherung um mindestens 90.000 Euro betrogen. Bei der Verhandlung vor dem Würzburger Amtsgericht kam der Mann trotz der hohen Schadenssumme jedoch glimpflich davon. Das Schöffengericht stellte das Verfahren vorläufig ein, nachdem Verständigungsgespräche erfolgreich verlaufen waren. Dem Mann hatte eine hohe Haftstrafe gedroht. Richter Rene Uehlin blieb in seinem Urteil mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten, die er auf Bewährung aussetzte, deutlich unter dem möglichen. Auch soll der derzeit weitgehend mittellose Mann, der seine Wohnung verloren hat und derzeit in einem Hostel wohnt, den Schaden "nach besten Kräften" wiedergutmachen und mindestens 100 Euro im Monat zahlen. "Mehr kann ich nicht anordnen, wenn nicht mehr vorhanden ist", so der Richter.
Im zivilrechtlichen Verfahren ging es um eine halbe Million Euro
Dem Angeklagten zugute kam ein Geständnis. Auch liegen die Taten bereits sieben Jahre zurück. Die Klage war erst fünf Jahre nach den Taten erhoben worden. Der Mann war zudem wegen einer psychischen und körperlichen Erkrankung längere Zeit verhandlungsunfähig und sein Aufenthalt unklar. Der Mann hatte 2017 als selbstständiger Vertreter in sieben Fällen – so der Staatsanwalt – für eine große deutsche Versicherung Lebens- und Rentenversicherungsverträge für nicht existierende Personen oder Kinder von Versicherungsnehmern abgeschlossen, die dazugehörigen Unterschriften frei erfunden oder nachgeahmt und so die elektronische Überprüfung der versandten Anträge umgangen haben. Von der Versicherung bekam er nach Vertragsschluss die Provisionen in voller Höhe überwiesen, im Einzelnen zum Teil deutlich über 10.000 Euro. In einem parallel geführten zivilrechtlichen Verfahren, das die Versicherung am Landgericht und am Oberlandesgericht gegen ihren früheren Mitarbeiter gewonnen hat, ging es gar um knapp eine halbe Million Euro.
Der Mann war seit etwa 2001 für die Versicherung tätig, bis sich 2017 Unregelmäßigkeiten und Stornierungen häuften. Auffällig sei gewesen, dass der Beitragseinzug in mehreren Fällen vom selben Konto erfolgen sollte, erklärte ein als Zeuge geladener Bereichsleiter der Versicherung. Auch hätten sich bei einer näheren Überprüfung Unterschriften und Dokumentationen als fragwürdig herausgestellt. Eine Zeit lang seien die Beiträge tatsächlich gezahlt worden, bevor sie abbrachen. Der Bereichsleiter vermutete, dass der Makler mit künstlich erzeugten Einnahmen unerwartet hohe Ausgaben abzudecken versuchte und die Versicherung als eine Art "Kreditbank" nutzte. Derartige Fälle seien "beklagenswerte Einzelfälle", sie kämen aber im Versicherungswesen immer mal wieder vor.