
Für eine Nacht, für mehrere Jahre, für Familien oder auch mal als Männer-WG: Die Marktheidenfelder Obdachlosenunterkunft bietet einen Unterschlupf für Menschen, die sonst nirgends unterkommen. Weil sie es sich nicht leisten können oder weil sie kein Vermieter haben möchte. Rund 50 Leute fanden in dem Gebäude in der Bahnhofstraße in den vergangenen zehn Jahren einen Platz zum Schlafen, dreiviertel davon waren Männer.
Beim Alter sei von 18 bis 80 Jahren alles dabei gewesen, auch Familien und Alleinerziehende haben hier ein Dach über dem Kopf gefunden, erklärte Nicole Miltenberger von der Stadt Marktheidenfeld kürzlich beim Besuch des Sozialausschusses des Stadtrats, der die Unterkunft besichtigte. Miltenberger kümmert sich seit vergangenem Jahr um die Unterbringung der Obdachlosen, ist mit den Bewohnern in Kontakt und schaut jede Woche in der Bahnhofstraße vorbei.

Zwei Wohnungen mit Schlafzimmern, kleiner Küche und Bad sowie ein kleines gesondertes Zimmer mit rund 15 Quadratmetern für kürzere Aufenthalte stellt die Stadt auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei zur Verfügung. Die Auslastung ist über das Jahr unterschiedlich, im Dezember vergangenen Jahres war die Unterkunft mit vier Personen voll belegt, derzeit sind nur zwei Menschen dort untergebracht. Fünf Euro pro Tag müssen die Bewohner zahlen oder so viel wie sie eben können. Eine der Wohnungen ist seit 2018 an einen "Dauergast" vermietet, wie Miltenberger sagt.

Auch viele Pensionen sind nicht barrierefrei
Problematisch wird es immer dann, wenn ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen eine Unterkunft brauchen. Denn die Treppe hoch in den ersten Stock ist schmal und steil, die Unterkunft alles andere als barrierefrei. "Hier müssen wir dann immer wieder auf Pensionen ausweichen, die die Stadt anmietet", so Miltenberger. Das käme die Stadt mit rund 800 Euro pro Monat aber recht teuer. Hinzu kommt, dass viele Pensionen in der Stadt selbst nicht barrierefrei sind und deshalb hier das Angebot eingeschränkt ist.
Auch wenn der Platz in der Bahnhofstraße nicht ausreicht, muss sich die Stadt mit Pensionen behelfen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen, ob man nicht grundsätzlich ein größeres Gebäude bräuchte. Laut Miltenberger ist der Platzbedarf zwar auch ein Thema, das größere Problem sei jedoch nach wie vor die Barrierefreiheit.

Eine Lösung könnten sogenannte mobile Wohneinheiten sein. Die könne man sich ähnlich wie die Gemeinschaftsunterkunft am Setzgraben in Marktheidenfeld vorstellen, etwas "zwischen Tiny House und Container", so Miltenberger. Von außen schlicht, aber innen sei alles drin, was man brauche, Küche, Bad, Schlafräume. Solche Wohneinheiten wären ebenerdig zu betreten. Das Thema steht schon länger auf Miltenbergers Agenda, bisher hat die Stadt aber kein geeignetes Grundstück gefunden.
Ob es eine Begrenzung gebe, wie lange die Bewohner bleiben dürfen, wollte Kathrin Hörnig vom Sozialbeirat bei der Besichtigung wissen. Natürlich gebe es rote Linien, die nicht überschritten werden dürften, wie zum Beispiel der Einsatz von Gewalt, der nicht geduldet werde, "aber wir setzen niemanden auf die Straße", erklärte Miltenberger.
Vermittlung an reguläre Wohnungen ist oft schwierig
Kooperation und Eigeninitiative wird von den Bewohnern trotzdem gefordert. Sie müssten, ähnlich wie beim Arbeitsamt, Bewerbungen auf Wohnungsangebote nachweisen, wenn diese finanziell realistisch sind. Miltenberger macht den Bewohnern Vorschläge für Wohnungen "und das überprüfe ich dann schon auch, ob sie sich darauf bewerben", erklärt sie.
Trotz aller Bemühungen sei es für Obdachlose nach wie vor sehr schwierig, auf dem regulären Wohnungsmarkt unterzukommen. "Viele Vermieter wollen keine Mieter, die Sozialhilfe beziehen", fasst Miltenberger das Problem zusammen. Da gebe es noch immer viele Vorbehalte. Seit längerem sei zum Beispiel eine Kellerwohnung für rund 200 Euro Miete auf dem Marktheidenfelder Wohnungsmarkt, doch da könne sie dann auch nichts machen, so Miltenberger, wenn der Vermieter "einfach nicht will".