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Niedrige Inzidenz: Karlstadter Kino öffnet mit ungewöhnlichem Konzept
Auch die Kinos spüren Folgen der Corona-Krise. In Karlstadt versuchen die Betreiber nun mit Kreativität und einem Alternativprogramm, die Flaute auszugleichen.
Die Betreiber der Burglichtspiele – Wilfried, Milagros und Carolin Dunst (von links) – mussten das Kino während Corona immer wieder komplett schließen. 
Foto: Tabea Goppelt | Die Betreiber der Burglichtspiele – Wilfried, Milagros und Carolin Dunst (von links) – mussten das Kino während Corona immer wieder komplett schließen. 
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:45 Uhr

Ziemlich verlassen steht das Gebäude der Burglichtspiele in Karlstadt da. Über dem Eingang steht in großen Buchstaben "Corona geschlossen". Die Popcornmaschine ist leer, ein paar Tüten Erdnüsse liegen noch in der Auslage. Den aktuellen Regelungen nach wäre eine Öffnung jetzt möglich. Derzeit müssten die Kinobesucher aber noch während der ganzen Filmvorführung Masken tragen und es gilt Testpflicht, außer für Geimpfte und Genesene. Ob sich das lohnt?

Noch bleibt das Kino geschlossen, die Betreiber wollen die Entwicklung der nächsten Tage abwarten. "Es müssen die Konditionen stimmen, zu denen wir öffnen", sagt Wilfried Dunst. Gemeinsam mit seiner Tochter Carolin und seiner Frau Milagros betreibt er die Burglichtspiele. "Wenn auf einmal alles aufmachen darf und der Verleih bringt den neuen James Bond raus, dann sind wir natürlich voll da", versichert er dennoch. 

„Die Filmverleihe brauchen eine Vorlaufzeit von vier Wochen."
Carolin Dunst, Betreiberin der Burglichtspiele

Keine Filme nach Corona? 

Ein Grund, warum das Kino noch zu bleibt: Es fehlen die neuen Filme. "Die Filmverleihe brauchen eine Vorlaufzeit von vier Wochen. Das heißt, wenn die Kinos öffnen, dann kommen erst in etwa vier Wochen neue Filme auf den Markt", erklärt Carolin Dunst. Vieles werde auch aufs nächste Jahr verschoben. In den ersten Wochen gäbe es dann ein abgespecktes Programm mit Kinder- und Arthouse-Filmen. Einige aktuelle Kinderfilme gibt es noch nicht auf DVD zu kaufen, sodass die Kinos die Filme noch zeigen können. Aber das ist nicht in allen Genres so: "Es gibt jetzt ja viele Filme, die kommen gar nicht ins Kino, die kommen direkt in den Stream. Das finde ich total schade", sagt Carolin Dunst.

Popcorn und Snacks können im Kino aufgrund der Corona-Vorschriften derzeit nicht angeboten werden.
Foto: Tabea Goppelt | Popcorn und Snacks können im Kino aufgrund der Corona-Vorschriften derzeit nicht angeboten werden.

Ohne Popcorn bleibt die Kasse leer

"Was uns besonders missfällt, ist, dass wir kein Popcorn und keine Getränke verkaufen dürfen", sagt Wilfried Dunst, "weil da hätte man Geld verdient". Wenn die Besucher während des Films die Maske tragen müssen, dürfen sie nicht essen. Von einer Kinokarte blieben jedoch keine 20 Prozent beim Kino. "Was ist für die Kinder ein Kinobesuch ohne Popcorn?", fragt Dunst außerdem.

"Manche Kinder bestellen zuerst das Popcorn und dann die Eintrittskarte", wirft seine Tochter ein. Momentan habe das Kino zwar keine finanziellen Probleme, weil Hilfen vom Staat schnell ankamen. Aber eine Öffnung rentiere sich – vor allem unter der Woche – gerade noch nicht. 

Ein ganz privates Kino-Date

Familie Dunst hat sich deshalb ein alternatives Konzept für Kinobesuche überlegt: Unter Einhaltung der aktuellen Kontaktbeschränkungen darf der Kinosaal für eine private Filmvorführung gemietet werden – oder sogar zum Computerspielen. Auf die Idee kam Familie Dunst "einfach mal so". Vor allen Dingen müsse die Anlage auch ab und zu in Betrieb genommen werden.

"Wenn die ein paar Monate still steht, geht sie gar nicht mehr an", so Wilfried Dunst. Zunächst hätten sie sich selbst ins Kino gesetzt. "Dann habe ich mir auch gedacht: Es ist schade, dass man das nicht teilen kann", sagt Carolin Dunst. Da habe sie beim Landratsamt nachgefragt, ob Privatvorführungen möglich seien. 

Die Burglichtspiele in Karlstadt. Die Betreiberfamilie Dunst sah sich privat Filme an, um die Anlage immer wieder in Betrieb zu nehmen.
Foto: Tabea Goppelt | Die Burglichtspiele in Karlstadt. Die Betreiberfamilie Dunst sah sich privat Filme an, um die Anlage immer wieder in Betrieb zu nehmen.

Seither haben die Dunsts schon mehrmals ihre Anlage für Besucher angeworfen. Einmal für eine ganze Familie, einmal für Mutter und Sohn – und ganze fünf Male für junge Pärchen. "Die meisten, würde ich sagen, so in ihren Zwanzigern oder Anfang 30", so Carolin Dunst, und: "Das haben alles die Männer organisiert". Ein Pärchen habe sogar den zweijährigen Jahrestag mit einer Privatvorstellung gefeiert. 

Der Lieblingsfilm auf der großen Leinwand

Bis jetzt hätten alle Leute ihren Film sehen können, den sie sich gewünscht haben. Durch die digitale Technik, die heute in den Kinos eingesetzt wird, ist das machbar. "Wir können jede DVD und jede Bluray abspielen", sagt Wilfried Dunst. Man könnte sogar über einen Laptop Filme auf der großen Leinwand streamen. Auch Computerspielen ist möglich. Carolin Dunst weiß: "Die Kollegen in Marktheidenfeld spielen regelmäßig bei sich im Kino X-Box. Und dann habe ich mal meine X-Box hier angeschlossen und das funktioniert."

Auch vor der Pandemie hätten Besucher das Kino schon für private Zwecke gebucht; für Geburtstage beispielsweise, aber auch für Heiratsanträge. "Da sind die Leute auf uns zugekommen", sagt Carolin Dunst. Beworben hätten sie das vorher nicht, da sie zu den Wunschzeiten am Abend und am Wochenende wegen normaler Vorstellungen meistens Nein sagen mussten. In Zukunft können sich die Betreiber trotzdem vorstellen, die Privatvorstellungen weiter anzubieten. 

Filmrollen gibt es in den Burglichtspielen Karlstadt schon seit rund zehn Jahren nicht mehr: Mittlerweile ist die Projektionstechnik digitalisiert.
Foto: Tabea Goppelt | Filmrollen gibt es in den Burglichtspielen Karlstadt schon seit rund zehn Jahren nicht mehr: Mittlerweile ist die Projektionstechnik digitalisiert.

"Es war wirklich so wie Wohnzimmer, nur in groß"

Ganz sicher in Anspruch nehmen will das Kristina Ackermann – und zwar für die Nachfeier ihres Geburtstages, sobald die Corona-Zahlen das wieder zulassen. Sie hat bereits mit ihrem erwachsenen Sohn eine private Filmvorstellung in Karlstadt besucht. "Es war ein ganz tolles Erlebnis. Wir haben dann geflüstert ab und zu – aber dann haben wir uns überlegt, es ist ja gar keiner da, den wir stören können", sagt Ackermann. Und schwärmt weiter: "Es war wirklich so wie Wohnzimmer, nur in groß. Man sitzt niemandem auf der Pelle – oder umgekehrt. Es stört keiner, es hustet keiner".

Die Realschullehrerin geht auch gerne mit ihren Klassen ins Kino, vor allem für historische Filme. Dort würden die Bilder ganz anders wirken. Unter anderem deshalb liegt ihr der Erhalt der Burglichtspiele besonders am Herzen. Sie könne mit den Schülern einfach zum Kino laufen. Für Ackermann hat das Kino daher einen ganz besonderen Stellenwert: "Das ist wirklich so eine kleine Oase, die wir in Karlstadt haben".

 
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