
Der Wiederaufbau des geschlossenen Wertheimer Krankenhauses schreitet voran: Am Montag hat der Wertheimer Gemeinderat einer sogenannten Ausgleichs- und Betrauungsvereinbarung mit der gemeinnützigen Bürgerspital Wertheim GmbH einstimmig zugestimmt. Darin ist festgelegt, dass das Bürgerspital Wertheim ein Krankenhaus mit Notfallversorgung und Schlaganfall-Einheit betreibt. Im Gegenzug verpflichtet sich die Stadt, zu dem erwarteten Defizit einen Ausgleich von maximal 2,75 Millionen Euro pro Jahr zu leisten. Fällt das Defizit höher aus, muss der Betreiber dafür aufkommen. Sinkt das Defizit, reduziert sich auch der städtische Beitrag. Nun muss die Stadt ihren Haushalt so aufstellen, dass sie diese Verantwortung stemmen kann. Diese und die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung der Stadt entnommen.
Die insolvente Klinik war im Juni geschlossen worden, nachdem Verhandlungen mit Investoren gescheitert waren. Inzwischen hat die Stadt das Krankenhaus-Areal gekauft und will in Kooperation mit der Bürgerspital Wertheim GmbH die Klinik fortführen. Ohne die nun beschlossene Finanzierungs-Zusage der Stadt an das Bürgerspital hätte es keine Grund-, Regel- und Notfallversorgung in Wertheim gegeben, verdeutlicht der Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez.
Stadt bittet Main-Tauber-Kreis um Unterstützung
Der Kreistag hat bereits den Grundsatzbeschluss gefasst, die Stadt bei der Finanzierung des Defizitausgleichs für die Notfallversorgung zu unterstützen. Jetzt beschloss der Gemeinderat, vom Landkreis Main-Tauber eine finanzielle Unterstützung in "substantieller Höhe" zu erbitten, heißt es in der Mitteilung weiter.
Damit das Regierungspräsidium die Ausgleichs- und Betrauungsvereinbarung genehmigen kann, muss die Stadt Wertheim die Leistungsfähigkeit ihres Haushalts nachweisen. "Da haben wir noch ein Stück Arbeit zu leisten", sagt Herrera Torrez. Er sei aber zuversichtlich, dass es gelinge. Für 16. November ist eine Haushaltsklausurtagung des Gemeinderats terminiert. Den Beschluss über die Vereinbarung werde die Stadt dem Regierungspräsidium gemeinsam mit dem überarbeiteten Haushalt vorlegen, kündigte der Bürgermeister an. Ein Gespräch zwischen Regierungspräsidium, Landkreisverwaltung und Stadtverwaltung, in dem das weitere Vorgehen abgestimmt wird, ist bereits für Mitte November terminiert.
Nachbarkommunen werden um Geld gebeten
Auch Gespräche mit benachbarten Kommunen, deren Bürgerinnen und Bürger ebenfalls von der Wiederaufnahme der Notfallversorgung in Wertheim profitieren, laufen bereits. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung nun, diesen Kommunen einen Vorschlag zur finanziellen Beteiligung vorzulegen.
Den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats wertete Herrera Torrez als "erneut entschlossenes und mutiges Vorangehen". Wenn die Stadt immer auf Entscheidungen und Lösungen von anderer Stelle gewartet hätte, "wären wir nicht da, wo wir heute sind." Auch aus Reihen des Gemeinderats wurde hervorgehoben, dass es innerhalb von nur drei Monaten gelungen sei, die Wiederaufnahme des Krankenhausbetriebs mit Notfallversorgung in greifbare Nähe zu bekommen.
Die stationäre neurologische Rehaeinrichtung von Mediclin und das bestehende Dialysezentrum hingegen sind von dieser Vereinbarung nicht betroffen. Die beiden Einrichtungen sind neben dem Bürgerspital weitere Nutzer der ehemaligen Rotkreuzklinik.