Was tut man, um Leerstände in der Kernstadt wieder mit Leben zu erfüllen, wenn sich kein adäquater geschäftlicher Nachmieter findet? Eine Lösung dafür präsentiert nun der Förderverein "Lieblingsplatz Gemünden eV" mit seiner neuen Begegnungsstätte "freiraum. mitten im leben" am Marktplatz. Die bewusst schlicht und multifunktional eingerichteten Räume bieten vielfältige Möglichkeiten für die verschiedensten Kurse, Treffen von Gruppierungen oder kleinere Veranstaltungen – und füllen bisher leerstehende Geschäftsräume mit neuem Leben.
Krabbelstube, Kindertreff, Bastelkreise, Workshops, Meetings, Kunst, Kultur, Sport und Tanz – von der Jugend bis zum Alter – all das soll laut Vorsitzendem Walter Volpert in den neugestalteten Räumen möglich werden. Tische mit Rollen, Klappstühle, eine verschiebbare Trennwand sowie eine Sitzbank entlang des ehemaligen Schaufensters ermöglichen es demnach "in fünf Minuten von einem Sportprogramm auf ein Kreativprogramm umzuschalten".
Offen für Anfragen aus allen Bereichen
Das Konzept scheint anzukommen: "Wir sind offen für alle möglichen Ideen und es gibt Anfragen aus den verschiedensten Bereichen, ferner bereits erste feste Nutzer", sagt Volpert kurz nach der Eröffnung am Marktsonntag. So konnte Yvonne Phillip (Himmelstadt) als Nutzerin gewonnen werden, die mit "Musikzwerge" einen Eltern-Kind Kurs für Kleinkinder bis 18 Monate anbietet. Die Tanzschule "Step'n'Standard" (Höchberg) will am 7. November mit Kursen für tänzerische Früherziehung in verschiedenen Altersstufen für Kids und Hip Hop Tanzen für Teens starten.
An den Wänden im "freiraum." findet sich im Rahmen des Themas "Kunst aus der Region" bereits eine Dauerausstellung des Lohrer Malers Richard Kuhn, Petra Hertlein von Gemündener Geschäft "EinzigArtig" nutzt die Räumlichkeiten für Kreativ-Workshops. Eine Fotografin will zudem das ehemalige Ladengeschäft zeitweise für Fotosessions als Ableger ihres Fotostudios mieten.
Jungen Unternehmen den Start erleichtern
"Mit einem akzeptablen Mietangebot für die Räume wollen wir Einstiegshürden für junge Unternehmen abbauen", erklärt Volpert ein weiteres Ziel von "freiraum.". Dadurch können Start-up-Unternehmen mit innovativen Ideen und geringem Kapital ohne Langzeitverpflichtungen ihr Geschäftsmodell starten. Diese "Newcomer" wolle man dann weiter fördern, indem man sie beim Marketing und der Werbung in den Medien unterstütze.
"Es gilt einfach die Kernstadt attraktiver zu machen und stärker zu beleben", sagt Volpert. Nachdem Ehrenamtliche mit der sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Wein- und Brotzeitbar "Zum Schelch" ein besonders gastronomisches Angebot geschaffen haben, will "Lieblingsplatz Gemünden", der Förderverein für eine lebens- und liebenswerte Stadt mit seinem "Herzblut-Projekt" diesmal einen neuen gesellschaftlichen Treffpunkt in der Innenstadt etablieren.
Die Wein- und Brotzeitbar "Zum Schelch", die am Marktsonntag ihr Einjähriges feierte, sei eine Erfolgsgeschichte. Wenn der "Schelch" zu bestimmten Anlässen von den Ehrenamtlichen geöffnet wird, kommen Leute aus weiterer Umgebung nach Gemünden, um sich dort zu treffen und sich zu unterhalten. "Da hat keiner ein Handy in der Hand, die kommunizieren noch analog", freut sich Walter Volpert.
"Wir haben mit einen der schönsten Markplätze in ganz Main-Spessart, aber die Topografie in Gemünden ist eine ganz große Herausforderung", betont Volpert zu den beiden Projekten. In der Kernstadt wohnen nur etwa 500 Personen. In den weiter entfernteren Wohngebieten Richtung Grautal oder Schönau ist dagegen 80 Prozent der Bevölkerung zu Hause: "Da muss es einfach mehr Anreize als einen Arzt- oder Apothekenbesuch geben, um in die Gemündener Kernstadt zu kommen."
Informationen zu "freiraum.mitten im Leben" gibt es unter www.lieblingsplatz-gemuenden.de. Kontakt zu Walter Volpert unter Tel.: 0173/4024557