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Hofstetten
Neue Bestattungsformen: Das Gegenkonzept zu Friedwald und Co.
Die Friedhofsgebühren sind enorm gestiegen, aber Bürgermeister Lippert verteidigte die Erhöhung bei einem Ortstermin in Hofstetten, wo Wachsleichen ein Problem sind.
Ortstermin am Friedhof Hofstetten zur Vorstellung des Friedhofskonzepts.
Foto: Björn Kohlhepp | Ortstermin am Friedhof Hofstetten zur Vorstellung des Friedhofskonzepts.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:58 Uhr

Die Tour über die Gemündener Friedhöfe zur Vorstellung des Friedhofskonzepts hat am Dienstagabend mit einem Besuch des Bürgermeisters und einer Riege von Stadträten auf dem Hofstettener Friedhof begonnen. Knapp 30 interessierte Bürger informierten sich dabei über die geplante Neugestaltung und die erhöhten Gebühren. Der Friedhof, auf dem es ein Problem mit Wachsleichen gibt, soll mehr Freiflächen erhalten und künftig alternative Bestattungsformen ermöglichen – auch um Friedwald und Ruheforst etwas entgegenzusetzen.

"Das ist ja Wahnsinn!", entfuhr es einem Hofstettener, als Bürgermeister Jürgen Lippert erläuterte, dass eine Urnengrabstätte mit bis zu sechs Urnen bislang 192 Euro kostete, mit der im Januar beschlossenen neuen Gebührensatzung aber nun 800 Euro für zehn Jahre. Lippert zeigte Verständnis für die entrüstete Reaktion, aber es stelle sich die Frage: "Wo sollen künftig die Einnahmen herkommen?" Die Bestattungsgewohnheiten haben sich massiv verändert: Heute seien in Gemünden 80 Prozent aller Beerdigungen Urnenbeisetzungen und nur noch 20 Prozent Sargbestattungen. "Die Gebühren müssen sich dem Nutzungsverhalten anpassen", sagte Lippert.

Friedwald und Ruheforst haben auch ihren Preis

Zwar seien Plätze im Friedwald oder Ruheforst über die gesamte Laufzeit von dort bis zu 99 Jahren günstiger, aber sie kosteten im Friedwald auch ab 770 für eine einzelne Urne bis 6350 Euro und im Ruheforst 565 bis 6800 Euro. Außerdem hätten die Waldgrabstätten auch Nachteile, führte Lippert aus, z.B. bei der Zugänglichkeit. Die umliegenden Gemeinden seien günstiger als Gemünden mit seinen neuen Friedhofsgebühren, räumte der Bürgermeister ein. Aber Lippert rechnet damit, dass etwa auch Lohr und Karlstadt über kurz oder lang ihre Gebühren werden erhöhen müssen.

Bei einem Jahresdefizit von zuletzt über 130 000 Euro sei man nicht um höhere Gebühren herumgekommen, zumal der Kommunale Prüfungsverband Gemünden aufforderte, etwas gegen die "riesigen Defizite" zu unternehmen. "Wir wollen kein Geld damit verdienen, aber wir wollen irgendwo in Richtung Kostendeckung kommen", so der Bürgermeister. Künftig wolle man spätestens alle vier Jahre die Gebühren überprüfen.

Grabstätten ohne Pflegeaufwand jetzt auch auf dem Friedhof

In Hofstetten, wie auf den übrigen Gemündener Friedhöfen, sollen jetzt auch pflegefreie Baumbestattungen und Wiesengräber möglich sein. Ein erster Baum ist schon gepflanzt. Lippert: "Dafür braucht man nicht in den Friedwald." Auf dem Hofstettener Friedhof soll eine Grabpartie an der Nordseite nach und nach aufgelöst werden, so dass in vielleicht zehn, zwanzig Jahren dort eine Grünfläche entsteht. "Wir haben Platz ohne Ende." Grünflächen ließen sich über den allgemeinen Haushalt abrechnen und schlügen nicht bei den Friedhofskosten ins Kontor, erklärte Lippert.

Der Hofstettener Hermann Grob wollte wissen, ob es möglich sei, bei einem noch genutzten Erdgrab den Grabstein stehen zu lassen, es einzuebnen und dort Gras anzusäen. "Das ist mir lieber als ein verwahrlostes Grab." Lippert sagte, dass das in der Satzung nicht vorgesehen sei und dass dafür eigentlich die neue Form des Wiesengrabs vorgesehen sei, aber der Gedanke sei "nicht verkehrt". In Hessen gebe es das häufiger, zeigte sich der Bürgermeister tendenziell offen für die Idee.

Wasser drückt in den Friedhof

Zur Sprache kam auch das Problem mit dem von oben hereindrückenden Wasser im Hofstettener Friedhof. Bürger berichteten, dass beim Ausheben von Gräbern in manchen Wasser stehe und dass das Landratsamt in solchen Fällen eine Sargbestattung untersage. Urnenbestattungen seien kein Problem. Einmal sei ein Hofstettener sogar in Gemünden beigesetzt worden, weil aus religiösen Gründen eine Erdbestattung vorgeschrieben war, dies aber in Hofstetten offenbar unmöglich gewesen sei. Stadtrat Gerhard Thumes (FWG) sprach sich für eine Drainage aus, die 19 000 Euro koste.

Ältere Hostettener beschwerten sich über aus dem Boden ragende "Stolperfallen" in Form von nicht entfernten Fundamenten aufgelöster Grabstellen. Ein ältere Frau lobte, dass der Friedhof nicht mehr so verwildert aussehe, seit eine beauftragte Firma und nicht mehr der Bauhof mähe.

Der nächste städtische Friedhof, der besucht wird, ist kommenden Dienstag um 17.30 Uhr der Schaippacher

 
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