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GEMÜNDEN
Gemündens Friedhöfe sollen billiger und schöner werden
Zu den attraktiver werdenden alternativen Bestattungsformen gehören die Urnenerdröhren (im Vordergrund).
Foto: Michale fillies | Zu den attraktiver werdenden alternativen Bestattungsformen gehören die Urnenerdröhren (im Vordergrund).
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:12 Uhr
„Da liegt der gute Max. Er hatte ein Herz aus Wachs. War immer da für Kinder und Fra. Sei Haus hömse gern genomme, sei Grab lassese verkomme.“
Plakat, das 2014 einige Tage an einem jetzt aufgelösten Grab stand.

Der Wunsch nach weniger Pflegeaufwand und geringeren Kosten bewirkt einen Wandel in der Bestattungskultur, weg von Grabstellen hin zu Urnenbeisetzungen. Das und die vor einigen Jahren eröffnete Option, sich in besonders ausgewiesenen Wäldern bestatten zu lassen, verteuern das starre kommunale Friedhofswesen: Immer weniger Beerdigungen müssen den Unterhalt eines ganzen Friedhofs samt Leichenhaus decken. Die Gemeinden reagieren darauf – mit erheblicher Verzögerung jetzt auch die Stadt Gemünden.

Friedhofskonzept

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause erfüllte Bürgermeister Jürgen Lippert sein Versprechen und legte das sogenannte Friedhofskonzept für die elf Gottesäcker der Stadt vor, das Stadträte jahrelang schon von seinem Vorgänger gefordert hatten. Das Konzept will Lippert vor der Umsetzung in den regulären Bürgerversammlungen vorstellen und diskutieren lassen.

Denn, so betonten der Bürgermeister und einige Stadträte, wichtig sei in der sensiblen Angelegenheit: Es dürfe und werde kein kurzfristiges Verschieben von Grabstellen geben; die Totenruhe bleibe gewahrt.

Neue Bestattungsformen

Ziel der Kommunen muss es einerseits sein, die Friedhöfe um nachgefragte Bestattungsformen zu erweitern und dadurch attraktiver werden zu lassen sowie andererseits die Kosten zu senken, da Friedhöfe dem Prinzip nach kostendeckend betrieben werden müssen. Kostensenkung ist im Gemündener Stadtgebiet zunächst nur dadurch möglich, dass die überall zu beobachtenden und zunehmenden leeren Grabstellen in den Grabreihen nach und nach zu Freiflächen zusammengefasst und mehr oder weniger ausgegliedert werden, als leicht zu mähende Wiesen etwa.

Rechnung zu tragen ist außerdem dem Umstand, dass es in den heutigen Kleinfamilien oft an Nachkommen mangelt oder diese weit entfernt wohnen und somit die Grabpflege nicht geleistet wird. Schwierig ist eine Friedhofsgestaltung wegen der durchaus recht unterschiedlichen Ansprüche: Was dem einen als parkähnliche Gestaltung gefällt, gilt dem anderen als Unkrautacker .

. . Bäume sind vielen als Schattenspender willkommen und werden von ebenso vielen wegen des Laubs abgelehnt.

Gelungene Beispiele

Gelungene Beispiele einer Neukonzeption (wir berichteten ausführlich) liefern beispielsweise die Gemeinden Fellen und Karsbach (Höllrich). Ähnliche Elemente enthält das Gemündener Friedhofskonzept. Für die 45-seitige Fleißarbeit lobte Bürgermeister Lippert die Sachbearbeiterin Tanja Köhler: Hätte man einen Landschaftsarchitekten damit beauftragt, wären über 50 000 Euro fällig geworden.

Ermöglicht bzw. angelegt werden sollen zusätzlich zu herkömmlichen Erdgräbern, Urnengräbern und Urnenerdröhren in fast allen Gemündener Friedhöfen:

• Urnenwände (bisher nur in Adelsberg vorhanden)

• Baumbestattungen (Urnen einzeln oder zu mehreren unter Steinplatten um einen Baum; wegen Platzmangels nicht in Gemünden)

• Wiesengräber (Grabstellen unmarkiert in einer Wiese, Gedenkschildchen für die Gestorbenen an einer Stele davor).

Auf Lageplänen und Fotos zeigte Bürgermeister Lippert in der Stadtratssitzung, wo jeweils die neuen Elemente angelegt werden könnten – und dies schnell – und welche Freiflächen mittel- und langfristig zu gewinnen wären. Nur die Freiflächen jedoch zeitigen seinen Worten zufolge Einspareffekte. Ein Plus an Bestattungen senke die Kosten ebenfalls.

Was die Stadträte sagen

„Man muss loben, dass die Stadt endlich mal was vorlegt“, sagte Stadtrat Günther Felbinger, und seine Kollegin Irmgard Pröschl dankte der Sachbearbeiterin: „Man hat sich wirklich Gedanken gemacht.“ Kritische Anmerkungen gab es dennoch: So forderte Pröschl: „Die Gräber müssen kurzfristig bezahlbar bleiben.“ Und Felbinger bat, gefälligere Lösungen auszuarbeiten, eventuell doch einen Landschaftsgärtner einzusetzen, „bevor uns noch mehr Leute in die Friedwälder weglaufen“.

Bernd Rützel gar unterstrich die oft zu hörende Klage über mangelnde Pflege der Friedhöfe: „Man sollte auch investieren, Mauern instandsetzen, Wege machen . . .“ Dem stimmte Felbinger zu: „Ich möchte dringend bitten, besser zu pflegen. Da möcht's ich nicht begraben sein! Das Gras hoch, kein bisschen einladend!“ Speziell über den Gemündener Friedhof müsse man reden.

Zu Felbingers Anregung, die Obst- und Gartenbauvereine einzubinden, sagte Lippert: Das sei aufgrund der Überalterung der Vereine schwierig – „die sind nicht mehr so aufgestellt“.

Aus mancherlei Gründen verwildern Grabstellen immer häufiger.
Foto: Michael Fillies | Aus mancherlei Gründen verwildern Grabstellen immer häufiger.
Die unbelegten Grabstellen in Friedhöfen – im Bild Gemünden – nehmen zu, erhöhen den Pflegeaufwand und damit die Unterhaltskosten.
Foto: Michael Fillies | Die unbelegten Grabstellen in Friedhöfen – im Bild Gemünden – nehmen zu, erhöhen den Pflegeaufwand und damit die Unterhaltskosten.
 
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