Der Aufschrei war groß, als im Juli ein 80-jähriger Radfahrer die Staatsstraße 2299 aus Richtung Bettingen kommend am Ortsteingang von Homburg kreuzte und dabei mit einem Auto zusammenstieß. Die Verletzungen des Seniors waren so schwer, dass er im Krankenhaus verstarb. Der Unfall beschäftigte auch Triefensteins Gemeinderat. Die Forderung nach einem Tempolimit machte die Runde.
Nach einem Bericht über die öffentliche Gemeinderatssitzung meldeten sich auch viele Leser zu Wort. Durch eine Unterführung wäre ein solcher Unfall vermieden worden, sagte zum Beispiel der frühere Chef einer Gebietsverkehrswacht. Andere Leser schlugen einen durchgehenden Radweg ohne eine Querung der Maintalstraße vor. Sogar eine Ampel-Lösung wurde vorgeschlagen.
Tempolimit wurde geprüft
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Würzburg hatte die Polizei Marktheidenfeld einen Sachverständigen zur Unfallrekonstruktion hinzugezogen. Wörtlich kamen die ermittelnden Beamten zu der Feststellung, dass "der Radfahrer aufgrund der Beschilderung dem Verkehr auf der Landstraße hätte Vorrang gewähren müssen".
Auch der Markt Triefenstein blieb nach dem Unfall nicht untätig. Die Gemeinde brachte dort, wo der Radweg die Staatsstraße überquert, eine Wegesperre an, die vom Sachgebiet Verkehrswesen des Landratsamts Main-Spessart "sehr begrüßt" wurde und die Radfahrer zum Absteigen zwingt. Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock bedauert in einer persönlichen Stellungnahme, "dass trotz tragischem Unfall sowohl rasende Autofahrer im Bereich Unfallstelle unterwegs sind und Radfahrer trotz Beschilderung die Absperrungen umfahren, um weiterhin fahrend über die Staatsstraße zu kommen". Man könne nur an die Vernunft beider Seiten appellieren, "diese Situation nicht zu unterschätzen".
Unfallkommission sieht Fehlverhalten bei Radfahrern
Im August machte die Unfallkommission eine "anlassbezogene Ortseinsicht", auch die Bürgermeisterin war dabei. Die Kommission kam zunächst zu der Feststellung, dass "die Voraussetzungen für eine Geschwindigkeitsbeschränkung nach wie vor nicht vorliegen". Als Unfallursache werden weder die Geschwindigkeit noch der Pkw-Führer, "sondern leider ein Fehlverhalten des Radfahrers" genannt. Dieser "querte die Fahrbahn nachweislich ohne abzusteigen und sich zu vergewissern, ob der Verkehr ein Queren zulässt". Die Unfallkommission stellte vor Ort fest, dass dieses Verhalten "leider von der Mehrheit der Radfahrer praktiziert wird". Die von der Gemeinde angebrachte Wegesperre sei zielführender als das rechtlich nicht umsetzbare Tempolimit, heißt es weiter von der Unfallkommission, an der ein Vertreter der Polizei und der Sicherheitsingenieur des Staatlichen Bauamts teilnahmen.
SPD für Tempo 70
Wie stehen die Fraktionen des Gemeinderats zu diesem Ergebnis? Christoph Müller als Sprecher der Fraktion "SPD/Unabhängige Liste" schreibt auf Anfrage der Redaktion, "dass seine Fraktion und er schockiert sind, dass selbst der Tod eines Radfahrers an diesem doch häufig befahrenen Straßenübergang nicht zu einem Umdenken der zuständigen Behörden geführt hat". Die von der Gemeinde an dem Radweg errichtete Barriere sei ein wichtiges Instrument, um die Sicherheit zu erhöhen. Aus der Sicht seiner Fraktion sei eine Geschwindigkeitsreduzierung mehr als nur notwendig, schreibt Müller weiter. Durch eine Reduzierung auf siebzig Stundenkilometer werde in dem betroffenen Abschnitt kein Verkehrsfluss ausgebremst. Für alle Parteien erhöhe sich aber die Möglichkeit, im Ernstfall schneller reagieren zu können.
CSU für Hinweisschilder und Tempolimit
Bestürzt über den Unfall zeigte sich auch Wolfgang Virnekäs, der Vorsitzende der CSU-Fraktion. Er sieht in der "Überquerungsstelle" des Maintalradweges einen Gefahrenpunkt und plädiert zusätzlich zur Wegsperre für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Diese sollte "auf der ganzen Länge" von Homburg angeordnet werden. Virnekäs hält es ferner für zweckmäßig, dass die Autofahrer neben einem Tempolimit auf die "Überquerungsstelle" als Gefahrenpunkt hingewiesen werden sollten. Durch diese Maßnahme hofft sich die CSU-Fraktion, "dass keine weiteren Unfälle passieren".
Freie Bürger: Sicherheit der Radfahrer muss an erster Stelle stehen
Karin Öhm (Freie Bürger) weist zunächst daraufhin, dass der Radweg auch von vielen Familien benutzt werde. Jeder Verkehrstote sei einer zu viel. Der Radfahrer habe fast immer das Nachsehen, ob "selbstverschuldet oder nicht". Sie könne nicht nachvollziehen, warum das Landratsamt ein Tempolimit ablehne. Die Sicherheit der Radfahrer solle immer an erster Stelle stehen, fordert Karin Öhm. Es sei ein großer Unterschied, ob ein Auto mit siebzig oder mit hundert Stundenkilometern "angerast kommt".
Für die Fraktion "Aus vier mach Wir" äußerte sich deren Vorsitzende Claudia Holzmann. Sie schloss sich der Meinung von Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock vollinhaltlich an.