zurück
Karlstadt
Nach Rangelei in Karlstadter Notunterkunft: Vertreter des Landratsamts sprechen mit Geflüchteten über ihre Anliegen
Am Mittwochabend wollten Geflüchtete in der Erwin-Ammann-Halle selbst kochen, es kam zum Stromausfall und zum Streit. Was die Hintergründe sind und welche Lösungen gefunden wurden.
Im Foyer der Erwin-Ammann-Halle essen die Geflüchteten und dürfen während des Fastenmonats abends ihr Essen aufwärmen – jedoch nicht selbst kochen. Unter anderem das führte zu einem Streit am Mittwochabend.
Foto: Johannes Kiefer | Im Foyer der Erwin-Ammann-Halle essen die Geflüchteten und dürfen während des Fastenmonats abends ihr Essen aufwärmen – jedoch nicht selbst kochen. Unter anderem das führte zu einem Streit am Mittwochabend.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 29.03.2024 02:49 Uhr

Etwa 50 Geflüchtete aus der Erwin-Ammann-Halle fanden sich am Mittwochabend in der Polizeiinspektion in Karlstadt ein: Dem vorausgegangen war ein Konflikt in der Halle sowie mehrere Anliegen der Geflüchteten, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt hatten. Auch zu einem Stromausfall soll dort es nach Informationen des Landratsamts gekommen sein. Am Donnerstag gab es daraufhin ein klärendes Gespräch in der Halle.

"Es gab Gerangel, aber keine Verletzten", sagt Jacqueline Ratka, Abteilungsleiterin für öffentliche Sicherheit im Landratsamt Main-Spessart, über den Konflikt. Der Auslöser hing wohl mit den besonderen Gegebenheiten während des Fastenmonats Ramadan zusammen: Derzeit sind in der Notunterkunft 133 Personen untergebracht, 114 davon muslimischen Glaubens. Während der Fastenzeit essen und trinken Muslime, die den Ramadan feiern, nur nach Sonnenuntergang. Die warme Mahlzeit wird nach Informationen des Landratsamts jedoch weiterhin zur Mittagszeit in die Halle geliefert, allerdings in Warmhaltebehältern.

Zwischen 35 und 50 Personen in der Polizeiinspektion

Die muslimischen Geflüchteten dürften ihre Mahlzeiten nach Sonnenuntergang im Foyer aufwärmen; das Kochen sei jedoch nicht gestattet. Am Mittwoch hätten trotzdem einige Personen selbstständig kochen wollen. Wohl infolgedessen ist es zu einer Überlastung des Stromkreislaufs gekommen; das geht aus den Presseinformationen des Landratsamts allerdings nicht eindeutig hervor. Der Sicherheitsdienst sei eingeschritten, um das Kochen zu unterbinden. Ein Streit und ein Handgemenge ohne Verletzte waren die Folge.

Eine Gruppe Geflüchteter machte sich daraufhin auf den Weg zur Polizeiinspektion. Nach Informationen der Polizei etwa 50 Personen, das Landratsamt geht von 35 bis 45 Personen aus. Mithilfe von Dolmetschern äußerten die Geflüchteten verschiedenste Anliegen und Unzufriedenheiten gegenüber den Polizeibeamten, so Ratka, die auch vor Ort war. Am späteren Mittwochabend kehrte die Gruppe wieder in die Halle zurück, dann soll auch der Strom wieder funktioniert haben. 

Klärendes Gespräch zwischen Beschwerdeführern, Sicherheitsdienst und Landratsamt

In der Polizeiinspektion sei alles ruhig abgelaufen, erklärte die Polizei am Donnerstag auf Anfrage der Redaktion. Das Landratsamt sei direkt als Betreiber der Unterkunft hinzugezogen worden, die Polizei sei nur vermittelnd tätig gewesen und ermittelt nicht weiter, da kein Verdacht auf Straftaten bestehe.

Am Donnerstagnachmittag fanden sich Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts sowie die Integrationsbeauftragte der Stadt Karlstadt, Sakine Azodanlou, in der Erwin-Ammann-Halle ein. In einem klärenden Gespräch mit dem Sicherheitsdienst und den Beschwerdeführern sollten die gegenüber der Polizei angesprochenen Punkte aufgearbeitet werden. Nach Information des Landratsamts seien dabei die Unzufriedenheit mit der Situation der Essenszubereitung und mit langen Wartezeiten bis zum Auszug aus der Halle in dezentrale Unterkünfte angesprochen worden.

Verständnis wiederhergestellt und Situation befriedet

Azodanlou bestätigt, dass genau diese Probleme immer wieder an sie herangetragen werden: Wünsche, etwa nach einem Umzug zu Verwandten in Deutschland, selbst zu kochen oder zu arbeiten. Doch das Asylverfahren nehme Zeit in Anspruch und vorher sei das nicht möglich.

Als Ergebnisse des klärenden Gesprächs gibt das Landratsamt bekannt, dass die Verantwortlichen bei der Essenszubereitung noch besser auf die Bedürfnisse der Bewohner und Bewohnerinnen eingehen wollen. Ein zeitnaher Umzug in dezentrale Unterkünfte sei auch weiterhin nicht immer möglich. Teils hätten zudem grundlegende Verwaltungsabläufe noch einmal erklärt werden können: "Ab und zu ist so ein Gespräch ganz gut und dann ist auch wieder Verständnis da und es ist wieder befriedet", schätzt Ratka die Situation ein.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Tabea Goppelt
Landratsamt Main-Spessart
Landratsamt Würzburg
Polizei
Polizeiinspektion Hammelburg
Ramadan
Stadt Karlstadt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans-Georg Heim
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Alles richtig gemacht: Hilfe gesucht, sich an die zuständige Polizei gewandt und offenkundig begründete Beschwerden sachlich vorgebracht.

    Soviel "Kultur" und Konfliktkompetenz hat nicht jeder, wie die unterirdischen Kommentare der geistigen Elite des fränkischen Unterlandes hier mal wieder zeigen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Bartosch
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Bartosch
    "Die muslimischen Geflüchteten dürften ihre Mahlzeiten nach Sonnenuntergang im Foyer aufwärmen; das Kochen sei jedoch nicht gestattet. Am Mittwoch hätten trotzdem einige Personen selbstständig kochen wollen. Wohl infolgedessen ist es zu einer Überlastung des Stromkreislaufs gekommen;"

    Irgendwie überlesen H. Deeg?

    Sie dürfen ja ihre Religion ausüben, aber mit Sicherheitsvorschriften die hier nun mal herrschen.
    Aber nein, Ihrer Ansicht nach müssen wir doch mit allen Kuscheln. Wer hier herkommt hat sich nach den Regeln hier zu halten und ganz sicher nicht anders herum. Versuchen Sie doch mal in anderen Ländern so zu Leben wie Sie es möchten. Da wird Ihnen ganz sicher auch die Länderregelung ein Riegel vorschieben. Aber nein, in DE müssen wir ja die Regeln der Neuankömmlinge hinnehmen.
    So nicht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Was wollen Sie eigentlich erreichen mit Ihren Phrasen, Projektionen und erbsigen „Urteilen“ über Menschen, über deren Lebensgeschichte und Biographien sie nichts (!) wissen?

    Wie bekommt man so ein Menschenbild? „Riegel vorschieben“ als erlerntes Lebensmotto…
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bernd Löber
    Asylbewerber sind Gäste und sollten sich auch wie solche benehmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hermann-Josef Väth
    ... und als Gastgeber bemühe ich mich , Lebens- und Essensgewohnheiten meiner Gäste zu berücksichtigen. Z.B.: veganen Essen etc, etc.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Günther Schreiber
    Das stimmt so nicht. Man muss sich nicht für alles und jeden verbiegen. Wer hier her kommt hat unsere Kultur und Art zu Leben zu akzeptieren
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara Fersch
    Das sind alles hausgemachte Probleme. Asyl sollte nicht bedeuten nach allen Religionen in einem fremden Land leben zu können!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Art. 4 Grundgesetz ist da sehr eindeutig und ein Pfeiler des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates:

    "(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

    (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet."...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Ansprüche stellen, ist unverschämt. Dankbarkeit ein Fremdwort.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Ohne Geflüchtete müssten Sie sich ja eine neue Projektionsfläche für Ihre moralische "Überlegenheit" suchen, - dafür schon "gedankt"?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Günther Schreiber
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten