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Lohr/Fellen
Nach elf Jahren Suche: Lohrer Raumausstatter Heimbach findet Firmennachfolger in Fellen
Burkhard Heimbach (links) ist froh, nach elf Jahren Suche einen Nachfolger für seine Lohrer Firma gefunden zu haben. Der Fellener Timo Winkler, der den Betrieb Anfang 2025 übernimmt, spricht ebenfalls von einem „Glücksgriff“.
Foto: Boris Dauber | Burkhard Heimbach (links) ist froh, nach elf Jahren Suche einen Nachfolger für seine Lohrer Firma gefunden zu haben.
Bearbeitet von Boris Dauber
 |  aktualisiert: 21.11.2024 02:46 Uhr

Elf Jahre lang hat Burkhard Heimbach nach einem Nachfolger für seinen Betrieb in Lohr gesucht. Diesen März wurde er endlich fündig. Timo Winkler aus Fellen übernimmt zum 1. Januar 2025 die Firma "Heimbach Farben und Raumgestaltung". Sein oberstes Ziel sei es gewesen, dass seine 14 Mitarbeiter weiter in Lohn und Brot stehen, betont Heimbach. Das hat ihm Winkler zugesichert. "Für mich war das keine Frage, die Mitarbeiter alle zu übernehmen", sagt der 45-Jährige.

Für die Kunden der Firma Heimbach soll sich nichts ändern, verspricht Timo Winkler. Neben der klassischen Raumausstattung hat sich der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann auf Wasserschaden- und Schimmelsanierung spezialisiert. Für den Fellener selbst stehen allerdings große Veränderungen an. Bisher war er als Chef mit auf der Baustelle draußen und beschäftigte nur noch seine Frau und einen Handwerker. "Künftig werde ich nicht im Betrieb arbeiten, sondern am Betrieb", sagt er.

Nachfolgersuche über Anzeigen in Fachzeitschriften erfolglos

Winkler will sich vergrößern, Heimbach will sich zur Ruhe setzen: Das klingt, als hätten sich zwei gesucht und gefunden. Doch so einfach war es nicht. Weil er ahnte, dass die Suche kompliziert werden könnte, begann der heute 66-jährige Burkhard Heimbach schon vor über einem Jahrzehnt damit, die Fühler nach einem geeigneten Nachfolger auszustrecken.

Der Lohrer schaltete Anzeigen in Fachzeitschriften, stellte Mitarbeiter ein, die sein Unternehmen potenziell hätten übernehmen können und beauftragte einen Makler. Doch der Erfolg blieb aus. "Der Makler hat mir große Möbelhändler aus München, Berlin und Hamburg als Interessenten vorgestellt, doch das war mir alles zu weit weg", erzählt Heimbach.

Gemeinsamer Lieferant bahnt Kontakt nach Fellen an

Dass seine Suche im bloß 33 Kilometer entfernten Fellen ein erfolgreiches Ende nehmen würde, ahnte der Handelsfachwirt bis März dieses Jahres nicht. Ein gemeinsamer Lieferant berichtete Heimbach von den Plänen Winklers, sein Geschäft zu erweitern. Daraufhin schrieb der 66-Jährige dem Fellener eine Mail, die diesen im Flieger auf dem Weg in den Urlaub erreichte. Noch im Urlaub meldete sich Timo Winkler zurück und vereinbarte ein Treffen.

Obwohl sich die beiden vorher nicht kannten, waren sie sich sofort sympathisch. "Nach zwei Stunden Gespräch hatte ich ein gutes Gefühl, dass das was wird. Wir liegen in Sachen Firmenführung auf einer Wellenlänge", sagt Burkhard Heimbach. Seit der Einigung bereiten die beiden die Unternehmensübergabe vor. "In der Rückschau betrachtet, ist es einfacher, eine Firma aufzugeben als sie weiterzugeben", betont Heimbach. Unter anderem müssen Versicherungen neu abgeschlossen, die EDV und Buchhaltung umgestellt werden.

Firma Heimbach hat  Kunden in ganz Main-Spessart

Die Förderung des Freistaats für Betriebsübernahmen bezeichnet Winkler als katastrophal. "Sie in Anspruch zu nehmen, wäre schlussendlich teurer gewesen als das Finanzierungsangebot auf dem freien Markt", berichtet der 45-Jährige. Trotzdem freut er sich über seinen "Glücksgriff". Um sich zu vergrößern, hätte er ein Grundstück, Gebäude und Mitarbeiter gebraucht, "die gerade auf dem Markt gar nicht vorhanden sind", wie er erklärt. Mit der Übernahme des 1960 in Frammersbach gegründeten Raumgestalters bekommt der Fellener nun alles zusammen.

Mit dabei ist auch eine Kundendatei, die nach Angaben des Noch-Chefs 16.000 Einträge umfasst. Die Firma Heimbach bediene Kunden im kompletten Kreis Main-Spessart und in den angrenzenden Regionen Aschaffenburg, Würzburg und Hessen. "Wir müssen einen größeren Radius haben, weil uns die Menschen nicht so oft brauchen", erklärt der 66-Jährige.

Im Schnitt benötige der Mensch dreimal im Leben einen Raumausstatter: "Einmal für die Neugestaltung und zweimal für die Renovierung", erläutert Heimbach.

Krise der Baubranche merken auch Raumausstatter

Die aktuelle Krise der Baubranche schlägt sich auch in den Umsätzen der Raumausstatter nieder. Heimbach hofft, dass sich der Markt 2026/27 wieder erholt. Er habe sich aber sowieso eher auf Renovierung als Neubau spezialisiert, schiebt der Lohrer Unternehmer nach.

Seiner Erfahrung nach bewegt sich das Geschäft stets in Wellen. Er verweist dabei auf die Jahre 1994 bis 2004. "Innerhalb dieser Zeit hat die Raumausstatterbranche bundesweit einen Umsatzeinbruch von 30 Prozent erlitten."

Timo Winkler möchte bei Heimbach wenig ändern

Um dem entgegenzutreten, hat Heimbach 2007 seine Filiale in Frammersbach geschlossen und seine Firmenphilosophie geändert: "Der Mitarbeiter ist erst dem Kunden verpflichtet und dann dem Unternehmen. Dass der Kunde zufrieden ist, hat oberste Priorität", betont der 66-Jährige. Von 2008 bis 2022 habe er seinen Umsatz nach eigener Aussage jährlich gesteigert. Timo Winkler ist ebenfalls zuversichtlich. An Heimbachs bewährter Philosophie möchte er nichts ändern.

Die Zukunft gestaltet der künftige Inhaber der Firma Heimbach anfangs noch mit dem Vorgänger an seiner Seite. "Solange ich ihn brauche ist er gerne da", sagt Timo Winkler mit Blick auf Heimbach, der dann bei ihm angestellt sein wird.

 
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  • Frank Duckstein
    Viel Glück und gutes Gelingen! Die Angestellten bringen viel Erfahrung mit.
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