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Main-Spessart
Nach Brandstiftung im Altort: Landgericht ordnet für 54-Jährigen aus Main-Spessart Unterbringung in der Psychiatrie an
Der Mann hat immer wieder Straftaten begangen, Nachbarn waren verängstigt. Auch jetzt gilt er wegen seiner Schizophrenie als schuldunfähig und muss in ein psychiatrisches Krankenhaus.
Für einen Mann aus dem Raum Arnstein ordnete das Landgericht die Zwangsunterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, nachdem er ein Auto in Brand gesetzt hatte. Der 54-Jährige leidet unter Schizophrenie.
Foto: David-Wolfgang Ebener, dpa (Symbolbild) | Für einen Mann aus dem Raum Arnstein ordnete das Landgericht die Zwangsunterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, nachdem er ein Auto in Brand gesetzt hatte. Der 54-Jährige leidet unter Schizophrenie.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 09.03.2025 02:31 Uhr

Das ungewöhnliche Verhalten eines Mannes sorgt seit Jahren in einem Dorf für Unruhe, immer wieder kam es auch zu Straftaten. Im vergangenen Juli beging er schließlich in einer Nacht eine doppelte Brandstiftung. Er setzte den Mercedes eines Nachbarn in Brand, anschließend einen Kleinbagger, der im Innenhof der Feuerwehr abgestellt war. Doch selbst die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann dabei schuldunfähig war. Die Brandstiftung war lediglich der Gipfelpunkt einer erneuten psychotischen Phase: Der 54-Jährige, der im Raum Arnstein lebt, leidet an Schizophrenie.

Die Verhandlung vor dem Würzburger Landgericht fand nun ein rasches Ende. Der Vorsitzende Richter Thomas Schuster ordnete eine Zwangsunterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Dabei gab er sich sichtlich Mühe, auch dem Angeklagten die Entscheidung zu erklären: Er habe viel Potential. "Wir müssen jetzt aber einfach die Bremse reinhauen."

Entscheidend ist das Gutachten der Sachverständigen Susanne Eberlein. Sie beschrieb einen Teufelskreis, der seit Anfang der 2000er Jahre das Leben des Mannes bestimmt habe. Damals hatte er seine Medikamente wie viele Male zuvor eigenmächtig abgesetzt. Mit verhängnisvollen Folgen: Fühlte er sich gut, so verzichtete er auf seine Medikamente und glitt in eine psychotische Phase ab. Er benötige einen festen Rahmen, folgert sie. Spätere Lockerungen seien denkbar, verbunden "mit engmaschiger Kontrolle".

Erste Diagnose zu Schizophrenie im Jahr 2001

Die Biografie des 54-Jährigen zeigt, wie er immer wieder in die Krankheit abglitt: Er besuchte das Gymnasium, wechselte auf die Realschule, schloss sie als Klassenbester ab. Er studierte Bauingenieurwesen, dann Forstwirtschaft, blieb ohne Abschluss. Ende der 1990er Jahre glaubte er sich erstmals verfolgt. Er berichtete von einem Verputzer, der ihn bei der Renovierung seiner Studentenbude beobachtet. Eine erste Diagnose der Schizophrenie erhielt er 2001. Es folgten Aufenthalte in verschiedenen Psychiatrien. Mindestens einmal im Jahr war er längere Zeit stationär untergebracht. Für die Justiz ist dies schwierig: Bei Straftaten, die eher geringer Natur, dafür aber regelmäßig waren, galt er als schuldunfähig. Das Bundeszentralregister weist insgesamt 24 Einträge auf.

Vor einigen Jahren spitzte sich die Lage zu: Der Mann campierte mit Zelt und Schlafsack im Wald, richtete sich in Polen einen Verschlag ein, um die Grenze zu schützen. Auch hier fiel er den Behörden auf und landete in einem psychiatrischen Krankenhaus. Aus dieser Zeit könnte seine Abneigung gegenüber blauen Autos stammen. Auf Nachfrage des Richters bestätigte er, dass er damals "ein blödes Gefühl" entwickelt habe, wenn er ein blaues Auto sieht. Auch der abgebrannte Mercedes des Nachbarn ist blau.

Ab November 2023 kam es täglich zu Vorfällen: Er beschimpfte Passanten vom Fenster aus, kippte Flüssigkeiten auf die Straße, klaute Lampen aus der Weihnachtsdeko der Gemeinde oder warnte vor Bombenangriffen der Nato. Ein Nachbar berichtete von nächtlichen Hammerschlägen. Er wurde mit Axt und Kettensäge gesichtet, die Polizei griff ihn mit einer Vielzahl von Messern auf.

Polizisten beschreiben die Nachbarn als verängstigt

Einmal zerstach er einen Autoreifen des Nachbarn sowie von 14 weiteren Fahrzeugen. Im Juli 2024 schließlich die Brandstiftung: Er habe "keine Nacht davor durchgeschlafen und immer mal wieder geschaut, was der Herr da draußen wieder treibt", schilderte ein Nachbar vor Gericht. Der Zeuge ist mit der Geduld am Ende, wie auch das gesamte Dorf, sagte er. Mehrere Polizisten sagen aus: Sie beschreiben die Anwohner als "total verunsichert", ja "verängstigt", einige hätten sich nicht mehr auf die Straße getraut.

In der Brandnacht wurde der 54-Jährige schließlich festgenommen und kam in das Bezirkskrankenhaus in Lohr. Seither ist es ruhig im Dorf.

 
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