Rüdiger Krüger aus Lohr ist ehemaliger Postbeamter. Regelmäßig kommt er in die Redaktion, um einen postkartengroßen Zettel abzugeben, darauf handschriftlich zwei Zeilen: Der Termin für den nächsten Stammtisch der Postruheständler. "Bei uns ist es hauptsächlich, dass wir g'sund bleiben", so der erste Wunsch, der dem 75-Jährigen in den Kopf kommt. Ansonsten seien es nur Kleinigkeiten. "In meinem Alter hat man nicht mehr so viel Wünsche", sagt er.
Dass die Familie an Weihnachten zusammen kommt, gehört dazu. "Das sind bei uns Tochter mit Mann und zwei Enkel." Mal zusammen essen gehen, darüber würde er sich auch freuen. "Nicht grad an Weihnachten, weil da alles überlaufen ist." Ansonsten wisse er nichts, was ihm und seiner Frau fehlen würde.
Doch, eins noch: Denn die Gruppe der Postruheständler wird immer kleiner. Acht bis zwölf ehemalige Postler seien es noch, die sich regelmäßig in der Küferstube treffen. Doch ehemalige Kollegen werden krank oder sterben weg "und von den Jungen kommt nichts mehr nach, seit die Post privatisiert worden ist". Beim Deutschen Paketdienst würden die Leute vielleicht nur für drei Monate eingestellt - "das ist ein ständiger Wechsel. Und zwei oder drei, die zu meiner Zeit noch gearbeitet haben, hören auch bald auf." Es sieht also grad so aus, als würde dieser Wunsch nie in Erfüllung gehen. Was bleibt, ist die Familie.
- Die bisherigen Wunschzettel kamen von Stefan Schwind, Geraldine Barrois, Nuray Karakoyunlu, Walter Konrad und Beatrix Otte.