Mit der Bitte um einen öffentlichen Wunschzettel kann Walter Konrad in Rieneck nicht viel anfangen: "Ich bin wunschlos glücklich", sagt Walter Konrad, der bekannte katholische Diakon der Pfarreiengemeinschaft Pagus Sinna/Mittlerer Sinngrund (Aura, Burgsinn, Fellen, Mittelsinn, Obersinn, Rengersbrunn, Wohnrod). Der ehemalige Postbeamte, der zwölf Jahre auch dem Rienecker Stadtrat angehörte, hat ein theologisches Fernstudium mit Praktikum in Gemünden absolviert und wurde 1991 zum Diakon geweiht. "Ich habe so viel erlebt in meinen 70 Jahren, ich bin zufrieden", stellt er fest.
Mit Blick auf seine Familie und sein nächstes Umfeld schiebt er dann einen Wunsch nach – dass sie alle gesund bleiben mögen. Walter Konrad ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und, wie er gewohnt schelmisch hinzusetzt, "fünfeinhalb Enkel". Aber sich etwas für andere, für sein Heimatstädtchen etwa zu wünschen? - "Das habe ich nicht in der Hand." Er selbst habe sein Auskommen und könne aktiv sein. Zwar sei er, wie üblich, mit dem 70. Geburtstag entpflichtet worden, habe und erfülle aber noch den Seelsorge-Auftrag.
"Papst wird gebremst"
In seiner Eigenschaft als Diakon könnte er durchaus einen Wunschzettel schreiben, und zwar mit ganz großen Lettern: "Ich wünsche mir, dass in der Kirche endlich die Veränderungen einsetzen, die seit 55 Jahren, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) ausstehen. Damals war das altchristliche Diakonenamt wiederhergestellt worden, das verheiratete und berufstätige Männer ausüben können. Dass Konzilsbeschlüsse nicht umgesetzt würden, liege an Rom, am Vatikan. Papst Franziskus, so ist Walter Konrad überzeugt, "hat die richtige Richtung, aber er wird gebremst".
Die überfälligen Veränderungen könnten viele Probleme der Kirche lösen. Beispielsweise wären dann nach Meinung des Rieneckers in Deutschland keine Aushilfspriester mehr nötig. Es sei nicht nachvollziehbar, dass etwa Pastoralreferenten theologisch ausgebildet sind, aber nicht predigen dürfen. Ebenso befürwortet Konrad die Initiative "Maria 2.0" katholischer Frauen. Aus diesen Gründen stünde dann also doch etwas auf dem Wunschzettel des 70-Jährigen: Dass endlich die Beschlüsse des Konzils und auch der Würzburger Synode (1971 bis 1975) umgesetzt werden.