Im Mordfall Sabine Back belasten den derzeit in Würzburg in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigen nicht nur DNA-Spuren vom Tatort. Nun beschuldigt ihn auch eine Zeugin aus seiner Familie massiv: Die Frau sagte bei Ermittlern aus, dass sich Worte des Beschuldigten so angehört hätten, als wisse er, was in jener verhängnisvollen Nacht im Dezember 1993 im Stall des Pferdehofes in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) passiert ist.
Nach Main-Post-Informationen sagt die Frau heute: Er habe im Familienkreis auf die drängende Frage, ob er am Tod der 13-jährigen Sabine beteiligt gewesen sei, gesagt: "Ich habe das nicht gewollt." Das Motiv der Zeugin könnte Rache sein, was die Ermittler vorsichtig sein lässt: Der in Untersuchungshaft sitzende Verwandte habe sie als junges Mädchen über Monate hinweg wiederholt missbraucht, behauptet sie auch.
Der Verdächtige soll gesagt haben: "Na gut, dann war ich's halt"
Aber ihre Schilderung ähnelt der Aussage eines anderen Zeugen aus Wiesenfeld. Dieser bestätigte jetzt in einem Gespräch mit dieser Redaktion: Er habe dem heute in U-Haft sitzenden Verdächtigen bereits kurz nach der Tat bei einer gemeinsamen Autofahrt bohrende Fragen gestellt. Schließlich habe der damals 17-Jährige ihm gestanden: "Na gut, dann war ich's halt." Allerdings habe dieser wenig später auch erklärt, das nur "im Spaß gesagt" zu haben. Auch dieser Zeuge gibt auf unsere Nachfrage an, bei der Polizei ausgesagt zu haben.
Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach äußert sich zu den Zeugenaussagen derzeit nicht, um Ermittlungen nicht zu gefährden. Verteidiger Hanjo Schrepfer sagte auf Nachfrage zu der jetzt aufgetauchten Zeugin aus dem Umfeld seines Mandanten: "Ich habe Anlass, am Wahrheitsgehalt der Aussagen zu zweifeln."
Wie kam es zu dem Treffen auf dem Reiterhof?
Dreimal soll Sabine am 15. Dezember 1993 bei dem Aussiedlerhof am Ortsrand von Wiesenfeld gewesen sein. Warum sie abends auf den Tennenboden über dem Stall stieg, ist unklar. Doch laut Obduktionsbericht hat sich Sabine nicht erkennbar gegen ihren oder ihre Peiniger und Mörder gewehrt. War ihr der Täter körperlich so überlegen – oder war sie so arglos ihm gegenüber? Nach Einschätzung eines Sachverständigen wurde sie zwischen 18 und 21 Uhr auf dem Tennenboden misshandelt und getötet.
Danach müssen der oder die Täter Stunden in Angst vor Entdeckung verbracht haben. Die 13-Jährige lag sechs bis zwölf Stunden lang tot auf dem Tennenboden – während darunter im Stall abends noch ein Bekannter ahnungslos sein Pferd versorgte, ohne etwas zu bemerken.
Laut Rechtsmedizin belegen die Spuren, dass Sabine auf dem Rücken lag, als der Täter mit einem zugespitzten Holzpfahl auf sie losging. Erst zwischen Mitternacht und frühem Morgen wurde die Leiche der 13-Jährigen vom Zwischenboden hinunter und durch den Stall zur Güllegrube vor dem Stall geschleift. Darin wurde das Mädchen versteckt und der 70 Kilo schwere Deckel wieder geschlossen. Seine Familie gibt dem Verdächtigen ab 20 Uhr ein Alibi. Er sei permanent zuhause gewesen. Andere Zeugen wollen ihn jedoch zur fraglichen Zeit außerhalb gesehen haben.
Im Prozess von 1994 schien dem Richter beim Freispruch für den damals 15-jährigen Angeklagten, das geht aus den Protokollen hervor, eines bemerkenswert: Der jetzt erneut Verdächtige kapselte sich nach Angabe von drei Zeugen weitgehend von der Umwelt ab und "vermeide seit dem Tattag jeden Kontakt zu dem Personenkreis um den Reiterhof und wirke im Wesen verändert".
Laut Obduktionsbericht wurde das Mädchen brutal missbraucht
Hatte der Täter detaillierte Ortskenntnisse? Nur Insider konnten wissen, wie man auf dem Tennenboden auf spezielle Art das Licht einschaltete, hieß es 1994 vor dem Landgericht Würzburg. Und dass sich der kaum benutzte Gülleschacht vor dem Stall als Versteck eignete, dürfte auch nur wenigen Menschen bekannt gewesen sein.
Fest steht laut Obduktionsbericht: Sabine wurde brutal missbraucht und dann erstickt. Die Ermittler sicherten damals einen blutigen Holzpfahl auf dem Boden. Die Form des Missbrauchs bewegte den Rechtsmediziner Dieter Patzelt damals zu der Einschätzung: Er habe ein solches Vorgehen nie von Kindern oder Jugendlichen erlebt: Das Alter der Täter habe eher bei 18 bis 30 Jahren gelegen. Der jetzt in Untersuchungshaft sitzende Mann war zur Tatzeit 17 Jahre alt, der zweite Verdächtige 28 Jahre.
Eigentlich schlimm, dass ein gleichzeitiger Missbrauchsvorwurf dazu führt weniger glaubwürdig zu ein.
Wer ein junges Mädchen umbring kann ja nicht "ganz dicht in der Birne" sein, da liegt sicher einiges im Argen, da passt ein Missbrauch anderer Personen ins Bild - erst recht wenn das Mordopfer auch missbraucht wurde.