Für einen Gott, der keine Grenzen kennt und kein Erbsenzähler ist, macht sich Bruder Tobias Matheis gerne auf den Weg, sagt er zu einer Wandergruppe. Zu dem 57-jährigen Franziskaner-Mönch, der im Kloster Schönau lebt, kommen immer wieder Gäste. Er bietet zum Beispiel Tagesseminare und Wanderungen zum Thema "Bier und Spiritualität" an.
Dabei gehe es oft um das Leben im Jetzt und die nicht immer selbstverständliche Dankbarkeit für unser Dasein. Der gelernte Krankenpfleger betreut an zwei Tagen in der Woche in der Würzburger Straßenambulanz Wohnungslose. Er ist Stellvertreter des Kloster-Leiters und dient seit mittlerweile vier Jahren im Kloster Schönau. Gerne möchte er noch einmal verlängern. "Wir Franziskaner bleiben nicht am gleichen Kloster bis zu unserem Lebensende", erklärt er.
Bei Gottesdiensten im Freien Gott begegnen
Er ist der Meinung, dass eine Ordensgemeinschaft mit dem Gründer untergehen sollte. "Alles, was danach kommt, ist ja anders", so Bruder Tobias. Gegen Frauen in Kirchenämtern hätte er nichts einzuwenden. Insgesamt gibt es in der idyllisch gelegenen Kommunität fünf Brüder, zwei davon aus Indien. Vier haben die Priesterweihe. Die Berufung zum Priester habe Bruder Tobias nie verspürt. "Ich habe meinen Glauben, ich weiß, für wen ich mich auf den Weg mache."
Den Gottesdienst im Freien zu halten sei manchmal viel effizienter als das Hochamt selbst im Gotteshaus. "Begegnen wir Gott denn nicht erst recht im banalen Suchen nach dem Sinn des Lebens?", fragt er. Es sei ihm wichtig, "das Kleine im Alltag heiligen. Denn auch dort wird Gott dich finden". Der gebürtige Pfälzer sagt auch: "Das Leben als solches darf auch gefeiert werden." Er sei immer wieder kritisch, sagt, dass man die Bibel vorsichtig lesen sollte. Denn da stehe viel drin, was Gott gar nicht gesagt hatte. Jesus sei zu seiner Zeit als Rebell gesehen worden, der weg müsse.
Bruder Tobias: Bier ist viel mehr als nur das Rauschgetränk
"Mit einem guten Bier kann ich Gott auch entdecken. Wenn ich durch den Gerstensaft hindurchschaue, sehe ich viel mehr als nur das Rauschgetränk", sagt Bruder Tobias. Alkohol begleite die Menschheit seit Tausenden von Jahren. "Wenn Gott nicht möchte, dass ich Bier trinke, dann hätte er die Gerste nicht so wundervoll wachsen lassen", philosophiert er.
Bruder Tobias weiß eine ganze Menge zum Thema Bier, Kirche und Glauben: "Die Ehefrau von Martin Luther, Katharina von Bora, war selbst Bierbrauerin und verköstigte ihren Mann, seine Studenten und Gäste." Früher sei es verboten gewesen, vom Gedenktag an den Heiligen Georg im April bis zum Michaelstag im September Bier zu brauen. "Das war schon recht schlau, denn in den Sommermonaten konnte der Gerstensaft nicht gekühlt werden und verdarb viel zu schnell."
Das nächste Fläschchen aus der Klosterbrauerei ist ein Weißbier, untergärig und unfiltriert. "Und bestimmt gesünder als herkömmliches Bier", sagt Bruder Tobias zu seinen Besucherinnen und Besuchern.