
Wie reagiert man angemessen auf Nachrichten wie die von der Gewalttat in Aschaffenburg am Mittwochmittag? Die Stadt Lohr entschied sich, ihren Neujahrsempfang trotzdem abzuhalten – und das war gut so! "Wir hätten einen Zettel an die Tür der Stadthalle hängen müssen, um abzusagen", erklärte Bürgermeister Mario Paul. "Dann wäre jeder von uns alleine wieder nach Hause gegangen – dabei ist es wichtig, gerade jetzt zusammen zu sein."
Dass Paul die richtige Entscheidung getroffen hatte, zeigte später die Ehrung des Helferkreises Migration: Seit zehn Jahren kümmern sich die Ehrenamtlichen um Menschen, die nach Lohr kommen und Unterstützung beim Deutsch lernen, mit Behördengängen oder der Wohnungssuche brauchen.
Die Gruppe kam mit selbstgemalten Plakaten auf die Bühne, deren Aussage vor dem Hintergrund des Angriffs eines Afghanen auf eine Gruppe Kindergartenkinder in Aschaffenburg ein ganz anderes Gewicht bekam: "Wir wollen Brücken bauen, Barrieren abbauen, Vertrauen und Freundschaften aufbauen", stand da unter anderem zu lesen.
Im Namen der Gruppe sagte Joachim Salzmann, dies sei nicht der Moment, um mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: "Die schmeißen wir jetzt raus" – vom Publikum erntete er zustimmenden Applaus. Es sei vielmehr ein Abend, führte Salzmann weiter aus, um gemeinsam zu trauern und gemeinsam zu kämpfen für ein harmonisches, friedliches Lohr. So wurde der Lohrer Neujahrsempfang eine Veranstaltung, die Mut machte.