
Ein weiterer Lkw ist abfahrbereit: Elf 40-Tonner mit Sachspenden aus der ganzen Region und darüber hinaus hat der Karlstadter Rheumatologe Dr. Igor Turin schon in die Ukraine geschickt. Ein zwölfter Lkw ist schon beladen. Im Frachtraum diesmal: Antibiotika, Infusionslösungen, Schmerzmittel, OP-Besteck, Verbandsmaterial zur Versorgung der Krankenhäuser in der Ukraine. Auch technische Geräte sind dabei. Zwölf mobile Beatmungsgeräte, neun OP-Leuchten und fünf mobile Ultraschallgeräte hat Turin aus Spendengeldern gekauft. Zwei Narkosegeräte hat zum Beispiel die Missio-Klinik gespendet, mehrere Arztpraxen haben insgesamt drei Ultraschallgeräte abgegeben.
Enger Kontakt zu Chefärzten in der Ukraine
"Wir nutzen in der Ukraine offizielle Strukturen, um die Hilfsmittel zu verteilen", erklärt Turin im Gespräch mit der Redaktion. Er arbeitet mit dem Generalkonsulat in Frankfurt zusammen. Die Medikamente würden in Karlstadt auf ukrainische Lkw geladen und direkt nach Lwiw gebracht. Hier gibt es ein zentrales Lager, aus dem die Krankenhäuser im ganzen Land bedient werden. Mit dem Zug wird der Krankenhausbedarf weitertransportiert – denn die Züge fahren aktuell mit Flüchtlingen nach Lwiw und ohne Passagiere zurück ins Landesinnere.
Turin selbst steht in engem Kontakt zu Chefärzten in Kiew, Charkiw und anderen Städten und sendet in Ausnahmefällen Geräte auch direkt dorthin, wo sie gebraucht werden. Er erhält auch direktes Feedback von den Verteilzentren und seinen Bekannten, dass die Güter ankommen. Der Kontakt in die Ukraine sei stabil, es komme aber vor, dass Gesprächspartner ein Telefonat abbrechen müssten, weil ihre Stadt bombardiert wird. Dann bekomme er oft erst zwei Stunden später einen Rückruf.
Turin ist es wichtig zu betonen, dass er und sein Team professionell mit den Spendengeldern umgehen und das Geld ausschließlich für die Beschaffung von Medikamenten verwenden. Um die Mittel optimal zu nutzen, arbeitet er eng mit der Helios-Klinik St. Elisabeth in Bad Kissingen zusammen. "Auch kleine Spendenbeträge sind wichtig", sagt Turin. Eine große Hilfe für die Karlstadter Spenden-Aktion war eine Spende in Höhe von 100.000 Euro vom Verein Max Brose e.V., weitere große Spenden gab es von den Rotary-Clubs aus Karlstadt und Würzburg und vom Lions-Club Karlstadt.
Unterstützung gibt es auch weiterhin von regionalen und überregionalen Speditionsunternehmen, die die Hilfsgüter in die Ukraine bringen.
Welche Sachspenden werden in der Ukraine jetzt benötigt?
In der Halle von URT beziehungsweise Untha (Hirschfeld 4 in Karlstadt) werden weiterhin Spenden gesammelt: "Nahrung ist im Moment wesentlich wichtiger als Kleidung", erklärt Turin. Gebraucht würden haltbare Lebensmittel wie Eintöpfe, Suppen oder Nudelgerichte aus der Konserve, auch Instantsuppen oder eingelegtes Gemüse und Babynahrung.
Turin bittet Menschen auch Medikamente zu bringen, die sie noch daheim haben, falls nach einer OP zum Beispiel eine Schachtel Thrombose-Spritzen übriggeblieben ist. Außerdem herrsche Bedarf an Hygieneartikeln wie feuchten Tüchern, Toilettenpapier, Periodenprodukten, Seife oder Zahnbürsten und -pasta.