Dr. Igor Turin ist in Kiew geboren, lebt schon lange in Deutschland, hat hier studiert und praktiziert seit 2005 als Rheumatologe in einer Karlstadter Gemeinschaftspraxis. Er ist federführend bei einer Hilfsaktion für die Ukraine. Am Dienstag ist bereits der sechste Sattelschlepper mit Hilfsgütern abgefahren, die in Karlstadt gesammelt wurden. Gleichzeitig macht sich Turin stark gegen einen Russenhass, der sich seiner Beobachtung nach in Deutschland ausbreitet.
Igor Turin: In Bayern hat man das in den vergangenen Tagen noch nicht so gemerkt, weil Schulferien waren. Aber in Nordrhein-Westfalen beispielsweise wurden Kinder, die Russisch sprechen, in der Schule gemobbt. Kinder und Erwachsene werden über Chatgruppen ausgeschlossen. Es gibt Restaurants, welche die Devise ausgegeben haben: Wir bedienen keine Russen. Es gibt eine Hasswelle in Deutschland. Auch nehmen Lebensmittelmärkte russische Waren aus dem Sortiment – Eis, eingelegte Tomaten, Gurken zum Beispiel. Es werden Lieferungen eingestellt. Und ich habe gehört, dass andernorts schon Kühlregale mit russischen Waren in Läden demoliert wurden.
Turin: Ich gebe keine politische Wertung zu Sanktionen ab. Ich stelle fest, dass es Menschen trifft, die jetzt pleite gehen oder arm werden, weil sie keinen Absatzmarkt mehr haben. Sie leiden darunter. Diese Menschen fragen sich: Warum werde ich bestraft? Das ist es, was Putin will.
Turin: Auf der Welt gibt es, soweit ich weiß, etwa 300 Millionen Menschen, die Russisch sprechen. Ich habe meinen Söhnen auch Russisch beigebracht. Aber meines Wissens leben nur 150 Millionen in Russland. Ob jemand Russisch spricht oder nicht, das sagt überhaupt nichts über ihn aus. Putin will, dass unsere Gesellschaft explodiert.
Turin: In der Ukraine können alle Menschen Russisch. Etwa 80 Prozent sprechen es auch zu Hause, auch wenn Ukrainisch die Amtssprache ist. Offizielle Dokumente sind auf Ukrainisch abgefasst. Es wird in der Ukraine keiner schief angeschaut, wenn er Russisch spricht. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi spricht teils auf Ukrainisch, teils auf Russisch zum Volk. Zu Hause spricht er Russisch, seine Mutter hat ihm in der Kindheit Lieder auf Russisch vorgesungen. Vor seiner Präsidentschaft war er ein Fernseh-Showmaster. Seine Shows waren alle auf Russisch. Diese Sprache wird in Estland, Lettland und Litauen ebenso gesprochen oder verstanden wie in Armenien und Georgien und in mittelasiatischen Ländern.
Turin: Ich habe eine Bitte: Nicht alles, was russisch ist, ist schlecht. Sehr viele Russischsprachige leben in der Diaspora auf der ganzen Welt verteilt, ebenso in Deutschland. Sehr viele von Ihnen sind auch hier geboren sind nie in Russland gewesen, beherrschen aber die Sprache. Es muss aufhören, dass gegen Menschen vorgegangen wird, nur weil sie Russisch können oder sprechen.
..... welch eine Schande, viele von denen befürworten, oder wissen gar nichts von dem Krieg,
Ich würde diese Leute einfach heim nach Russland schicken!!!!