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WÜRZBURG
MdB Hoffmann fordert Seehofer-Rücktritt
Alexander Hoffmann
Foto: Meike Rost | Alexander Hoffmann
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:54 Uhr

Alexander Hoffmann ist an diesem Mittwoch ein gefragter Gesprächspartner der Medien von FAZ bis RTL. In der Debatte um die Zukunft der CSU ist der 42-jährige Rechtsexperte der erste Bundestagsabgeordnete seiner Partei, der den Rücktritt von Horst Seehofer fordert.

Nachdem die CSU bei der Bundestagswahl um 10,5 Punkte auf 38,8 Prozent abgestürzt ist, bedarf es auch eines personellen Neuanfangs, so Hoffmann.

Frage: Herr Hoffmann, als erster CSU-Bundestagsabgeordneter fordern Sie den Rücktritt von Horst Seehofer. Keine Angst um die Karriere?

Alexander Hoffmann: Nein, denn ich habe mich nicht ungefragt in die Öffentlichkeit gedrängt. Lediglich auf die Frage, ob ich einen Rücktritt Seehofers für erforderlich halte, habe ich ehrlich geantwortet: Wir haben am Sonntag ein katastrophales Wahlergebnis kassiert. Ein Weiter-so darf es deshalb nicht geben. Wir brauchen auch einen personellen Neuanfang.

Im CSU-Vorstand heißt es: Wir gewinnen gemeinsam – und wir verlieren gemeinsam

Hoffmann: Das stimmt schon. Ich will uns alle auch gar nicht von der Verantwortung freisprechen. Aber die Strategie, mit der wir in den Wahlkampf gegangen sind, stammt maßgeblich von Horst Seehofer. Zuerst hat er Angela Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik massiv angegriffen, um dann Anfang des Jahres einen kompletten Schwenk zu vollziehen. Das fanden viele unserer Anhänger nicht glaubwürdig. Und zwar diejenigen, die Merkels Flüchtlingspolitik prinzipiell gut finden genauso wenig wie diejenigen, die einen härteren Kurs gegenüber der Kanzlerin – Stichwort Obergrenze – wünschen. Die einen haben diesmal FDP gewählt, die anderen eben die AfD.

Aber lange sah es doch so aus, als würde Seehofers Strategie aufgehen. Anfang September lag die CSU in den Umfragen noch bei 47, 48 Prozent.

Hoffmann: Mal losgelöst davon, dass ich es nicht gut finde, Politik nach Umfragewerten zu machen, haben wir doch im Wahlkampf an den Infoständen und bei anderen Begegnungen mit den Bürgern gerade das beschriebene Spannungsverhältnis wahrgenommen. Die einen, die uns wegen des harten Umgangs mit Merkel nicht gewählt haben, und die anderen, die gesagt haben, Seehofer kündige nur an und handle nicht.

Zumal die guten Umfragewerte den Denkzettelwunsch bei den Wählern noch verstärkt haben könnten.

Da soll ein Putsch helfen?

Hoffmann: Nein, von einem Putsch kann keine Rede sein. Ich möchte eine offene, sachliche Diskussion darüber, welche Person uns die beste Perspektive für die nächsten Jahre verspricht, vor allem auch für die Landtagswahl im Herbst 2018. Seehofer soll nicht über Nacht entmachtet werden. Wir haben Regierungsverantwortung in München und Berlin – und schwierige Koalitionsverhandlungen vor uns. Aber er sollte den Weg freimachen für einen geordneten personellen Neuanfang beim Wahlparteitag im November.

 
Haben Sie einen Nachfolge-Kandidaten im Blick?

Hoffmann: Aus meiner Sicht ist Markus Söder der geeignete Mann. Aber entscheiden muss das höchste Gremium der CSU: der Parteitag.

Söder als Parteichef oder als Ministerpräsident?

Hoffmann: Für beide Positionen. Ich denke, die Aufgaben sollten in diesen Zeiten in einer Hand bleiben.

Hätte er schon früher nominiert werden sollen?

Hoffmann: Ein schwieriges Thema. Seehofers Rückzug vom Rückzug hat die CSU auf jeden Fall auch Glaubwürdigkeit gekostet. Warum dieses Hin und Her? Das haben wir immer wieder an den Infoständen im Wahlkampf zu hören bekommen.

Und wer soll für die CSU die Koalitionsverhandlungen in Berlin führen?

Hoffmann: Mit Alexander Dobrindt haben wir einen starken Landesgruppenvorsitzenden. Er hat vier Jahre Erfahrung im Kabinett – und ist Sprecher der CSU-Minister. Wir haben eine starke CSU-Mannschaft, mit vielen klugen Köpfen. Wir sind da voll handlungsfähig.

Für eine Jamaika-Koalition wird die CSU in Berlin Kompromisse eingehen müssen, mit der CDU, aber erst recht mit der FDP und den Grünen. Die werden an der Basis nicht nur Begeisterung auslösen.

Hoffmann: Ganz ehrlich, ich kann mir eine Koalition mit den Grünen zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht vorstellen. Aber wir müssen es versuchen. Die Union hat – bei allem Ärger über die Stimmenverluste – einen klaren Regierungsauftrag erhalten. Und den müssen wir ernst nehmen, im Interesse des Landes. Wir können uns nicht leisten, dass es, wie zuletzt in Spanien, über mehrere Monate hinweg keine Regierungsbildung gibt.

Dann gäbe es Neuwahlen.

Hoffmann: Neuwahlen wären der Offenbarungseid. Da würden nur die Radikalen im rechten und dem linken Spektrum profitieren. Wir haben jetzt das Votum des Wählers – und es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass es Neuwahlen gibt, sobald das Ergebnis einer Wahl nicht passt. Es braucht jetzt ernsthafte Sondierungs- und später Koalitionsgespräche, bei denen alle Seiten über ihre parteipolitischen Schatten springen müssen. Es gibt da Signale in allen Parteien, die mich vorsichtig optimistisch stimmen.

Würde denn die CSU-Basis einen Koalitionsvertrag zum Beispiel ohne Obergrenze akzeptieren.

Hoffmann: Wir werden unsere Forderungen einbringen. Ich will da nichts vorwegnehmen. Im Übrigen halte ich es für den richtigen Weg, den ausgehandelten Koalitionsvertrag den Mitgliedern auf einem weiteren Parteitag zur Diskussion und zur Abstimmung vorzulegen. So lässt sich Vertrauen zurückgewinnen.

Zur Person

Alexander Hoffmann ist seit 2013 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Main-Spessart/Miltenberg. Bei der Wahl am Sonntag erzielte der CSU-Politiker 46,6 Prozent der Erststimmen. Der 42-jährige Jurist, der unter anderem Ordnungsamtsleiter bei der Stadt Würzburg war, ist seit 2006 CSU-Mitglied, seit 2008 ist er Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde Zellingen. Im Bundestag hat sich Hoffmann zuletzt unter anderem bei der Novellierung des Sexualstrafrechts einen Namen gemacht.
 
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Kommentare
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  • herbert.zorn@web.de
    Wenn ein Wichtelzwerg im Wald etwas schreit, dann hört das auch niemand.
    Der große Wolf beachtet diesen Zwerg gar nicht, der darf auch mal schreien.
    Der große Wolf schei... dem Zwerg einen.
    @Arcus hat recht, wenn die Regierungsbildung an der CSU scheitert, dann können die Schwarz einpacken. Bei der nächsten Wahl werden dann de SPD oder die Freien oder sogar die AfD stärker als die CSU.
    Man stelle sich mal vor, einen bayer. Ministerpräsident von den Freien Wähler oder sogar von der SPD!! Ist schon eine verrückte Vorstellung, aber kann im nächsten Herbst 2018 passieren.
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  • Erding
    Ein Emporkömmling will einfach noch mehr
    Das ist kein Kommentar, sondern eine Feststellung.
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  • Arcus
    Wenn ich mir vorstelle, dass die CSU die Koalitionsverhandlungen platzen lässt und dann die, die die CSU nur mit Bauchgrummeln gewählt haben auch noch wegfallen, dann überholt die CSU im Fallen sogar noch die SPD.
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  • herbert.zorn@web.de
    Mann oh Mann,
    der kleine Schwarze aus Zellingen/Retzbach hat ja Mut!!
    Jetzt muss er aber mit dem großen Blitz aus Ingolstadt rechnen, der wird ihn erschlagen.
    Hier hilft dann der Anstifter, der Protestant Söder, auch nicht mehr.
    Der wird dann auch weg geputzt von den urbayerischen Kräften!!
    Arme Jungs!!!
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  • Muuuh
    Gor nix werd blitze. Was juckt des geschnatter vo so em grünschnabl aus der provinz die großen und alten in münchen. hoffmann ist bedeutungslos soll sich ert mal sei sporen verdienen.
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Seehofer ist 68, da wirds langsam Zeit an Ruhestand zu denken. Aber vorher darf er mit Herrn Özdemir noch eine Flüchtlingsobergrenze aushandeln zwinkern Bei der CSU muß ein neuer ran, der Horst hat, wie auch Merkel, seinen Zenit längst überschritten!
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  • josef-ils@web.de
    Aber wenn ein H. Hoffmann auf einer Wahlkampfveranstaltung die Meinung vertritt, dass seine Partei dafür gesorgt hat, dass die Schere zwischen arm und reich nicht weiter auseinander geht, so sollte er auch seinen Hut nehmen oder dort hingehen wo das zutrifft. Nur nicht in diesem Wahlkreis.
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  • c.menig@t-online.de
    Bravo Alex, hoffentlich trauen sich noch mehr ihre ehrliche Meinung zu sagen! Ich befürchte aber leider, dass fast alle wieder einknicken und klar auf Linie gebracht werden! Du hast meinen absoluten Respekt und Hochachtung. Hut ab
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  • rebnik
    So nach dem Motto Machen Sie sich erst mal unbeliebt, dann werden Sie auch ernstgenommen?

    Das stammt aber vom CDU Übervater Adenauer und bis zu dessen Größe hat Alexander Hoffmann noch einen weiten weiten Weg vor sich! grinsen
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  • mc.iglo
    Seehofer ist eine Katastrophe und hätte längst weg gemusst.
    ABER: Söder, Dobrindt, Aigner, Guttenberg und Scheuer sind allesamt _NOCH_ schlimmer
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  • schumi2804
    Na na na Herr Hoffmann, sehr mutig, aber ob Seehofer sich das gefallen lässt???
    Ich denke da kommt ne Retourekutsche... grinsen
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  • h-heil@t-online.de
    Ich bin auch der Meinung, dass Seehofer abgeben sollte, auch wenn ich ihn nicht für die Wahlschlappe verantwortlich machen möchte. Diese Verantwortung liegt klar in Berlin! Aber: Wenn sich dort nichts ändert, dann kann es im nächsten Jahr auch kein Söder oder Gutteberg richten! Das tut einem "Schwarzen" schon weh!
    Aber davon abgesehen sollten im Landkreis KG (wohl auch in den anderen Kreisen) die Parteimitglieder mal mehr darauf achten, dass sie vorne nicht über etwas reden ...und hinten ihre Seilschaften bedienen---gerade bei den Flüchtlingen!
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  • flyarcus@gmx.de
    Wer hat denn die AFD gewählt?
    Ich sehe die Schuld bei den Wählern, die sich mit ein paar dummen Sprüchen, welche sich auf ihr Niveau heruntergelassen haben bestätigt fühlen.
    Leider gibt es einen großen Prozentsatz von "einfachen" Leuten, welche null Ahnung von gar nichts haben, bei denen kommen schlaue Parolen sehr gut an, damit können sie sich identifizieren!
    Eine "normale" Partei kommt gegen Blödheit eben nicht an, warum sollte da Herr Seehofer gehen?
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Na, Hauptsache Sie haben die Fette Ahnung, zumindest tun Sie so!!!
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  • R.Silber
    @Mementomori, jetzt sind also die AfD-Wähler am Chaos der Christparteien schuld. Mein lieber Mementomori, es hätte keine AfD, zumindest nicht in diesem Ausmaß gegeben, hätte die CDU keine derartig desaströse Politik betrieben. Kanzlerin Merkel hat in strafbarer Art und Weise in diesem Land eine große Unruhe verbreitet, stellt sich Anfang 2017 hin und erklärt, dass sie alles noch einmal so machen würde. Und jetzt nach der Wahl wundern sich alle, dass eine AfD mit beinahe 13 % drittstärkste Kraft in diesem Land wird. Und wie es halt so ist, die Verlierer stellen sich hin und suchen die Fehler bei den Anderen. Bloß keine Verantwortung übernehmen, nur nicht den*******in der Hose haben und sagen: "Dieses Ergebnis habe ich zu verantworten und daraus ziehe ich meine Konsequenzen, indem ich anderen Leuten aus meiner Partei einen Neuanfang ermögliche". Aber das würde Charakter erfordern, und welcher Politiker hat den schon!?
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  • martina.imhof@gmx.de
    Horst Seehofer war der Einzige in den letzten Monaten, der vernünftige Argumente hatte! Man sollte richtig analysieren: Die CSU hat weniger Stimmen erhalten, weil man mit Angela Merkels Arbeit nicht zufrieden war. Schade dass Herr Hoffmann erst jetzt damit um die Ecke kommt - meine Erststimme hätte er am Sonntag definitiv nicht erhalten. Kümmert Euch endlich um die Sachthemen und nicht um Ämter!!!!!!! Es ist 5 vor 12. Aber Ihr schlaft immer noch. Wie lange eigentlich noch??
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  • Arcus
    Solange Seehofer nicht zurücktritt werden die Negativdiskussionen um die CSU anhalten. Nur wer soll Nachfolger werden? Weit und breit niemand in Sicht. Die CSU hat abgewirtschaftet.
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  • mausschanze
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Respekt, Herr Hoffmann. Hoffentlich stehen jetzt noch ein paar CDU-ler ebenfalls auf und fordern Merkels Rücktritt.
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  • Fr-goetz@t-online.de
    Wo er Recht hat, hat er Recht!
    Wenn ich im Fernsehen von Herrn Seehofer höre, daß es vor 5 Wochen noch so ausgesehen hat, als würde die AFD überhaupt nicht über 5 % Hürde kommen, dann muß ich sagen:"Ein Politiker der so wenig weitsicht hat, darf so eine Position nicht besetzen"! Seit 2015 war jeden "Ottonormalo" klar, daß auf Grund der Ereignisse die AFD am Boden gewinnt. Nur um diese Themen reden alle um den "heißen Brei" herum, auch der neue Bundestag wird diese Wähler nicht befriedigen. Herr Hoffmann hat recht, wenn er diesen Rücktritt fordert!
    Die Parteien müssen aber auch dieses Thema "schärfer" angehen, als bisher!
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