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Marktheidenfeld
Marktheidenfeld: Verkehrsüberwachung wird zum "Fass ohne Boden"
Noch vor drei Jahren einigermaßen kostendeckend, zahlte die Stadt für ihre Verkehrsüberwachung im Jahr 2019 über 55 000 Euro drauf. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.
Ein 'Knöllchen' für einen Falschparker ist unter dessen Scheibenwischer geklemmt. 
Foto: Bernd Wüstneck | Ein "Knöllchen" für einen Falschparker ist unter dessen Scheibenwischer geklemmt. 
Martin Hogger
Martin Hogger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:04 Uhr

Neben der Polizei ist auch eine Kommune wie Marktheidenfeld für die Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr zuständig. Wie zum Beispiel noch heute in Lohr liefen auch in Marktheidenfeld bis 2017 Mitarbeiter des Ordnungsamtes durch die Straßen der Stadt, um Falschparker zu kontrollieren. Das kostete die Stadt in etwa so viel Geld wie sie durch ihre Parksünder wieder einnahm – 182 Euro minus ergab das beispielsweise im Jahr 2017 für die Kontrolle des ruhenden Verkehrs. Weil man aber die Kapazitäten wieder im Rathaus brauchte, lagerte die Stadt die Verkehrsüberwachung an eine Leiharbeitsfirma aus. Seitdem verdoppelten sich die Ausgaben für den ruhenden Verkehr – von rund 53 800 Euro im Jahr 2017 auf rund 100 500 Euro im Jahr 2019. Die Einnahmen blieben jedoch in etwa gleich. Im selben Zeitraum stiegen sie von etwa 53 600 auf nur etwa 56 000 Euro. 

Der Stadtrat war bei der Sitzung am Donnerstag mehr als verärgert über diese Entwicklung und kritisierte besonders die Arbeit der Leiharbeitsfirma. Deren zwei Mitarbeiter patroullieren pro Monat zusammen 200 Stunden durch Marktheidenfeld und stellen in diesem Zweitraum durchschnittlich 300 Verwarnungen aus. Oder anders formuliert: Zwei Menschen stellen gemeinsam nur 1,5 Verwarnungen pro Stunde aus. Dirk Hartwig (Die Grünen) zeigte sich irritiert ob dieser Zahlen und konnte sich einen gewissen Sarkasmus nicht verkneifen. Er freue sich, dass er in einer so brav parkenden Stadt lebe. "Ich will die beiden jetzt nicht in den Akkord treiben, aber ich kenne viele Plätze, wo man in der Stunde locker auf 30 Verwarnungen kommen würde." 

Zu den Zahlen: Wenn die Stadt im Jahr 2019 durch Parktickets 56 000 Euro einnahm, dann nahm sie bei insgesamt 3600 Parktickets (12x300 Tickets) pro Ticket 15,55 Euro ein. Nach dieser Rechnung zahlt sie aber für das Ausstellen eines jeden Tickets 27,77 Euro. Für jedes Ticket legt die Stadt also noch 12,22 Euro drauf. 

Wolfgang und Joachim Hörnig (CSU und FW) zeigten sich schockiert über solche Zahlen. Burkhard Wagner merkte an, dass die Kontrollzeiten erhöht worden seien. Dies müsse man bei der Einordnung der Zahlen bedenken. Helmut Adam (CSU) forderte: "Wir müssen diesem Fass ohne Boden Einhalt gebieten." 

Vor allem am Äußeren Ring wurde kontrolliert

Wo wurde denn am häufigsten kontrolliert? Darüber kann die Zahl der Verstöße je Straße ein Hinweis sein. Diese Aufstellung lieferte das Ordnungsamt gleich mit: 

  • Petzoldstraße (236 Fälle)
  • Luitpoldstraße (264 Fälle) 
  • Kreuzbergstraße (246 Fälle)
  • Am Maradies (313 Fälle)
  • Äußerer Ring (157 Fälle)
  • Untertorstraße (149 Fälle)
  • Fahrgasse (120 Fälle) 
  • An der Stadtmauer (130 Fälle) 
  • Bronnbacher Straße (58 Fälle)

Hermann Menig (SPD), der sich in seiner Laufbahn bei der Polizei mit dem Thema Verkehrsüberwachung beschäftigte, kritisierte den Kontrollschwerpunkt auf den Äußeren Ring. "Wir bezahlen eine Verkehrsüberwachung, die bei den Einzelhändlern am Äußeren Ring die Parkscheiben überwacht. Wenn diese schon profitieren, dann sollen sie sich auch beteiligen." Er verstand jedoch auch den menschlichen Grund, die Innenstadt zu meiden. "Es ist dort einfacher, weil man sich da nicht anmaulen lassen muss."

312 Verstöße beim fließenden Verkehr 

Etwa 30 Stunden pro Monat wird auch der fließenden Verkehr in Marktheidenfeld kontrolliert, unter Anderem vier Mal am Nordring, drei Mal in Altfeld und zwei Mal in der Lengfurter Straße. Im Mai stellten die Kontrolleure 312 Geschwindigkeitsüberschreitungen fest, diese liegen aber zu zwei Dritteln im Bereich bis zehn Kilometer pro Stunde. In diesem Bereich stiegen die Ausgaben für 2019 im Vergleich zu 2017 auch stark – von etwa 39 700 auf 54 000 Euro. Jedoch stiegen auch die Einnahmen von etwa 25 500 auf 44 300 Euro, sodass sich der Verlust 2019 sogar auf etwa 9700 Euro verringerte. 

Bürgermeister Thomas Stamm will sich nun die Gründe anschauen, warum die Stadt damals auf eine externe Verkehrsüberwachung umgestiegen ist. Er werde auch deutliche Gespräche mit der Firma führen. Der Vertrag mit ihr wäre jährlich kündbar. 

 
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