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Marktheidenfeld
Marktheidenfeld: Das kritisieren Stadträte an Plänen für Lermann-Areal
Die KRE Group bat um die Aufstellung des Bebauungsplanes. Damit gab sie erstmals Einblick in das Innere des Projekts – das jetzt doch nicht mehr "Ludwigquartier" heißen soll.
Ein Luftbild des Udo-Lermann-Areals: Der neue Name 'Ludswigquartier' ist  wieder vom Tisch. 
Foto: Luftaufnahmen Kremen | Ein Luftbild des Udo-Lermann-Areals: Der neue Name "Ludswigquartier" ist  wieder vom Tisch. 
Martin Hogger
Martin Hogger
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:23 Uhr

Für die sonst so minutiöse Planung, die ein Riesen-Projekt wie das auf dem ehemaligen Udo-Lermann-Areal benötigt, war ausgerechnet der Name ein ziemlicher "Schnellschuss". So drückte es Harald Gerlach aus, der das Projekt für die KRE Group entwickelt. "Da werden wir noch eine Runde drehen und die Bürger mit ins Boot nehmen. Das haben sie verdient." Dass da Ludwig Keller (proMAR) noch mit einem Augenzwinkern einwarf, dass König Ludwig I. doch den Bau der Mainbrücke veranlasst und damit den Aufstieg Marktheidenfelds eingeleitet habe, war noch eine der unkritischeren Anmerkungen in der Donnerstagssitzung des Marktheidenfelder Stadtrats. 

Gerlach, das betonte er immer wieder, wollte unbedingt mit einem Beschluss, einen Bauantrag erstellen zu dürfen, zurück nach Bamberg (wo die KRE Group sitzt). Dieser sei essenziell für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des nun wieder namenlosen Projekts. Am Ende bekam er ihn auch – mit vier Gegenstimmen. Martin Harth (SPD) nannte die vorgestellten Pläne, die erstmals genauer das Innere des Projekts zeigen, "einen Schritt auseinander" und "gerade widersinnig." Mit der Kritik war Harth aber nicht ganz alleine. Neben der SPD-Fraktion stimmten auch Teile der Freien Wähler gegen den Antrag. Einige Stadträte hatten aber auch kaum Negatives anzumerken. Richard Oswald (CSU) sagte zum Beispiel: "Alles was passiert, ist besser, als es jetzt ist".

Was die Stadträte an der Planung kritisierten

An den Plänen hat sich seit der letzten gemeinsamen Sitzung im Juli eigentlich wenig grundsätzliches verändert. Das ehemalige Kaufhaus wird noch immer zu Servicewohnungen umgebaut, 46 sollen es sein. Die oberen Geschosse sollen etwas zurückgenommen werden, damit das Kaufhaus nicht mehr so mächtig aussehe. Die Anzahl der Tiefgaragenstellplätze sank etwas auf 91 (vom Servicewohnen gibt es dazu ohnehin keinen direkten Zugang). Dafür gibt es nun 140 ebenerdige Parkplätze, wo der Elektromarkt hätte sein sollen. Die Verhandlungen mit der Drogeriekette Müller und einem Verbrauchermarkt sind noch konkreter, als sie es im Juli waren. Weiterhin soll es 30 Wohnungen geben und anstatt eines öffentlichen Parks auf dem Dach wird dieser nun auf dem aktuellen Udo-Lermann-Mitarbeiterparkplatz errichtet. Was störte Teile des Stadtrats also so viel stärker als im Juli? 

Da wäre als erstes die Begrünung. "Mehr Grün auf dem Boden hätte mir besser als auf dem Dach gefallen", merkte Bürgermeister Thomas Stamm an. Das fanden auch die Grünen,  die zudem Zahlen der Hauptarchitektin Silke Lange bezweifelten, die behauptete, dass versiegelte Fläche aufgebrochen würden. Aktuell seien es 98 Prozent. Laufe alles wie geplant, seien es nur noch 30 Prozent. Die Rechnung geht auch auf: Zwar wird der Boden versiegelt, es soll ja ein riesiges Gebäude darauf entstehen. Doch durch die Dachbegrünung zählt die Fläche nur als teilversiegelt. Ruth Haag (Grüne) kritisierte den aus ihrer Sicht beschönigten Grünplan, da viele der abgebildeten Bäume auf städtischem Grund stünden.

Marktheidenfeld: Das kritisieren Stadträte an Plänen für Lermann-Areal

Ein weiterer Punkt war das Kaufhaus. "Braucht es dieses Gebäude von der Masse her", fragte Dirk Hartwig (Grüne). Trotz der Änderungen an der Bausubstanz sei es immer noch zu hoch und deshalb städtebaulich nicht vertretbar. Man solle mindestens noch eine Etage abtragen. Martin Harth, der die Änderungen als "höchstens kosmetisch" bezeichnete, forderte sogar zwei Geschosse abzutragen. "Seit der letzten Sitzung sind Sie keinen Schritt auf uns zu, sondern einen auseinander gegangen", sagte Harth, der auch gleich auf den nächsten Kritikpunkt überleitete. 

Es sei gerade widersinning, wiederholte er seine Kritik der vergangenen Sitzung, jetzt den größten Verbrauchermarkt Marktheidenfelds hinzustellen, wenn sich gerade erst Helmut Viering darüber beschwert hatte, dass das breite Non-Food-Angebot der Verbrauchermärkte dem Einzelhandel schade. Ludwig Keller merkte an, dass man ja schon zwei davon im Umkreis von 100 Meter habe. Die Magnetwirkung des Projekts wäre sicher auch größer, wenn anstatt eines Verbrauchermarktes zum Beispiel der Elektromarkt bleiben würde. 

Ist ein Parkplatz anstatt des Elektromarktes genug?

Viel zu klären gibt es noch in Sachen Verkehrsfluss und Schallschutz. Hier hatten auch Bürgermeister Stamm und die CSU Bedenken. Dafür werde jedoch im kommenden Jahr ein genaueres Konzept erarbeitet, so Gerlach. Ein größeres Thema war die Fläche südlich der Ludwigstraße, auf der anstatt des Elektromarktes nun ein großer Parkplatz entstehen soll. "Da muss einem doch mehr als ein Parkplatz einfallen", kritisierte Harth. Hier könnten doch Wohnungen gebaut werden, schlug er vor. Christian Menig (CSU) und Joachim Hörnig (FW) stimmten zu: Das Gundstück sei wertvoller als ein Parkplatz. Renate Schneider (CSU) suchte den Kompromiss. Sie fragte, ob statt eines Parkplatzes nicht zumindest ein Parkhaus möglich wäre. 

Nein, lautete die Antwort. Und auch sonst machte Projektentwickler Harald Gerlach wenig Hoffnung darauf, dass es möglich sei, die Kritikpunkte umzusetzen. "Ich mach das hier seit 25 Jahren. Was Sie kontrovers diskutieren, ist für mich normal." Er versuchte, in einer wuchtigen Schlussrede um Verständnis zu werben. Denn am Ende müsse er eine Lösung präsentieren, die mehrheitsfähig, schön und wirtschaftlich sei.

Ihm, Gerlach, wäre es auch lieber gewesen, anstatt einem Parkplatz Wohnungen zu bauen. Aber dann würden die Parkplätze für die Geschäfte fehlen. Die Tiefgarage wiederum könne nicht größer werden, weil die Stellplätze teuer seien und die Mieter lieber ebenerdige Parkplätze hätten. Ein zweites Geschoss würden sie erst recht nicht wollen. Er sei sich auch bewusst, dass das Kaufhaus hoch sei. Trage man aber Etagen ab, habe das Servicewohnen nicht mehr genug Platz. "Je weniger Baumasse ich habe, desto weniger kann ich einnehmen."

Mögliche Fertigstellung des Projekts im Jahr 2025

Wie geht es nun weiter? Bis Ende des Jahres wird die KRE Group entscheiden, ob sie die Pläne wirklich durchziehen und das Areal kaufen will. "Es sehe gut aus in dieser Hinsicht", sagte Gerlach. Läuft alles glatt, könnte im Jahr 2022 mit dem Bau begonnen werden. 2025 könnte das Projekt dann fertig gebaut sein. Bis dahin hat es sicher auch wieder einen Namen. 

 
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Kommentare
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  • diener
    Das Mitspracherecht ist äußerst gering weil die wirtschaftlichen Interessen einfach
    im Vordergrund stehen . Sollte die KRE Group ihr Kaufrecht nicht wahrnehmen ,
    wird es noch schwieriger werden diesen großen Komplex sinnvoll mit Wohnungen
    und Geschäften zu nutzen . Es fehlt , was natürlich durch die aktuelle Lage
    noch schwieriger geworden ist , an einer Gesamtstrategie wie man sich M A R
    in der Zukunft vorstellen kann .
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  • diener
    Es wird ausgehen wie beim Wonnemar , dem Lichtspielhaus usw.
    Die Stadt Marktheidenfeld wird der großer Verlierer sein .
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  • martin.hogger
    Woran machen Sie das fest?
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