Es ist das richtungsweisende Projekt der nächsten Jahre: Die Bamberger Immobilien-Entwickler der KRE-Group wollen gemeinsam mit einer Senioren-Wohnen Holding wieder Leben in das Udo-Lermann-Kaufhaus bringen und das gesamte Areal gleich mit umkrempeln. Das Projekt, mit Kosten jenseits der 20 Millionen Euro, könnte etwas von dem ersetzen, was die Stadt mit dem Aus des Kaufhauses im März vergangen Jahres verloren hatte. Was das konkret sein könnte, stellten die Vertreter der beiden Investoren am Dienstagabend einem größtenteils begeisterten Marktheidenfelder Stadtrat vor. Jedoch war man sich nicht in allen Punkten einig.
Doch zuerst ein Rückblick: Im Dezember 2019 vermeldete die KRE-Group einen großen Teil des Udo-Lermann-Areals zwischen Luitpoldstraße, Baumhofstraße, Echterstraße und Ludwigstraße übernommen zu haben. In einem Gespräch mit dieser Redaktion Mitte Januar folgten dann weitere Details von Harald Gerlach, einem unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Kooperationspartner der KRE-Group.
Man wolle das gesamte Areal überbauen, nur das Kaufhaus bleibe und werde komplett saniert. Die Verkaufsfläche im Erdgeschoss soll vergrößert werden auf 5000 Quadratmeter, das entspricht etwa der selben Fläche, die das alte Kaufhaus auf mehreren Etagen hatte. Darüber sollen Senioren- und ganz normale Wohnungen gebaut werden, jeweils circa 30 Stück. Parken sollen die Bewohner und Einkäufer in einer Tiefgarage. Der Elektrofachmarkt und das Fahrradgeschäft, die gerade dort noch "im Weg stehen", werden in einen Neubau auf die andere Seite der Ludwigstraße verlegt. Ein wichtiges Detail in der Sache: Sollte sich das Projekt als nicht wirtschaftlich herausstellen, könnten die Investoren noch vom Kaufvertrag zurücktreten und auf dem Udo-Lermann-Areal bliebe alles beim Alten. Darüber wollen die Investoren noch dieses Jahr entscheiden.
"Ludwigsquartier": Erste Pläne für Außenfassade stehen
Gerlach war auch bei der Präsentation des Projekts im Stadtrat wieder mit dabei. Mitgebracht hatte er unter anderem Oliver Fischer, CTO der KRE Group und Matthias Faensen, Geschäftsführender Gesellschafter der Senioren-Wohnen Holding und Gesellschafter bei Advita, dem Pflegedienst, der in den oberen Stockwerken des ehemaligen Kaufhauses das "Servicewohnen" betreiben soll. Fischer verkündete erstmal, dass er die Bezeichnung "Investoren" ungern höre, da es suggeriere, ihnen gehe nur ums Geld. Vielmehr wolle man nachhaltig bauen - und das bezog er nicht nur auf den Ressourcenaufwand. Die Marktheidenfelder sollen sich auf lange Sicht wohlfühlen in ihrem "Ludwigquartier". Das ist der Name, den das Projekt erhalten wird.
Konkret bedeutet das für Außenfassade und Dach: viel grün. Einen Park mit einer Spielgelegenheit soll es auf dem Dach geben. Dieser soll für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Man merkte auch, dass die Bauherren Anregungen aus dem Stadtrat und von Bürgermeister Thomas Stamm nicht negativ gegenüber stehen. So wäre eine betreute Wohngemeinschaft mit Behinderten durchaus möglich. Man arbeitete außerdem bereits ein Ärztehaus in die ersten groben Entwürfe ein. "Wenn genug Ärzte dort hinein wollen, wäre das kein Problem", so Gerlach. Es dürfe aber keine Situation wie in Lohr entstehen, wo die KRE Group für das gerade im Bau befindende Rechtenbach-Quartier nicht genug Ärzte für die Praxen findet.
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KRE befindet sich in Verhandlungen mit der Müller Drogerie
Für die Verkaufsflächen im Erdgeschoss stünde man bereits in Verhandlungen, verkündete Gerlach. Einer der Interessenten sei die Drogerie "Müller", die von sich aus auf die KRE-Group zugekommen sei. Die Kette habe ihren Markt aus Marktheidenfeld eigentlich nach Wertheim verlegen wollen. Durch einen Umzug in das Ludwigquartier könnte die Drogerie gehalten werden und zudem das Spielwaren-Sortiment wieder in das ehemalige Udo-Lermann-Kaufhaus zurückkommen. Der andere Verhandlungspartner ist ein Lebensmittelmarkt.
Warum dies eine schwierige Situation für Marktheidenfelds Altstadt sein könnte, erklärte Martin Harth (SPD). Zum einen habe man bereits genug Lebensmittelmärkte im nahen Umkreis – die könnten sich gegenseitig die Umsätze wegnehmen. Zum anderen mahnte er, dass sich der Leerstand in der Altstadt noch weiter verschlimmern könnte. Ludwig Keller (proMar) drückte es so aus: "Wir müssen die Lücken schließen, aber keine Konkurrenz schaffen." Dann könne die Altstadt sogar davon profitieren, fügte Parteikollegin Caroline Kutz an. Dem stimmten andere Stadträte, wie Helmut Adam (CSU) oder Burkhard Wagner (Freie Wähler) zu. Man müsse da vor allem im Nonfood-Bereich Angebot schaffen, damit man für bestimmte Dinge nicht mehr nach Würzburg fahren müsse, so Adam. Wagner wünschte sich noch ein Café, damit das Ludwigquartier nachts nicht wie ein "toter Trabant" in der Stadt liege.
Alles in allem lobten die Stadträte das Konzept jedoch sehr. Bürgermeister Thomas Stamm: "Die Bürger vermissen den Udo-Lermann-Markt. Wir brauchen diesen positiven Effekt auch für die Altstadt."