Eigentlich wollten die Elftklässler des Balthasar-Neumann-Gymnasiums in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) am Wochenende nach Verona reisen – eine Woche Schüleraustausch in der norditalienischen Stadt, die vielen wegen ihres antiken Amphitheaters oder Shakespeares Geschichte von Romeo und Julia bekannt ist. Aber daraus wird nun nichts.
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Die Atemwegserkrankung Covid-19, auch bekannt als Coronavirus, hat diese Pläne durchkreuzt. Die Zahl der Infektionen mit dem Virus steigt in Norditalien derzeit rasch an. Sportevents, Karneval und Konferenzen fielen schon aus. In manchen Orten in der Lombardei und in Venetien haben die Behörden sogar ein Ein- und Ausreiseverbote verhängt. Für Verona gilt das bislang nicht.
Tanja Linser ist eine der beiden Lehrkräfte, die mit den 22 Schülern aus Marktheidenfeld am Sonntag nach Norditalien gefahren wären. Angst vor dem Virus hatte sie nicht, sagt sie. Ihre größere Sorge sei es gewesen, für mehrere Wochen in einer Quarantäne festzusitzen, falls weitere Regionen von den italienischen Behörden gesperrt werden. Doch die Entscheidung, die Fahrt abzusagen oder nicht, durfte und wollte die Italienischlehrerin nicht selbst treffen.
Unterdessen lässt auch das Celtis-Gymnasium in Schweinfurt eine Fahrt nach Norditalien im März ausfallen. Eigentlich wollten die Schüler die Stadt Padua besuchen.
Die Fahrt nach Verona soll nachgeholt werden
Eine allgemeine Ansage, wie Schulen mit einer solchen Situation umgehen sollen, gibt es von Seiten des bayerischen Kultusministeriums allerdings nicht. "Wenn es Fragen bezüglich Gesundheitsrisiken gibt, verweisen wir auf die Warnungen des Auswärtigen Amtes. Wenn Schulen auf uns zu kommen, stehen wir ihnen beratend zur Seite", sagt ein Sprecher des Ministeriums. "Entscheidungen, ob eine Schulfahrt stattfindet, trifft immer die Schulleitung in Rücksprache mit Lehrern, Eltern und Schülern."
So geschehen in Marktheidenfeld: Wie der Leiter des Gymnasiums Hartmut Beck mitteilt, habe man den Austausch nach Verona im Einverständnis mit der Schule in Italien abgesagt. "Wir suchen nach einem Ersatztermin." Voraussetzung ist, dass eine Reise dann "gefahrlos möglich" wäre.
Es gibt aber auch den umgekehrten Fall. 100 Schüler habe sie erwartet, berichtet Manuela Pucci-Schmidt, die seit 30 Jahren einwöchige Fahrten für italienische Schüler nach Unterfranken organisiert. Die Sorge um die Ausbreitung des Coronavirus hat diese Pläne vereitelt. "Leider hat der italienische Kultusminister bis zum 15. März solche Reisen verboten. Jetzt sitzen die Schüler zuhause und sind traurig, weil sie gesund sind und fahren wollten." Auch bei den rund 50 Gastfamilien in Deutschland habe das für "große Enttäuschung" gesorgt.
So geht die Universität Würzburg mit der Situation um
Hochschulen sind ebenfalls von der Krankheitswelle betroffen – gerade wenn es um Auslandssemester geht. Derzeit sind 46 Studierende der Universität Würzburg über das Erasmus-Programm der Europäischen Union in Italien. Doch Vorlesungen und Seminare finden dort nicht statt. Die Universitäten in Verona und in der gesamten Lombardei sind geschlossen.
Die Gastuniversitäten betreuen und beraten die Studentinnen und Studenten, die sich zum Beispiel in Verona oder Mailand aufhalten, sagt die Sprecherin der Uni Würzburg, Esther Knemeyer Pereira. "Die italienischen Partneruniversitäten agieren mit hoher Professionalität und stehen in direktem Kontakt zu den relevanten Behörden vor Ort."
Studenten, die demnächst nach Italien ausreisen wollten, bittet die Universität Würzburg, sich über die Internetseite des Auswärtigen Amtes, des Bundesgesundheitsministeriums und der Partneruniversitäten rechtzeitig zu informieren. Für Nachfragen jeder Art stehe den Studenten das "International Office" der Uni Würzburg zur Verfügung.
Wie die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) auf Anfrage mitteilt, befindet sich derzeit keiner ihrer Studenten im Auslandssemester in Italien.