Die Stadträte saßen gegen Ende der Führung durch das neue Marktheidenfelder Feuerwehrhaus wie Schulkinder aufgereiht im zukünftigen Lehr- und Veranstaltungssaal. Die Kabel hingen noch von der Decke. Da redete sich der Architekt noch einmal den Frust von der Seele. "Das Bauen in Deutschland macht eigentlich keinen Spaß mehr", sagte Georg Redelbach. Es sei nichts Kreatives möglich. Man sei nur noch dabei, einen Regelwust einzuhalten. Auch deswegen sei alles so teuer. "Wir haben hier keine Luxusgegenstände eingebaut. Wir haben versucht, zu sparen."
Die Bauarbeiten am neuen Marktheidenfelder Feuerwehrhaus sind in der Endphase angekommen. Die Arbeiten an den Freiflächen laufen auf Hochtouren. Noch fehlen Dinge wie Türen, an ein paar Stellen der Anstrich und der Bodenbelag. Die Asphaltierung des Hofes und der Zufahrt (die breit genug sei, versicherte Kommandant Bernhard Nees) ist für die letzte Juniwoche geplant. Auch wenn wegen Corona nun kaum mehr Zeitpuffer übrig ist, will Nees Mitte Juli aus der Übergangswache in die neue Feuerwache ziehen: "Ab dann rücken wir von hier aus."
Kostensteigerung von über drei Millionen Euro
14,585 Million Euro, so viel wird die neue Feuerwache mit all ihren Kostenstellen schlussendlich kosten. Das sind etwa 3,5 Millionen Euro mehr als bei Baubeginn vor drei Jahren veranschlagt. 1,1 Millionen Euro davon fördert die Regierung Unterfranken. Redelbach, dem in den letzten Monaten wohl sehr viel vorgeworfen wurde (immer wieder spielten er und seine Planer darauf an), konnte aber bis ins Detail erklären, warum die Kosten so in die Höhe schossen, wie sie es letzten Endes taten. "Wir können alles nachvollziehbar machen und belegen", so Redelbach. Grob zusammengefasst entstanden die Steigerungen so:
- 1,1 Millionen Euro an Mehrkosten sind allein durch die allgemeinen Preissteigerungen in den vergangenen drei Jahren entstanden. Insgesamt etwa zehn Prozent, sagte Redelbach.
- 485 000 Euro hat die Interimslösung auf der gegenüberliegenden Straßenseite mehr gekostet, aus der die Feuerwehr in den vergangenen Jahren ausgerückt ist.
- Zwei Millionen Euro habe es an Korrekturen und Nachträgen gegeben. Vor allem die Erdarbeiten und der Rohbau hätten hierzu beigetragen.
Unter den letzten Punkt fallen auch Neuerungen, die anfangs nicht mit geplant waren – wie ein elektrisches Schließsystem, das nachträglich noch dazu kam. "Wir haben jetzt ein intelligentes Feuerwehrhaus", so Nees. Wenn ein Alarm losgehe, würde sich die Feuerwache automatisch selbst hochfahren. Wichtige Türen würden automatisch öffnen, der Strom ginge an und noch viel mehr. Die Wache sei schon vorbereitet, wenn die ersten einträfen.
Eine solche Zeitersparnis von ein bis zwei Minuten sei wichtig, erklärte Nees am Beispiel des Schuppenbrands vor wenigen Wochen. "Von der Meldung bis zum ersten Bericht vor Ort haben wir acht Minuten gebraucht. Nur ein wenig später und wir hätten den Dachstuhl nicht mehr halten können."
Was zu der vollen Kostenabschätzung noch fehlte, waren die laufenden Kosten, zum Beispiel für Energie und Wartung. Hier wollen sich Planer und Stadtverwaltung bald zusammensetzen und alles gemeinsam berechnen.
Kein Tag der offenen Tür
Eigentlich sollte im September ein Tag der offenen Tür stattfinden. Doch dieser Tag wird auf unbestimmte Zeit verschoben. "Es tut mir wirklich weh, aber da sehe ich ganz große Probleme", so Nees. Die neue Feuerwache sei ein Leuchtturm in der Region. Man werde überrannt, glaubt Nees, er denke nicht, dass das während Corona zielführend sei. Wenn es die Pandemie jedoch erlaube, werde der Tag der offenen Tür nachgeholt.
Die letzte ungeklärte Frage bleibt damit die nach der Zukunft der Interimswache. Auch hier gibt es Neuigkeiten. Eine Firma hat ein Angebot abgegeben für die Halle, in der laut Nees "großzügig" Platz ist. Ob die Stadt das Angebot annehmen wird, entscheidet sich am Donnerstagabend. Dann ist schon die nächste Sitzung.