Elf Jahre alt und teilweise veraltet ist das Klimaschutzkonzept des Landkreises Main-Spessart. Seine Nachfolge soll nun ein digitaler Energienutzungsplan antreten. Gegenüber dem Klimaschutzkonzept das ein Gutachten auf Papier (beziehungsweise PDF-Dokument) ist, soll ein digitaler Energienutzungsplan leichter aktualisiert werden können. Ansonsten sei das praktisch nichts anderes, erklärte der Kreis-Klimaschutzmanager Michael Kohlbrecher im Ausschuss für Landkreisentwicklung, Mobilität und Digitalisierung. Auch würde für jede Landkreiskommune eine Kurzbericht erstellt.
Das Klimaschutzkonzept sollte dem Landkreis bei der Umsetzung des Kreistagsbeschlusses vom 18. November 2011 helfen, nachdem Main-Spessart bis 2035 bilanziell autark bei der Strom- und Wärmeversorgung werden soll. Aus heutiger Sicht wurde darin der mögliche Ausbau der Windkraft über- und der von Photovoltaik unterschätzt. Gar nicht berücksichtigt sind Kapazitätsfragen des Stromnetzes sowie der Anstieg des Strombedarfs für Wärme und Mobilität bei einem Rückgang der Nutzung herkömmlicher Brennstoffe. Zudem soll der digitale Energienutzungsplan auch untersuchen, wie eine vollständige Energiewende im Landkreis bis 2040 oder 2045 aussehen könnte, also völlig ohne Energiebezug von außen.
Plan soll drei Module enthalten
Der künftige Energienutzungsplan soll auch die Kommunen unterstützen, etwa bei der übergreifenden Stromnetzproblematik und in Sachen Windkraft. Optional könnte die Klärschlammverwertung untersucht werden.
Zum digitalen Energienutzungsplan werden auf jeden Fall drei Module gehören. Das Basismodul dokumentiert den Ist-Zustand im Landkreis und seinen Kommunen, zeigt Potentiale auf und definiert, inwieweit diese genutzt werden sollen. Dazu gehören auch die Mittel- und Hochspannungsnetze der Stromversorgung, Windkraft- und Solaranlagen. Eine gebäudescharfes Wärmekataster soll die Grundlage für die kommunale Wärmeplanung bilden.
Wo wird Wasserstoff gebraucht?
Beim zweiten Modul geht es um die Erzeugung und Nutzung von "grünem Wasserstoff" (mit überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien). Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat das Ziel ausgegeben, dass jeder Landkreis einen Elektrolyseur (spaltet Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff) nutzen kann. Doch welche Stromerzeuger stehen dafür zur Verfügung, ab wann wäre es wirtschaftlich und wo genau im Landkreis würde der Wasserstoff gebraucht?
Ein drittes Modul würde die vertiefte Untersuchung von bis zu zehn Leitprojekten beinhalten. Bei der vom Ausschuss beschlossenen Ausschreibung sind diese drei Module fix gesetzt. Die geschätzten Kosten liegen bei brutto rund 150.000 Euro für das Basismodul, 75.000 Euro für das Modul "grüner Wasserstoff" und 50.000 Euro für die Leitprojekte. Dank der Förderung des bayerischen Wirtschaftsministeriums (bis Ende 2024 gültig) von 70 Prozent ergeben sich daraus Eigenanteile des Landkreises von 45.000, 22.500 und 15.00 Euro.
Wie kann Klärschlamm verwertet werden?
Zusätzlich sollen die Bieter, die sich an der Ausschreibung beteiligen, aber ein Modul zur Klärschlammverwertung in Form einer Machbarkeitsstudie für eine zentrale Aufbereitung im Landkreis (Kosten 75.000/15.000 Euro) und vertiefte Untersuchungen weiterer Leitprojekte anbieten. Beim Klärschlamm gebe es bisher keine wirkliche Lösung, hieß es im Ausschuss, vielmehr gehen Städte und Zweckverbände eigene Wege, teilweise suchen sie händeringend nach Lösungen.
Der Beschluss für den digitalen Energienutzungsplan sei überfällig, fand Harald Schneider (SPD), die Kommunen seien hier überfordert. Es sei bedauerlich, dass er erst 2024 erstellt werden kann – das ist so, weil es dauern wird bis der Förderbescheid des Wirtschaftsministerium vorliegt, erst dann kann der Auftrag vergeben werden.
"Das Klimaschutzkonzept 2012 brachte uns anscheinend nicht weiter", bemerkte Armin Beck (Grüne). Er kündigte einen Änderungsantrag für den Beschluss an, weil das Modul Wasserstoff übereilt sei, stellte ihn aber letztlich nicht, weil es ja nur um den Auftrag an die Verwaltung ging, die Ausschreibung und den Förderantrag anzustoßen.
Kreisrat Richard Roos (UGM) unterstützte den Beschlussvorschlag dagegen vollumfänglich, inklusive Wasserstoff und Klärschlamm. Dagegen stimmte am Ende nur Stefan Cartsburg (AfD).