
Die Bautafel steht schon seit Monaten, der Hang ist seit über einem halben Jahr gerodet, die Feuerwehr hat das Abrisshaus schon für eine Übung genutzt: Jetzt endlich geht es los mit dem Wohnbauprojekt am Valentinusberg. Am kommenden Freitag soll Bürgermeister Mario Paul den symbolischen Spatenstich vollziehen, kündigt Uwe Schmidt von der Schmidt Bau GmbH aus Partenstein an. Dann sollen die ersten Baumaschinen zum Einsatz kommen.
2017 hat der Partensteiner Bauunternehmer das 4600 Quadratmeter große Hanggrundstück erworben, um dort das bislang größte Bauvorhaben seiner 2005 gegründeten Baufirma zu verwirklichen: zwei Mehrfamilienhäuser mit zusammen 42 Wohnungen. Im Frühjahr 2018 rechnete er bereits mit der Baugenehmigung, bis Ende dieses Jahres wollte er sein Sieben-Millionen-Euro-Projekt beendet haben, erklärte Schmidt damals gegenüber der Redaktion. Doch der Start verzögerte sich.
Schwierige Suche nach Baufirmen
Das größte Problem ist, dass ein Bauprojekt an einem solche vergleichsweise steilen Hang eine technische Herausforderung ist. Es braucht einen so genannten Verbau, um ein Abrutschen des Hangs zu verhindern. Doch die Baufirmen sind derzeit offenbar alle voll ausgelastet. "Es ist ein Wahnsinn, bis man eine Firma findet für Spundwände und Baupfähle", sagte Schmidt auf Anfrage der Redaktion.
Doch nun ist er offenbar startklar. Wobei er sein Projekt in zwei Abschnitten realisieren möchte: Nachdem das Wohnhaus Valentinusberg 5 abgerissen sein wird, wird Schmidt erst einmal mit dem Bau des unteren Mehrfamlienhauses zur Rechtenbacher Straße hin beginnen. Dort sollen 25 Wohneinheiten mit zwei bis fünf Zimmern entstehen – wahlweise mit Balkon oder einem kleinen Gartenanteil. Die restlichen 17 Wohneinheiten inklusive Tiefgarage sollen dann in einem zweiten Bauabschnitt folgen.
Die Partner der Schmidt Bau GmbH
Freilich kann Schmidt, gelernter Maurer, das Großprojekt nicht mit seiner Zwölf-Mann-Firma gänzlich aus eigener Kraft stemmen. Wie er gegenüber der Redaktion erklärte, werde ihn das Bauunternehmen Theo Hahn GmbH & Co. KG aus Zeitlofs beim Bau unterstützen. Diese Firma aus dem Landkreis Bad Kissingen zählt eigenen Angaben zufolge 70 Mitarbeiter. Als Verantwortliche für die Bauleitung und Vermarktung hat Schmidt die Geis & Staudt GmbH aus Aschaffenburg als Partner gewonnen.

Noch etwas gedulden muss sich auf der anderen Seite der Stadt, im Stadtteil Steinbach, die Stonebrook GbR von Christoph von Hutten und seiner Frau Eli. "Schönrain-Park" nennt das Ehepaar ihr Projekt selbst. Bei den Behörden läuft es noch unter dem Titel "Ehemaliges Gelände der RMD-verkleinerter Geltungsbereich" – ein Großprojekt, dessen Verwirklichung sich über Jahre hinweg zieht.
Ein Teil des Schönrain-Parks ist bereits fertiggestellt
Die von Huttens haben jetzt alles fertiggestellt, was im Rahmen des bereits bestehenden Baurechts schon möglich war: Die zwölf Wohnungen im ehemaligen Gebäude der Rhein-Main-Donau AG (RMD) – quasi das Herzstück des Schönrainparks – sind bereits seit über einem Jahr vollständig vermietet. Inzwischen haben die von Huttens auch drei ihrer Schwedenhäuser in zweiter Reihe in der Hofstettener Straße sowie zwei Wohneinheiten in einem weiteren Gebäude auf der Ostseite des 1,4 Hektar großen Areals fertiggestellt.
Eine davon wird vorerst als Musterwohnung freigehalten. Denn so wie diese sollen dann auch alle weiteren 28 Reihenhaus-Einheiten auf dem Areal aussehen: Jede mit 125 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Etagen, auf Wunsch verbunden mit einem behindertengerechten Aufzug. Doch damit loslegen können die von Huttens erst, wenn der vorhabenbezogene Bebauungsplan endgültig verabschiedet sein wird. Über den entsprechenden Plan wird der Stadtrat nach Information der Stadtverwaltung voraussichtlich im Herbst dieses Jahres abstimmen.
- Lesen Sie hier, was die Stadt mit dem RMD-Areals vorhatte.
- Und so sah die ursprüngliche Planung Christoph von Huttensnach dem Kauf des Geländes 2015 aus
Der steinige Weg durch die Instanzen
Der Weg zu einem solchen Projekt ist steinig. Die Etappen: Aufstellungsbeschloss im März 2016, Billigung des Vorentwurfs im Juli 2017, Beteiligung der Träger öffentlicher Belange – in diesem Fall waren es 16 – bis Oktober 2018, Überarbeitung des Entwufs. Über diesen überarbeiteten Entwurf wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 22. Juli abstimmen. Unter anderem hat er einige Lärmschutz-Maßnahmen zu würdigen. Erteilt der Stadtrat grünes Licht, wird der überarbeitete Entwurf erneut öffentlich ausgelegt, die Behörden und Träger öffentlicher Belange erneut einbezogen. Sollten dann alle Details geklärt sein, kann der Stadtrat wie erwähnt im Herbst endgültig seinen Segen geben und den abschließenden Satzungsbeschluss verabschieden.
Bei der Planung ging es Christoph von Hutten wohl so wie manch anderem Bauherrn: "Wir hatten nicht zu 100 Prozent sauber geplant", räumt er ein. "Es sind immer neue Sachen aufgekommen." Auf der anderen Seite aber hat er auch das Gefühl, dass sich die Behörden den Ball bisweilen gegenseitig zuspielen. "Die meisten stehen dem Projekt durchaus wohlwollend gegenüber", so sein Eindruck, "aber dann tauchen immer wieder neue Hürden auf - beispielsweise langwierige, bürokratische Abläufe, oder weitere – für den Laien schwer nachvollziehbare – Vorschriften und Gesetze. Das kostet leider unnötig viel Zeit!"
Ein Thema in wenigen Tagen zu lösen, wie er es stets versuche, sei bei einem solchen Projekt nicht möglich. Die Sorgen beginnen laut von Hutten schon damit, einen Projektentwickler zu finden. "Die sagen: ,Nein danke, wir sind schon voll.' Da muss man bitten und betteln."
Was Bauen und damit Wohnen so teuer macht
Was die Handwerker angeht, sieht er sich gut aufgestellt. "Im Schnitt wartet man zwölf Wochen", sagt von Hutten. Für "recht unerquicklich" hält er die Forderung des Stadtrats, preisgünstig zu bauen und sich an einem Preis von 2500 Euro pro Quadratmeter zu halten. "Wenn man dann hier und da eine halbe Million Euro nachlegen muss, dann ist der Preis halt nicht mehr zu halten", so von Hutten. Die Schuld, dass Wohnen so teuer komme, trügen aber nicht die Handwerker, sondern habe der "rechtliche Rahmen" zu verantworten.
Mitte Mai hat der Bauunternehmer einen vorerst letzten großen Schritt nach vorne gemacht: Die rund 100 Meter lange Erschließungsstraße nebst den zwei Stichstraßen wurde asphaltiert. "Der mir aufgezwungen Teil ist fertig", fasst von Hutten diese Episode aus seiner Sicht zusammen. "Alle stehenden Häuser sind voll erschlossen – inklusive der Wohnhäuser, die gar nicht mir gehören." Damit verhehlt er nicht seinen Unmut darüber, dass er neben seinen eigenen Objekten auch die bestehenden RMD-Wohngebäude öffentlich erschließen musste. Das erhöhte die Gesamtkosten um etwa 20 Prozent auf eine zirka halbe Million Euro. "Der Stadtrat habe einen Beschluss gefasst zu Lasten Dritter", kritisierte er auch Anfrage der Redaktion. Ironie des Schicksals: Just jene Erschließungsstraße, so ist es geplant, soll öffentlich gewidmet werden.
Nicht so die Ringstraße, durch die die noch anstehenden Reihenhäuser erschlossen werden sollen. "Schönrainring" wird sie voraussichtlich heißen und eine Privatstraße bleiben.
Mit der Adressvergabe könnte es schwierig werden
Die Vergabe der Adressen bei beiden Bauprojekten dürfte übrigens noch Diskussionsstoff bieten: Sollte "Schönrainring" nicht als Adresse akzeptiert werden, so stünde womöglich die Vergabe "Hofstettener Straße 14 c" bis "Hofstettener Straße 14 z" zur Debatte. Ähnlich ist es bei Schmidts Wohnanlagen: Die untere könnte der Rechtenbacher Straße zugeordnet werden, kommt aber zwischen den Hausnummern 2 und 4 zu liegen. Als Adresse für den oberen Wohnkomplex bietet sich die Hausnummer 5 an, die bisher das Haus trägt, das abgerissen wird.
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- die Alte Brauerei
- das Aloysianum
- Im vierten und letzten Beitrag wird es um das Baugebiet Steinfelder Straße in Sendelbach gehen.
