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Lohr
Lohr: Warum Pflanzen auf der Straße den Staatsanwalt beschäftigen
Joachim Hutzel stellte am Montag Teile seines Sortiments vor seine Blumenhalle in Lohr, so dass es Passanten mitnehmen konnten. Das brachte ihm Ärger ein.
Die Blumenhalle Hutzel in der Lohrer Hauptstraße.
Foto: Roland Pleier | Die Blumenhalle Hutzel in der Lohrer Hauptstraße.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:40 Uhr

Eigentlich, so betont Joachim Hutzel, habe er seinen Mitmenschen nur etwas Gutes tun wollen. Der Inhaber der Blumenhalle Hutzel in Lohr hatte am Montag Teile seines Sortiments, unter anderem Osterglocken, Primeln, Salatpflanzen oder Zwiebeln, vor sein Geschäft gestellt und es Passanten gegen eine Spende zur Mitnahme angeboten. Er fand einige dankbare Abnehmer.

Die Konsequenz der Aktion war allerdings ein Besuch der Polizei in der Blumenhalle. Mittlerweile prüft die Staatsanwaltschaft, ob ein Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz vorliegt.

Grund für das Einschreiten der Behörden war die Anordnung der Bayerischen Staatsregierung, aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus alle Geschäfte im Freistaat zu schließen, die nicht der Grundversorgung des Menschen dienen. Für den Blumenhandel gilt die genannte Ausnahme nicht.

Blühen einsam vor sich hin: Pflanzen im Blumenhaus Hutzel
Foto: Roland Pleier | Blühen einsam vor sich hin: Pflanzen im Blumenhaus Hutzel

"Ich war mir nicht bewusst, dass ich etwas tue, was nicht legal ist. Schließlich gab es dabei ja gar keinen Publikumsverkehr", versichert Joachim Hutzel. Auch sei es nicht es ihm nicht darum gegangen, in Zeiten von Corona den großen Reibach zu machen. Die eingegangenen Spenden für die auf die Straßen gestellten Waren hätten in der Summe nicht einmal 100 Euro betragen.

"Ich wollte den Leuten Pflanzenzwiebeln zur Verfügung stellen, weil man viele von denen in vier Wochen gar nicht mehr einzupflanzen braucht. Da ist es dann zu spät", so Joachim Hutzel. Außerdem habe er schlicht verhindern wollen, dass schöne Blumen und Pflanzen wegen der Ladenschließung eingingen.

Müssen warten, bis die Blumehalle wieder geöffnet ist - wenn sie bis dahin nicht eingegangen sind. 
Foto: Roland Pleier | Müssen warten, bis die Blumehalle wieder geöffnet ist - wenn sie bis dahin nicht eingegangen sind. 

Vis a vis der Polizei

Pech für den Unternehmer, dass die Lohrer Polizeiinspektion direkt gegenüber der Polizei in der Hauptstraße liegt. "Nach Rücksprache mit dem Landsratsamt Main-Spessart haben die Beamten den Fall dann aufgenommen", teilte Björn Schmitt von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken in Würzburg mit. Die Angelegenheit sei nun an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Diese prüft nun, ob ein Verstoß gegen das Gesetz vorliegt.

Joachim Hutzel hat gehört, dass es für Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetzbis zu zwei Jahren Freiheitsentzug und 25 000 Euro Strafe geben könne. Doch er hofft, dass die Sache für ihn glimpflich ausgeht. Schließlich habe er ohne das Wissen gehandelt, dass sein Tun ungesetzlich sein könne - zudem im Glauben, anderen etwas Gutes zu tun. "Hätte ich gewusst, dass es nicht erlaubt ist, dann hätte ich das bestimmt nicht getan", beteuert der Blumenhändler.

Im Supermarkt erlaubt, im Fachgeschäft verboten

Unbemerkt blieben die Vorgänge freilich nicht. Sie zeitigten Diskussionen in sozialen Medien. Dort wurde auch der Umstand kritisiert, dass Fachgeschäfte schließen müssten, während Supermärkte Blumen und Pflanzen weiter in ihrem Sortiment haben dürften. Dies ist allerdings durch die geltende Regelung gedeckt, weil die Märkte überwiegend Lebensmittel bereitstellen und somit zu den Geschäften zählen, die Güter zur Grundversorgung der Menschen anbieten.

 
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  • C. B.
    Wenn sich jemand mal gewundert hat wie ein Polizeistaat aussieht und eine Diktatur durch eine Regierung. Das hier ist der Beginn.
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  • I. E.
    So ein Schmarrn!
    Die Reaktion der Polizei halte ich auch für maßlos übertrieben - er hat ja sein Geschäft nicht geöffnet, sondern überschüssige Ware gegen eine freiwillige Spende abgegeben, es hätte sich auch jeder bedienen können, ohne was zu bezahlen!
    Allerdings hier gleich von Diktatur und Polizeistaat zu schwafeln ist doch Krampf in Tüten!
    Wir müssen im Moment halt einfach konsequent sein - so wie die Österreicher.
    Die haben es seit einer Woche geschafft, dass die Anzahl der Neuinfizierten von Tag zu Tag kleiner wird! Und wenn der Spuk vorbei ist, sind auch die Einschränkungen vorbei!
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  • M. G.
    Hey, seid doch froh, dass ihr in Lohr scheinbar ganz besonders sicher seid. Immerhin lieg gleich gegenüber der Polizeiinspektion die Polizei!!! 😂
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  • G. W.
    Klar, soll doch alles verrecken, und nette Gesten müssen hart bestraft werden !
    Ich habe echt das Gefühl, es geht gar nicht um Seuchenschutz, sondern nur noch ums Bussgeldkassieren !
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  • C. B.
    Blöd, Blöder Deutschland.
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  • W. T.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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    Es gibt doch auch Blumenfelder zum Selbstpflücken, Bestände mit Obst vor der Haustür, Kürbis am Wegrand für ne Spende in die Spendenbox. Wieso soll hier bittschön - beim geschlossen Laden nicht ein Blumenhändler soviel Herz zeigen dürfen und seine Blumen, die eh nach nur grad mal nach ner Woche kaputt gehen verschenken. Blumenzwiebel für eine kleine Spende - jeder Hobbygärtner sagt tausen mal Danke, dass er was zu tun hat in dieser Zeit und sich dann im Sommer über das ausgesäte freuen darf! Es wird sich schon keine Menschenschlange vor dem Geschäft angestellt haben!!! Bitte alles mit Maß bedenken!
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  • U. M.
    Das ist für mich eine absolut unverständliche Negativreaktion der Polizei. Wenn man schon durch das Revierfenster beobachtet, dass da jemand gegen eine neue Verordnung verstößt, ohne bösen Willen, hätte man ihm das doch auch einfach mal sagen und auf die Anzeige verzichten können...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Nochmal ICH..... Infektionsschutzgesetz.....Neee, echt nur noch zum Kopfschütteln... Unser STAAT....Super.... Ich reg mich echt grad saumässig auf.. Sorry!!!!... Is aber so
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    HALLO??????.... Einfach unfassbar. Was hat der nette Blumenhändler falsch gemacht?...Er hat Pflanzen die ihm eingegangen wären - und er Verlust gemacht hätte, was wer bestimmt eh schon macht, Pflanzen für eine SPENDE!!!!!! SPENDE!!!!! vor seinen Laden gestellt...was ist daran SCHLIMM????...Geb ich ihm Recht.... Der nette Polizist der das beobachtet hat, sollte mal lieber mit seinen Kollegen am Abend durch Ortschaften fahren und kontrollieren was so im Ort abgeht.... Gibt immer noch Grüppchen die sich treffen.- oder in Krankenhäuser auftauchen und aufpassen dass die Hygieneartikel nicht gemopst werden. Hatte der Polizist evtl. Langeweile dass er am Fenster steht..... Unfassbar... Polizei- Staatsanwalt---- Hallo, dieser Blumenverkäufer hat doch kein Schwerverbrechen begangen....Könnt mich nur noch aufregen!!!!.... UNGLAUBLICH einfach
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    Tja. Wenn wir sonst keine anderen Probleme haben ... (m.M.n. war das nicht intendiert).
    Aber ihr werdet es noch alles sehen: Ober sticht Unter heißt: Natur > Mensch. Sonst nix. Und der Natur sind (menschengemachte) "Gesetzte" ... wurst. Auf der "gesetzlichen" Ebene haben wir bereits einen richtig tiefen Griff in die Toilette gemacht. Sonst säßen wir nicht so in der ... naja.
    Das ist halt eine andere Liga, liebe Verantwortliche. Sozusagen Champions League, während hier einige noch in der Kreisklasse herumkicken ...
    Und nochwas: Wer die Leute beiseite schiebt, ignoriert, die wissen was da kommt, nämlich Wissenschaftler, und aus Warnungen nicht rechtzeitig die (Not-) Bremse zieht ... Leute, Leute. Also: Wir stecken gerade in einer unfreiwillgen Weiterbildungsmaßnahme. Außnahmslos.
    Ironie: Wie war das mit Fridays for Future? Was sagte da "die Politik"? Was kam dann? Scientists for Future ... Noch was? Ach: in Kanada sitzen auf den Ministerposten Leute, die das mal GELERNT haben ...
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  • D. H.
    Man kanns auch übertreiben. In den Supermärkten werden auch weiterhin Blumen verkauft. Da gibt es wohl dann keine Ansteckung??? Hier wird sowieso mit zweierleie Maß gemessen. Man könnte auch in einem Blumenladen/Gärtnerei die Hygienevorschriften einhalten. Es dürfen eben nur 2 Personen gleichzeitig in den Laden. Bei meinem Metzger ist das auch so. Man steht vor der Tür und wartet, bis ein Kunde gegangen ist. So könnten wesentlich mehr Geschäfte offen halten und sie nicht unnötig in die Pleite treiben!!!!
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  • A. L.
    Wenn noch weiter ein solch übertriebener Irrsinn produziert wird braucht sich niemand wundern, wenn das Vertrauen in den Rechtsstaat weiter gegen Null geht.
    IM Supermarkt sind mit Sicherheit mehr Personen, die sich mit weniger Abstand im Markt bewegen als VOR einem Blumenladen.
    Hier wurden Gesetze und Verordnungen erlassen, die im Eilverfahren ohne Abwägung und Logik durchgepeitscht wurden. Es werden mit Genehmigung der Politik systematisch Existenzen vernichtet und Menschen zu Straftätern gemacht, dass es nicht mehr normal ist.
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  • M. M.
    Zum letzten Abschnitt: Zur Zeit befinden sich umfangreiche Angebotsprospekte für allerlei Pflanzen als Beilage überall. Ich frage mich, warum der eine Werbung macht und zusätzlich Frequenz generiert für etwas, was dem anderen verboten ist. Der Hutzel hat zu und bleibt auf seiner eben noch bestellten Ware sitzen und Norna, Lidl etc verkaufen das Zeugs. Also entweder sind diese Dinge wichtig, dann soll sie jeder verkaufen können oder sie sind nicht wichtig, dann muss man mit Werbung nicht noch Kundenströme zusätzlich auf die Straße locken... Das kann man nicht dem "Markt" überlassen.
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  • J. S.
    Es macht auch einen "himmelweiten" Unterschied ob nur als Beilage oder Hauptgeschäft. Lidl und Co sind im Hauptgeschäft Lebensmittel-Supermärkte.
    Und für die Versorgung der Bevölkerung müssen diese daher geöffnet bleiben. Theoretisch sogar an Wochenenden. Für deren Lieferdienste gelten auch keine Fahrzeitenregelungen wie Sonntagsfahrverbote mehr. Selbst wenn Blumenläden oder Modegeschäfte ein paar Lebensmittel verkauften, müssten sie schließen. Das ist wie in der Gastronomie, der "himmelweite" Unterschied zwischen Hauptgericht und Beilage. Genaugenommen oder strenggenommen wäre der Blumenhändler finanziell eh "fein" raus, würde er seine "Spende" von 100 Euro, dem Staat "schenken". Dabei wäre der Rechtsfrieden auch wieder hergestellt. Hüben wie drüben. Die "so" Beschenkten sollen sich einfach über die Blumen freuen. Ende gut, alles gut.
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  • A. L.
    Was ist denn das für eine Rechtsauffassung?? Der Blumenhändler soll seine Spende dem Staat "schenken" und der Rechtsfrieden wäre wieder hergestellt??? Wir leben ja (noch) nicht in einer Bananenrepublik!

    Dass Aldi, Lidl und Konsorten im Hauptbetrieb ein Lebensmittelgeschäft sind, glauben Sie ja wohl selbst nicht. Es ist doch bekannt, dass gerade die großen Discounter mittlerweile mehr Umsatz mit dem Non-Food Bereich machen als mit den Lebensmitteln. Kleidung in jeder Ausprägung, Elektrogeräte, Werkzeug, und anderer Wohlstandsmüll aus chinesischer Produktion. Darf alles verkauft werden, sogar jetzt auch noch am Sonntag. Da freuen sich die Großen.

    Der Mittelstand ist der DUMME. Und neuerdings ein Straftäter dazu.

    Hier wird der Markt bereinigt zu Gunsten der Großkonzerne, und zwar in ganz großem Stil!
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  • E. R.
    Tolle Aufgabe für die Polizei in der Corona-Krise.
    Folge: Anzeige: weitere Folge :Bußgeldbescheid; mögliche Folge: Widerspruch?! wie geht es weiter: Staatsanwalt - Gericht - in welcher Zeit ist eine (sinnvolle) Entscheidung möglich? Einschaltung Anwalt - Prüfung Verjährung? Ich glaube, dass die Polizei gerade in dieser Zeit einen sinnvolleren Zeitvertreib haben sollte.
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  • J. S.
    Die Polizei hätte da keine große Arbeit. Der Bußgeldbescheid geht raus. Die Beweislage ist eindeutig. Quasi "Auf frischer Tat ertappt!" Das bedeutet für den Empfänger: Zahle Mann und Söhne. Wenn nicht gezahlt wird, dann das gleiche Spielchen, nur wesentlich teurer. Das ist kleiner Papierkram. So ganz nebenbei. Der Staatsanwalt nimmt es erst gar nicht an. Sie haben die Arbeit und den Ärger und dann noch zusätzliche Kosten wie Anwalt oder gar Gerichtskosten mit Pfändung.
    Das End vom Lied: "Der Klügere gibt nach!" Oder der Gentleman genießt und schweigt oder "blöd gelaufen!". Unnötiger Stress, den man sich ersparen kann. Aber nicht muss, wohlgemerkt.
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  • F. S.
    Es gibt aktuell mehrere Blumenhändler wo ihr Geschäft zu haben weil sie ja müssen aber sie haben einige waren vor ihrem Geschäft die man sich mitnehmen kann und einen Briefkasten wo man dann das Geld reinlegt. Die machen sogar noch Werbung dafür und es wird auch nicht vorgegangen dagegen. Es ist ja kein reger Publikums Verkehr.
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  • H. O.
    Die Polizei in Lohr sollte lieber mal die vielen Fahradfahrer in der Fußgängerzone überwachen und abkassieren und nicht so eine harmlose Aktion (ohne Menschenansammlung).
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