Nur noch wenige Tage, dann wird die Hausarztpraxis Michael Steinhauer in Langenprozelten schließen. Dr. Bernold Schenk, der ebenfalls in Langenprozelten praktiziert, bietet den Patienten an, dass sie zu ihm kommen können.
Gesundheitliche Gründe seien ausschlaggebend für das kurzfristige Ende der Praxis Steinhauer, ist aus dem Kreis der noch Beschäftigten zu erfahren. Im Juli 2003 hatte der Arzt die Praxis von Dr. Jörg Hoffmann übernommen. Seit Mai wurde der Betrieb nun mit wechselnden Ärzten aufrechterhalten. Ab 30. September wird die Praxis dauerhaft geschlossen bleiben. Betroffen sind vier Beschäftigte, von denen drei zum langjährigen "Inventar" gehören. Eine Helferin arbeitet schon 23 Jahre in dieser Praxis.
Schenk will seine Praxis möglicherweise vergrößern
Bernold Schenk wendet sich mit einem Aufruf an die Patientinnen und Patienten. Darin verdeutlicht er, dass seine seit vielen Jahren existierende Praxis bestehen bleibt und er bereit ist, für die demnächst unversorgten Patienten die hausärztliche Versorgung zu übernehmen.
Damit sich Patienten, die zu ihm wechseln wollen, bei ihm vorstellen können, hat Schenk fünf Termine in seiner Hauptpraxis in Langenprozelten anberaumt: am 25., 26. und 28. September sowie am 2. und 5. Oktober jeweils von 17 bis 19 Uhr. Ausdrücklich weist er darauf hin, dass an diesen Terminen keine Patientenbehandlung stattfinden wird, sondern es ums gegenseitige Kennenlernen geht. Er freue sich auf die neuen Patienten.
Bisher betreibt Schenk seine Praxis alleine - also ohne Arzthelferin beziehungsweise "Medizinische Fachangestellte", wie das Berufsbild heute korrekt heißt. Er sei aber bereit, seine Praxis "hochzufahren", wie er sagt, also sie neu zu gestalten, baulich und hinsichtlich der praktischen Abläufe. Er könne auch zwei oder drei Angestellte einstellen. Kapazitäten habe er – seit er nicht mehr leitender Notarzt ist und sich nicht um eine Familie kümmern muss.
Runder Tisch zur ärztlichen Versorgung in Gemünden geplant
In der Bekanntmachung geht Schenk auch auf die "Ärztepolitik" in Gemünden ein. Der Gemündener Bürgermeister Jürgen Lippert habe mit allen Ärzten schon einmal die Lage erörtert. "Er vergaß nur einen, den jüngsten Arzt in Gemünden, und das bin ich", berichtet Schenk.
Der Bürgermeister berichtet rückblickend, in der Zeit noch vor Corona habe er alle Ärzte in Gemünden angesprochen, bei denen er annahm, sie könnten darüber nachdenken, in den Ruhestand zu treten. Schenk sei wegen seines Alters nicht dabeigewesen. Lippert: "Im Nachhinein tut es mir leid, dass ich ihn nicht auch eingeladen habe."
Nun soll ein runder Tisch stattfinden zur ärztlichen Versorgung in Gemünden. Lippert sagt, er habe Schenk am Montag erreichen wollen, um ihn einzuladen, was aber noch nicht geklappt habe – worüber sich der Arzt wiederum wundert: "Er hat meine Handynummer, ich habe eine Mailadresse und ein Fax." Schenk fände es logisch, zunächst mit einer Datenerhebung zu beginnen.
Grundsätzlich begrüßt es der Bürgermeister, dass sich Schenk sofort bereit ist, mehr Patienten aufzunehmen. "In einer Praxis neu aufgenommen zu werden, ist heute wohl schwierig."