
Die Frage, ob Lamas denn tatsächlich spucken, wird Verena Stürmer immer wieder gestellt. "Lamas spucken aber normalerweise keine Menschen an", erklärt sie. Wo allerdings viel gespuckt werde, ist bei der Fütterung der Tiere. Dann könne es auch mal passieren, dass die Spucke, die eigentlich für ein anderes Lama bestimmt war, einen Menschen trifft, der im Weg steht. Ansonsten spucken sie nur, wenn sie sich gestört fühlen.
Manitu, Kono, Flo, Strolch und Willi: So heißen die fünf Lamas, die Verena Stürmer und ihr Mann Christian seit gut zwei Jahren bei Steinfeld halten. Seit eineinhalb Jahren bieten sie auch Wanderungen mit den Tieren an. Manitu ist mit 13 Jahren der Älteste und Chef der Herde. Ihn und seinen Sohn Kono hat das Ehepaar vor zwei Jahren bei einem Züchter in Gießen gekauft. Flo und Strolch leben auch schon seit zwei Jahren in Steinfeld bei den Stürmers, Willi kam etwas später zur Herde dazu.
Die Familie von Verena Stürmer hatte immer Pferde
"Unsere Familie hatte immer Pferde", erzählt Verena Stürmer, die mit ihrem Mann vor zehn Jahren aus Mannheim nach Steinfeld gezogen ist. Sie wollte gerne wieder selbst Tiere haben, doch von Pferden sei ihr Mann nicht so begeistert gewesen. Die Lamas haben ihnen beiden gefallen. "Erfahrung mit großen Tieren habe ich durch die Pferde schon", sagt Stürmer. Umfassend weitergebildet hat sie sich aber trotzdem. Wer Lamas nicht nur privat halten, sondern auch Wanderungen mit ihnen anbieten möchte, der muss spezielle Fortbildungen machen und auch eine Prüfung ablegen.
Da Lamas keine Kuscheltiere sind und zu Menschen meist einen kleinen Abstand halten, haben sich die Stürmers noch fünf Ziegen angeschafft – für alle, die bei ihrem Besuch gerne Tiere streicheln wollen. "Die leben hier ein bisschen abgetrennt, weil die Lamas sonst gerne die Ziegen jagen", sagt Verena Stürmer. Auch die Ziegen haben ausgefallene Namen: Odin, Frida, Zorro, Gandalf und Krümel.

Wanderungen mit Lamas und Alpakas sind in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Laut Verena Stürmer werden in Deutschland jedoch vor allem Alpakas gehalten. Auf den Seminaren, die sie in den vergangenen zwei Jahren belegt hat, hat sie vorrangig Alpaka-Halter getroffen. "Alpakas sind kleiner und knuffiger und einfacher zu händeln", sagt sie. Lamas gefallen ihr jedoch besser. Außerdem würden Alpakas eher für die Woll-Erzeugung gehalten. "Die richtigen Trekking-Tiere sind die Lamas", erklärt Christian Stürmer. Das Laufen mache ihnen Spaß. "Wenn wir bei einer Wanderung nicht alle mitnehmen, sind sie richtig traurig", sagt Verena Stürmer.
Zu ihren Wanderungen kommen ganz verschiedene Leute. Familien mit Kindern, Kindergeburtstage, aber auch ältere Leute. Neulich habe sie eine Anfrage für ein Klassentreffen bekommen, bei dem alle schon über 80 seien. Da sie aber nur fünf Tiere haben, empfängt Stürmer in der Regel nur kleine Gruppen. Bevor die Wanderung beginnt, erzählt die 42-Jährige den Besucherinnen und Besuchern einiges über die Tiere und erklärt, wie man sich verhalten sollte. Auch die Frage nach dem Spucken werde meist gestellt.

Am Anfang hätten manche Besucher noch ein wenig Respekt vor den Tieren. "Aber auf dem Rückweg ist eigentlich immer jeder 'in love' mit seinem Lama", sagt Stürmer. "Es freundet sich jeder an." Besonders Kinder würden über sich hinaus wachsen, auch wenn sie am Anfang oft noch ein wenig vor der Größe der Tiere beeindruckt seien. Die Lamas sind jedoch sehr brav, nehmen Rücksicht und spüren die Stimmung der Menschen, erzählt Verena Stürmer. So passen sie sich ihrem Gegenüber an.
Einmal im Jahr werden die Lamas geschoren
Einmal im Jahr, im Frühsommer, müssen die Lamas geschoren werden. Da die Tiere eigentlich in den Anden leben, in denen das Klima kalt und rau ist, haben sie ein dichtes Fell. Christian Stürmer hat dazu extra einen Scherkurs gemacht. "Wir schaffen ein Lama pro Tag, dann sind unsere Nerven genug strapaziert", sagen die beiden lachend. Das Scheren dauere zwar nur etwa eine Stunde, aber man könne die Tiere dazu nicht einfach den Boden legen, wie bei den deutlich kleineren Alpakas. "Bei den Lamas müssen wir auf Kooperation beim Scheren hoffen", sagt Stürmer. Die Wolle lagern sie bisher nur im Keller, man könnte aber zum Beispiel Bettdecken daraus machen. Für Kleidung sei Alpaka-Wolle beliebter, da sie feiner ist.