
Großes ist geplant zur 750-Jahrfeier Mittelsinns in diesem Jahr. Am 5. und 6. Juli werden Höfe mit Ausstellungen und Verkaufsständen geöffnet haben. Auf der Sinnwiese wird ein Lager mit Ständen und Vorführungen in die Zeit vom 15. bis 17. Jahrhundert entführen. Landsknechte und Musketiere werden das Rathaus stürmen, und das Nachstellen eines Hexenprozesses ist angedacht. Die verschiedensten Gruppen und Aussteller haben sich angekündigt, darunter mehrere Rittergruppen, eine Schwertkampfgruppe, ein Münzpräger, ein muskelbetriebenes Kinderkarussell, ein mittelalterlicher Zauberer und eine Wanderhexe.
Um 1275, die genaue Jahreszahl lässt sich nicht mehr feststellen, überließ Hermann von Steckelberg dem Kloster Schlüchtern einige Güter "zu Gunthelmes und Mettelsynna um sein und seiner Eltern Heil willen". Darauf beruft sich Mittelsinn nun bei seinem Jubiläum.
Über 30 Stationen soll es über Mittelsinn verteilt geben
Ein solcher Aufwand will in dem 850-Einwohner-Dorf von langer Hand geplant sein. Seit November 2023 trifft sich der etwa 25-köpfige Arbeitskreis monatlich. Die einen kümmern sich dabei um die Höfe, die anderen um die Wiese zwischen Sinn und Festplatz, die eine "historische Zeitreise" bieten wird. Insgesamt soll es über 30 Stationen an dem Wochenende geben, wovon der historische Markt nur eine ist, wie Bürgermeister Dirk Schiefer und Mitstreiter berichten. In den Höfen sollen alte Werkzeuge und Handwerksberufe gezeigt werden. So soll es etwa eine Zeltschmiede geben. Natürlich ist für Essen und Getränke gesorgt. Da es Sommer ist, werden außerdem zwei Eisstände aufgeboten.

Eine Kleinmosterei soll ebenso in Betrieb sein wie ein Holzbackofen. Mittelsinn bekommt von der Arnsteiner Brauerei sein eigenes Festbier, dazu kann man Tonkrüge erwerben. An der historischen Münzpräge werden Münzen mit dem Mittelsinner Wappen geprägt. Geplant sind außerdem unter anderem eine Ausstellung alter Fotos und die Vorführung eines Films, in dem sich Schiefer vom Mittelsinner Karl Wolf im Ortsdialekt etwas über verschiedene Stellen im Ort erzählen lässt. Der Mittelsinner Dialekt hat auch aufgrund der Nähe zu Hessen – bis 1863 hatte das geteilte Mittelsinn einen hessischen und einen bayerischen Bürgermeister und entsprechend hessische und bayerische Einwohner – durchaus seine Eigenheiten.
Schwertkämpfe, Musketenschüsse und Mallorca-Party
Der historische Markt soll am Samstagmittag beginnen. An beiden Tagen sind Schwertkämpfe und feuernde Kanonen und Musketen geplant. Bürgermeister Schiefer hofft, dass er den Rathaussturm am frühen Sonntagnachmittag möglichst unbeschadet übersteht. Anschließend soll ein historischer Umzug aller Lagergruppen mit Bürgermeister, Gemeinderat und gewandeten Mittelsinnern einer der Höhepunkte des Festwochenendes sein. Für die Jüngeren könnte sich die Mallorca-Party am Alten Sportplatz am Samstagabend als Höhepunkt erweisen.
Vorgesehen sind weiter unter anderem Auftritte einer Mittelaltertanzgruppe. Der Musikverein Obersinn/Mittelsinn wird eine Abendserenade spielen. Und in der evangelischen Jakobuskirche, deren Kirchturm teilweise aus dem 14. Jahrhundert stammt, soll es kurze Orgelkonzerte mit Chronik geben.
Bürgermeisterkollegen halfen mit Tipps und Kontakten
"Wir haben schon jede Menge Arbeit bewältigt", sagt Schiefer, was man ihm angesichts des Programms abnimmt. Wo man die ganzen historischen Aussteller und Gruppen herbekomme? Er habe Bürgermeisterkollegen, die schon ähnliche Veranstaltungen hatten, angefragt, sagt Schiefer. Wenn es mit dem Hexenprozess klappt, bekomme er die Kostüme dafür aus Gelnhausen. Der Ablauf stünde schon fest, die Rollen der Hexen und Ankläger sollen Personen aus Mittelsinn und bei Bedarf Lagerleute übernehmen. Auch der Graf von Rieneck soll sich an dem Wochenende die Ehre geben, diesmal allerdings nicht repräsentiert vom Abgeordneten Bernd Rützel.
Die Auftaktveranstaltung des Jubiläumsjahrs mit einem Konzert des Posaunenchors Mittelsinn hat bereits stattgefunden. Am Samstag, 22. März, treten die Blechbrassers in Mittelsinn auf. Das Jubiläumswochenende bildet auch noch nicht das Ende der Feierlichkeiten. So ist am 2. und 3. August anstelle der normalen eine Jahrhundertkirb mit großem Festzelt geplant, bei der auch die Alt-Blooburschen noch einmal aktiv werden sollen.
Wer das einmal gesehen hat kennt den Unterschied zu all den "Mittelaltermärkten", wo es oft nur um Kommerz/Händler geht.