
Nun steht fest: Bosch Rexroth in Lohr beantragt für die 450 Beschäftigten der Gießerei Kurzarbeit ab 1. Juni. Sechs Monate lang arbeitet die Belegschaft dann nur 75 Prozent. Das überrascht, denn noch Anfang April hat das international führende Technologie- und Dienstleistungsunternehmen in seiner Jahresbilanz von einem Rekordumsatz von sieben Milliarden Euro und einem Plus von 14,1 Prozent gesprochen.
"Da haben wir über Rekordzahlen von 2022 informiert, aber die Kurzarbeit ist jetzt", hat Unternehmenssprecher Jan Saeger am Donnerstag dazu Stellung genommen. Schwankungen müssten immer wieder einmal ausgeglichen werden durch Zeitkonten, um Flexibilität zu haben. Von Februar 2021 bis August 2022 war Hochkonjunktur auf Rekordniveau mit Samstagsarbeit, danach bis März 2023 normales Auftragsniveau, im April und jetzt Mai nun also kollektiver Zeitkontoabbau. Die letzte Kurzarbeitsphase war von Oktober 2019 bis Januar 2021, verursacht zuerst von einem Auftragsrückgang durch den Handelskonflikt USA/China und anschließend durch die Corona-Pandemie.
Immer mal wieder Auf und Ab
Wenn dieses innerbetriebliche Instrument mit Überstunden oder Negativstunden nicht mehr ausreiche, "brauchen wir und nutzen auch die gesetzlich geregelte Methode im tariflichen System, wie Kurzarbeit". Die jetzt geplante Betriebsvereinbarung, über die die Werksleitung gerade mit dem Betriebsrat verhandelt, sei normal. Es gebe immer mal wieder ein Auf und Ab in der Gießerei.
Der Unternehmenssprecher schaut optimistisch in die Zukunft, verweist auf die 40-Millionen-Euro-Investitionen in das Herzstück des Lohrer Werks. Typische Phasen, in denen die Gießerei viel beziehungsweise wenig zu tun hat, gibt es nicht nur bei Bosch Rexroth. "Die Auslastung ist vor allem von der Auftragslage der Branche Mobilhydraulik abhängig und weist keine typischen jahreszeitlichen Schwankungen auf", so Saeger.
Verhaltene Stimmung an der Basis
Die Stimmung bei den Gießerei-Mitarbeiter sei verhalten, aber nach Phasen der Mehrarbeit und Überzeit seien sie auch froh, einmal etwas durchzuschnaufen, so die Reaktion des Betriebsratsvorsitzenden Peter Urlaub. Man sei schon froh, in der Auftragsplanung vier Wochen vorausschauen zu können. Weitere Infos gibt es am kommenden Dienstag bei der bereits im vergangenen Jahr festgelegten Betriebsversammlung, die also keine außerordentliche ist.
Die Hauptprodukte der Gießerei sind Bauteile für Hydraulikpumpen und -motoren, sowie Ventilblöcke aus Gusseisen. Diese werden benötigt, um den Fluss des Hydrauliköls zu steuern und um Maschinen und Fahrzeuge anzutreiben. Diese Produkte gehen zum allergrößten Teil an andere Einheiten von Bosch Rexroth, überwiegend im Bereich der Mobil- und Kompakthydraulik. Das Gewicht solcher Blöcke reicht von wenigen Hundert Gramm bis zu mehreren Hundert Kilogramm.