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Karlstadt
Kurzarbeit: Bäcker in Main-Spessart müssen kleine Brötchen backen
Die Cafés haben geschlossen, die Nachfrage hat stark nachgelassen. Einige Bäcker haben Kurzarbeit angemeldet. Die Lage ist schwierig.
Keine Veranstaltungen, keine Lieferungen an Hotels, keine Cafébetrieb: Den Bäckern fehlt durch Corona ein guter Teil ihres Umsatzes.
Foto: Christin Klose | Keine Veranstaltungen, keine Lieferungen an Hotels, keine Cafébetrieb: Den Bäckern fehlt durch Corona ein guter Teil ihres Umsatzes.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:43 Uhr

Es gibt nur wenig, das der Deutsche so liebt wie sein Brot. Der Brotkonsum ist auch in Coronazeiten stabil geblieben. Trotzdem müssen die Bäcker starke Umsatzverluste hinnehmen. Das liegt weniger daran, dass einige in der Pandemie die Freude daran entdeckt haben, selbst Brot zu backen, sondern vielmehr an der vorgeschriebenen Schließung der Cafés und der wesentlich geringeren Frequenz an Laufkundschaft.

"Januar ist immer ein schwieriger Monat, aber dieses Jahr lief's besonders schlecht", sagt Birgitt Schaub von der gleichnamigen Landbäckerei in Wiesenfeld. "Es läuft bescheiden", stimmt Thomas Rudolph von der Eußenheimer Bäckerei Rudolph zu. Auch Max Bregenzer von Maxl-Bäck aus Zellingen hat keinen Grund zum Feiern: "Es sind weniger Leute unterwegs. Der Verkauf von belegten Brötchen, süßen Teilen, Snacks und Heißgetränken ist deutlich zurückgegangen."

Kurzarbeit für den Verkauf, nicht die Produktion

Junior-Geschäftsführer Max Bregenzer in der Maxl-Bäck-Backstube in Zellingen (Archivbild).
Foto: Moritz Baumann | Junior-Geschäftsführer Max Bregenzer in der Maxl-Bäck-Backstube in Zellingen (Archivbild).

Die Konsequenz: Schaub und Maxl-Bäck haben für Teile der Belegschaft Kurzarbeit angemeldet. Bei Schaub mit insgesamt rund 70 Mitarbeitern gilt das für sechs bis zehn Mitarbeiter im Verkauf. In der Produktion lasse es sich zurzeit noch mit Abbau von Überstunden und Resturlaub regeln. Bei Maxl-Bäck dagegen ist derzeit rund ein Viertel der 190 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen. "Die meisten arbeiten aber noch über 75 Prozent", so Bregenzer. Eingespart wird in der Snack-Herstellung und im Verkauf. 

Bregenzer sagt: "Im ersten Lockdown war's noch extremer, da gab's ja kaum mehr Bewegung im öffentlichen Raum." Der Junior-Geschäftsführer des Unternehmens mit 27 Filialen, davon zwölf in Main-Spessart, kann sogar noch differenzieren: "Filialen im Innenstadtbereich haben deutlich mehr an Frequenz verloren." In Karlstadt beispielsweise erlebe die Innenstadt-Filiale in der Alten Bahnhofstraße einen stärkeren Rückgang als die in der Bodelschwinghstraße. Allerdings bleiben auch dort die Schüler aus, die sonst belegte Brötchen und Getränke kaufen. Auch wer im Home Office arbeitet, besorge sich keine Snacks beim Bäcker.

Lieferungen an Hotels fielen weg

Die Landbäckerei Schaub betreibt neben dem Sitz in Wiesenfeld sechs Filialen und ein Verkaufsauto im Landkreis. Neben dem dortigen Umsatzrückgang weist Birgitt Schaub auf weitere Ausfälle hin: "Wir beliefern sonst viele Hotels mit Backwaren – die bestellen im Moment fast nichts. Das Faschingsgeschäft wird uns auch fehlen. Und große Veranstaltungen wie die Kulinarische Meile Karlstadt, bei der wir sonst in zwei Tagen einen Wochenumsatz erzielen, sind ausgefallen." Sie schätzt: "Uns fehlt bestimmt ein gutes Drittel der Einnahmen." Hinzu kommt, dass die staatlichen Hilfen lange nicht so unbürokratisch und zügig wie versprochen erhältlich seien. "Ich warte noch auf die Dezember-Hilfe", sagte sie am 1. Februar. "Die Situation ist schwierig."

Birgitt Schaub, Geschäftsführerin der Landbäckerei Schaub (Archivbild).
Foto: Markus Rill | Birgitt Schaub, Geschäftsführerin der Landbäckerei Schaub (Archivbild).

Max Bregenzer räumt ein: "Uns geht's aber besser als der Textilbranche. Wir haben keine Ware auf Lager, die wir nicht absetzen können." Für das Unternehmen seiner Familie gilt, bildlich gesprochen: "Wir haben ein paar blaue Flecken, aber noch nichts gebrochen." Bregenzer ist zuversichtlich, dass Maxl-Bäck die Krise übersteht – wenn sie denn nicht mehr allzu lange andauert. 

Besondere Situation bei Bäckerei Rudolph

Die Bäckerei Rudolph ist noch nicht in Kurzarbeit, trotzdem sagt Geschäftsführer Thomas Rudolph: "Uns hat's vielleicht härter getroffen als andere." Sein Betrieb hatte 2018 mit "Schmitt, der Bäcker" fusioniert, nach einer Erkrankung Schmitts übernahm Rudolph zum 1. März 2020 wieder die alleinige Leitung. "Das war sowieso schon eine schwierige Phase, dann kam noch Corona hinzu." Die Folge:  "Wir haben uns verkleinert", erklärt der Eußenheimer. Die Filialen in Retzstadt und Hausen, die durch die Fusion in den Betrieb kamen, hat er zum 1. Oktober an die Bäckerei Weber aus Thüngersheim abgegeben. "Wir haben noch 35 Mitarbeiter." 

Der Umsatzrückgang trifft auch ihn. "Zum einen fallen öffentliche Feste, Hochzeiten, Betriebsfeiern weg, zum anderen sind die Leute vorsichtig und kaufen ihr Brot dann eben gleich im Lebensmittelmarkt ein", so Rudolph. Die "extreme Preispolitik" der Discounter, die Preise aus dem Bäckerhandwerk deutlich unterbieten, ist ihm ein Dorn im Auge. Im Januar hat Rudolph die Filiale am Karlstadter  Schnellertor, die sonst stark von Zugpendlern und Schulkindern frequentiert wird, nur bis 14 Uhr geöffnet. "Ab Februar versuchen wir's wieder mit den normalen Öffnungszeiten." Aber grundsätzlich gilt für seine fünf Filialen: "Die Wirtschaftlichkeit geht derzeit gegen Null." 

Gastro-Angebot in einigen Pappert-Filialen zurzeit geschlossen

Natürlich sind nicht nur Bäckereibetriebe aus dem Landkreis betroffen. Die Bäckerei Pappert mit Sitz in Fulda betreibt acht ihrer insgesamt 134 Filialen in Main-Spessart. Pressesprecher Thomas Bertz sagt: "Auch uns trifft der Lockdown. Wir sind an einigen Stellen stark Gastronomie-geprägt." Dies gelte beispielsweise für die Standorte im Gemündener E-Center und bei tegut in Karlstadt, wo neben Backwaren normalerweise auch warme Mittagessen angeboten werden. 

Grundsätzlich habe das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet; die rund 50 Mitarbeiter in Main-Spessart aber seien davon bisher nicht betroffen. "Wir versuchen das Personal Umsatz-adäquat einzusetzen." Soll heißen: An den genannten Standorten mit starker Gastro-Komponente sind zurzeit weniger Mitarbeiter nötig. Die würden dann zeitweise in einer anderen Filiale arbeiten. Besonders ist die Situation in der erst Ende Oktober eröffneten Pappert-Filiale in Marktheidenfeld. "Dort haben wir rund 40 Sitzplätze, die wir seit Eröffnung noch gar nicht nutzen durften."

Alle Bäckereibetriebe versprechen jedoch: Kleinere Brötchen backen sie nur im übertragenen Sinne. An den Backwaren wird nicht gespart.

 
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  • jebusara@web.de
    Schlimm aber immerhin "nur" Kurzarbeit. Andere Betriebe sind ganz geschlossen und ob die jemals wieder öffnen ist eher unwahrscheinlich. Unzählige Existenzen sind inzwischen vernichtet. Wer nicht davon betroffen ist grollt, weil man nicht in Urlaub fahren kann da Übernachtungen untersagt sind. Deutschland ist gespalten wie noch nie.
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  • 691969
    Es nützt dem einzelnen Bäcker nichts wenn ich auf andere hinweise, dass es ihnen noch schlechter geht.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    "Staatliche Hilfen" bisher wohl lächerlich! Viele Betriebe warten heute noch auf die Hilfen vom November 2020!!!!
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  • juergenmagic@t-online.de
    Schon bitter, dass es auch diese Betriebe trifft. Der Snack- und Kaffeeverkauf ist aber eine feste Größe in dem Geschäft. Klar, dass dieser leidet, wenn sich die halbe Republik im Homeoffice befindet oder befinden soll. Hoffentlich werden diese Betriebe bei den staatlichen Hilfen nicht fallengelassen.
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