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Gemünden
Krebsregister-Vertrauensstelle in Gemünden eröffnet
Im Rahmen der "Heimatstrategie" wurde ein Teil des bayerischen Krebsregisters nach Gemünden (Lkr. Main-Spessart) verlagert. Am Montag kam Ministerin Huml zur Eröffnung.
Im rechten Teil der Remise des Gemündener Huttenschlosses befindet sich die neue Vertrauensstelle des bayerischen Krebsregisters.
Foto: Björn Kohlhepp | Im rechten Teil der Remise des Gemündener Huttenschlosses befindet sich die neue Vertrauensstelle des bayerischen Krebsregisters.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:45 Uhr

Von der Behördenverlagerung im Rahmen der "Heimatstrategie" der bayerischen Staatsregierung profitiert auch Gemünden (Lkr. Main-Spessart). In der Drei-Flüsse-Stadt hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Montagmorgen die Vertrauensstelle des bayerischen Krebsregisters eröffnet. 16 Arbeitsplätze sollen dort entstehen; bisher sind acht Stellen besetzt. Die Vertrauensstelle in Gemünden ist die einzige Dienststelle des Krebsregisters, die dauerhaft Identitätsdaten von an Krebs Erkrankten und Verstorbenen kennt und diese speichern darf.

Die Stadt Gemünden hatte mit ihrer Bewerbung um die Dienststelle des Krebsregisters eigentlich schon verloren, erzählte Bürgermeister Jürgen Lippert in seiner Ansprache – und zwar gegen einen privaten Mitbewerber vor Ort, der das seit Jahren leerstehende ehemalige Postgebäude neben dem Bahnhof in die Waagschale geworfen hatte. Weil dort aber nichts vorangegangen sei, habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), zu dem das Krebsregister gehört, wieder bei der Stadt angeklopft, wo es zuvor schon sein Interesse bekundet hatte.

Gemünden habe sich daraufhin mächtig ins Zeug gelegt, um die Räume über dem Gemündener Stadtarchiv in der Remise des Huttenschlosses im Februar übergeben zu können. Vor Einzug der Vertrauensstelle waren die Räume gut zehn Jahre lang leer gestanden, zuvor hatte sich dort eine chirurgische Praxis befunden. "Es war so ziemlich alles neu zu machen", sagte Bürgermeister Lippert.

"Der Kampf gegen Krebs wird verstärkt. Dafür ist auch das bayerische Krebsregister wichtig, das wir 2017 auf den Weg gebracht haben", sagte Ministerin Huml. In der neuen Gemünden Vertrauensstelle sollen für ganz Bayern zentral Todesbescheinigungen von an Krebs erkrankten und gestorbenen Menschen darauf geprüft werden, ob sie schlüssig und vollständig sind. Außerdem geschieht dort die zentrale Abrechnung mit den Krankenkassen und mit den meldenden Einrichtungen. Huml: "Hier werden äußerst sensible Gesundheitsdaten verarbeitet."

Ministerin Huml übergibt dem LGL-Präsidenten Andreas Zapf symbolisch den Schlüssel für die Krebsregister-Vertrauensstelle. Auf dem Bild v.l. Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert, Regierungspräsident Eugen Ehmann, Huml, Zapf, CSU-MdL Thorsten Schwab, stellvertretende Landrätin Sabine Sitter.
Foto: Björn Kohlhepp | Ministerin Huml übergibt dem LGL-Präsidenten Andreas Zapf symbolisch den Schlüssel für die Krebsregister-Vertrauensstelle. Auf dem Bild v.l.

Unterfrankens Regierungspräsident Eugen Ehmann, selbst sechs Jahre lang Abteilungsleiter am LGL, sagte: "Es freut mich, dass die Verankerung des LGL in Unterfranken gestärkt wird." Gemünden ist neben einer Dienststelle in Würzburg und einer in Bad Kissingen nun die dritte in Unterfranken – insgesamt hat die Behörde mit Hauptsitz in Erlangen 15. "Es wird der Bevölkerung insgesamt nutzen, es kommt Unterfranken zugute."

Bayerisches Krebsregister
Das Bayerische Krebsregister, angesiedelt am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL),  hat etwa 120 Mitarbeiter. Es erfasst die Daten von bösartigen Krebserkrankungen, ihren Frühstadien sowie von gutartigen Gehirntumoren aller Personen, die in Bayern wohnen oder behandelt werden, festgelegt durch das Bayerische Krebsregistergesetz.
Mit der Krebsregistrierung werden zwei Hauptziele verfolgt: Die klinische Krebsregistrierung soll zur Qualitätssicherung der onkologischen Versorgung beitragen und ermittelt etwa die Behandlungsqualität der verschiedenen medizinischen Einrichtungen. Die epidemiologische Krebsregistrierung beobachtet dagegen das Krebsgeschehen in der Wohnbevölkerung ihres Einzugsgebiets, unabhängig davon, wo die Patienten behandelt werden. Dazu gehören etwa Analysen, wie sich die Häufigkeit einzelner Tumorarten im Lauf der Zeit verändert, oder welchen Einfluss Früherkennung und Krebsprävention auf die Neuerkrankungs- und Krebssterberaten haben.
Die Erfassung der Tumordaten findet dezentral an sechs Regionalzentren an Unikliniken statt. Alle an der Diagnose, Therapie oder Nachsorge von Krebserkrankungen beteiligten Ärzte und Einrichtungen sind verpflichtet, ihre Krebsmeldungen an das für sie zuständige Regionalzentrum in Augsburg, Bayreuth, Erlangen, München, Regensburg oder Würzburg zu senden.
 
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