Je weiter die Sitzung im Stadtrat Markheidenfeld fortschritt, desto schärfer wurden die Wortmeldungen. Auf der Tagesordnung stand die Entwicklung des Areals mit dem ehemaligen Krankenhaus. Als "Luftnummer" bezeichnete stellvertretender Bürgermeister Christian Menig (CSU) die Vorstellungen der Beraterfirma HHC für das Baumhofquartier. Er warf der Landkreisverwaltung vor, "auf Zeit zu spielen". Stadtrat Martin Harth (SPD) sprach von einer "Katastrophe" und Stadtrat Helmut Adam (CSU) sagte, er ärgere sich "maßlos".
Die Beraterfirma HHC ist von der Landkreisverwaltung beauftragt, das Baumhofquartier mit dem ehemaligen Krankenhaus zu entwickeln. Es soll ein Zentrum für die Pflege mit Seniorenzentrum, sozialem Wohnen und Bildungszentrum werden. HHC hatte erst im vergangenen Dezember einen Plan vorgelegt, der ein weiteres Grundstück in Norden für die Wohnbebauung einbezog. Dies wurde aber vom Stadtrat abgelehnt.
Nun gibt es einen abgespeckten Entwurf, den das Planungsteam mit Mark Zluhan und Ralf Giesecke dem Stadtrat am Donnerstag vorstellte. Nicht mehr in der Planung ist das vorgesehene Technologiezentrum. Da gebe es keine Nachfrage, daher mache es keinen Sinn, so Zluhan. Im neuen Entwurf flachen sich die Häuser für das soziale Wohnen in Richtung der östlich gelegenen Einfamiliensiedlung ab, um diese nicht zu erdrücken.
Zentrales Parkhaus
Wo gewohnt wird, braucht es Parkplätze. Diese sollen in einem zentralen Parkhaus gebündelt werden. Die Projektplaner schlagen eine Befreiung von der Stellplatzsatzung vor. Dann könnte das begrünte Parkhaus niedergeschossig sein. Die Planer begründen dies damit, dass vermutlich die zukünftig dort Wohnenden nicht alle über ein Auto verfügen. Gedacht ist auch an eine Zentrale für regenerative Energieerzeugung. Diese soll über Geothermie erfolgen. Das neu gebaute Altenseniorenzentrum soll 78 Plätze haben.
Kritik gab es im Stadtrat zunächst an dem Konzept des abgespeckten Parkhauses. Eine Befreiung von der Stellplatzsatzung würden sie nicht zustimmen, meinten einige Stadträte. Die Menschen in ländlichen Gebieten seien auf ihr Auto angewiesen, so Martin Harth, der auch bezweifelte, ob die Nutzung von Erdwärme über eine Wärmepumpe aufgrund der dortigen Geologie funktioniert. Ungeklärt ist auch die Frage, was aus dem ehemaligen Krankenhaus wird.
Die Planer zeigten sich flexibel. Wenn eine Befreiung von der Stellplatz-Satzung nicht gewünscht sei, werde man umplanen. Man müsse sich einer Lösung "Schritt für Schritt" nähern, sagten sie. Das gelte auch für die Energieversorgung. Geothermie sei ihrer Meinung nach die beste Lösung. Sollte dies nicht möglich sein, müsse man nach Alternativen suchen. Die Entscheidung dabei liege beim Stadtrat.
Wann ist Baubeginn für Seniorenpflegeheim?
Zur Empörung vieler Stadträte führte die ungeklärte Frage, wann der Neubau des Seniorenpflegeheims beginnt. Das Konzept sieht den Neubau vor und bezieht ihn in die Planung ein. Bislang ist der Stadtrat davon ausgegangen, dass mit dem Bau unabhängig von der Gesamtplanung begonnen wird, da die Betriebserlaubnis ausläuft. Christian Menig verwies auf die jüngste Sitzung des Werksausschusses des Kreistages, in der seiner Meinung nach darüber Konsens bestand, dass bald-möglichst mit dem Bau begonnen wird.
"Was ist denn ihr Auftrag?", fragte Stadträtin Susanne Rinno (Grüne). Die Projektierer konnten aber die Frage eines vorzeitigen Baubeginns des Seniorenpflegeheims nicht beantworten. Die Skepsis war daher groß. Das seien "nur schöne Worte", meinte Stadtrat Heinz Richter (proMAR) zum Konzept. "Wir haben gar nichts." Bürgermeister Thomas Stamm sah ein Rückschritt und das sei "fatal". Auch die Frage, wer was finanziert, ist nicht geklärt. Die Projektierer sagten, dass private Investoren gesucht werden und baten um Verständnis, dass man auf diese erst dann zugehen könne, wenn die Planung steht.
Dennoch stimmte der Stadtrat einstimmig der grundsätzlichen Aufstellung des Bebauungsplans zu. "An uns soll es nicht scheitern", hieß es von vielen im Stadtrat. Damit ist der Startschuss für die Bauleitplanung vollzogen. Es ist das Ziel, noch in diesem Jahr Baurecht zu schaffen.