Es ist eine Tragödie, die einige Fragen aufwirft. Nachdem ein Ehepaar in Wernfeld im Januar eine Kohlenmonoxid-Vergiftung erlittet hatte, teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken der Öffentlichkeit kürzlich die Ursache des Unglücks mit: Ein Gutachten belege, dass das Kohlenmonoxid aus dem Holzpellets-Lager im Keller in das Schlafzimmer des Paares geströmt war. Die 68-jährige Bewohnerin des Hauses war dabei zu Tode gekommen. Ihr 72-jähriger Ehemann musste ins Krankenhaus und konnte sich dort erholen.
Verbraucherzentrale: Pellets ungefährlich, wenn Regeln beachtet werden
Durch Risse im Mauerwerk soll das Gas, das die Pellets abgegeben haben, laut Polizei in die Wohnräume des Ehepaares gelangt sein. Gebrannt haben die Pellets im Keller nicht, sagt Polizeisprecherin Kathrin Thamm auf Nachfrage. Doch wie konnte das Gas dort dann entstehen? Und wie müssen sich Menschen verhalten, die ihre Häuser mit Pellets beheizen, damit sie sich nicht um ihre Sicherheit sorgen müssen?
"Wie andere Heizungsanlagen und deren Brennstoffe unterliegen auch Pelletheizungen gewissen technischen Vorschriften und Planungsgrundsätzen, um einen gefahrlosen Betrieb zu gewährleisten", sagt Niels Alter, Energieberater für die Verbraucherzentrale Bayern. Es gebe Normen und Richtlinien, die unter anderem die Belüftung von Pelletlagern regeln. Bei Berücksichtigung dieser Vorgaben durch den Heizungsinstallateur und die Benutzer der Anlage seien Pellets als ungefährlich für die Hausbewohner einzustufen, so Alter.
Lager sollten belüftet sein
Holzpellets seien ein Produkt aus gepressten, naturbelassenen Säge- und Hobelresten. Nach dem Pressvorgang könnten sie tatsächlich das hochgiftige Gas Kohlenmonoxid (CO) freisetzen. Dieser Vorgang trete insbesondere bei frisch gepresster Ware bis zu vier Wochen nach der Befüllung des Lagers auf, erklärt der Energieberater. In geschlossenen Räumen könnte sich das Gas dann anreichern und sogar durch "Undichtigkeiten und Ritzen auch in angrenzende Räume verteilen".
Durch die "Sicherstellung einer ständigen Belüftung" können laut Niels Alter allerdings höhere CO-Konzentrationen vermieden werden. Auf diese Weise könnte man häusliche Pelletlager gefahrlos betreten. Auch Personen in angrenzenden Räumen würden so nicht gefährdet. Die Luftzufuhr erfolge zum Beispiel mit belüftenden Deckeln an den Befüll- und Absaugstutzen. Wichtig sei auch das Querlüften mindestens 15 Minuten vor dem Betreten des Lagerraumes, sagt Alter.
Pelletverband ist skeptisch
Skeptisch über die Schlussfolgerungen des Gutachtens der Polizei äußert sich der Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes, Martin Bentele. Auch er verweist auf die Vorgaben zur Belüftung von Pelletlagern. Laut Bentele sind "ernste Vorfälle, geschweige denn Todesfälle" in Haushalten mit kleinen Pelletheizungen bislang nicht bekannt.
Für große Pelletlager, wo oftmals über hundert Tonnen lagerten, gebe es noch strengere Vorschriften, berichtet der Chef des Interessensverbandes. Dort seien ohnehin nur Hauptberufliche wie Hausmeister mit den Pelletlagern betraut und CO-Messgeräte seien Pflicht. In diesen großen Pelletlagern habe es einige wenige Todesfälle gegeben, räumt Bentele ein. Die Opfer hätten die Lager allerdings (anders als in Wernfeld, Anm. d. R.) auch betreten. In diesen "bedauernswerten Fällen" sei die Ursache gewesen, das Kohlenstoffmonoxid aus der Heizung ins Lager zurückgeströmt ist.
Bentele vermutet andere Ursachen
Die Erklärung, dass sich das Kohlenmonoxid in Wernfeld vom Pelletlager aus in die Wohnräume ausgebreitet haben soll und dann zu einem Todesfall führte, erscheine seinem Verband "zu einfach", meint Bentele. Ihm seien noch "andere Sachverhalte" rund um das Unglück bekannt. So behauptet er zum Beispiel, dass der Aschekasten der Pelletheizung übervoll gewesen sei. "Wenn die Asche bis auf den Brennteller reicht, kann es zu Fehlfunktionen kommen, die Rückströmungen von Rauchgasen ins Lager begünstigen."
Außerdem wisse er von auffälligen Druckunterschieden in dem Haus, wie sie beispielsweise durch Dunstabzugsvorrichtungen am Herd entstehen könnten. Diese Punkte seien "wesentlich bei der Betrachtung des Unglücks und der Herleitung der Gründe dafür", so Bentele.
Staatsanwaltschaft: Heizung war nicht die Ursache
Wie ist diese alternative Erklärung einzuordnen? Auf Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Würzburg ist jedenfalls zu erfahren, dass die Heizung von den eingeschalteten Gutachtern überprüft worden sei und als Ursache ausgeschlossen werden könne. Auch die Lagerung und Lüftung der Pellets habe in Wernfeld gemäß den in Bayern geltenden Vorschriften erfolgt, berichtet Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach. Ein "strafrechtlich vorwerfbares Verhalten" liege nicht vor.
Seebach weist darauf hin, dass in anderen Bundesländern größtenteils strengere Regeln im Hinblick auf die Lagerung und Lüftung von Pellets in Kellerräumen gelten. "Möglicherweise hätten strengere Regeln den Unfall verhindern können."
Verunsicherten Nutzern von Pelletheizungen empfiehlt die Verbraucherzentrale Bayern die Anbringung eines CO-Warngeräts, das auf Fehlfunktionen der Heizung oder eine unzureichende Belüftung des Lagers hinweist. Außerdem könne man Kaminkehrer um Rat fragen, ob alles mit der Heizung und der Lagerung in Ordnung ist.
Man sollte vielleicht auch erwähnen, dass durch die entstehende Hitze bei der Verbrennung enorme Verbrennungsgefahr besteht, wenn man in die Flamme oder an das Abgasrohr greift. Ausserdem besteht erhöhte Erstickungsgefahr, wenn man sich mehr als 1 Pellet in jedes Nasenloch steckt und den Mund zubindet.
Ironie off
Wie sagte man früher: manche Leute brechen sich den Finger im A**** ab. Man kann es auch übertreiben. Verglichen mit Öl und Gas, sind Pellets wohl der ungefährlichste Brennstoff. Eine sicherere Alternative wäre nur, nicht zu heizen.
In welchem baulichen Zustand ist denn ein Haus, wenn Risse vom Keller bis ins Schlafzimmer vorhanden sind? Welche Druckverhältnisse müssen herrschen, wenn dann dort auch noch CO-Gas durchströmen kann? Wenn Lager- und Heizraum nicht den Vorgaben entsprechend be- und entlüftet werden, sind Unfälle vorprogrammiert. Wenn man die Gasleitung öffnet, kann auch etwas passieren, obwohl das Erdgas dann nichts dafür kann.