
Die Erwartungen für die Saison 2024 der Gemündener Scherenburgfestspiele hatte ihr Vorstandsvorsitzender Hans Michelbach selbst hochgesteckt. Bei der Vorstellung der kreativen Köpfe im Juni versprach er einen neuen Höhepunkt in der 34-jährigen Geschichte der Festspiele. Erstmals habe man dafür die Budgetgrenze von 500.000 Euro gesprengt und sei damit auch finanziell ein Wagnis eingegangen, um mit der künstlerischen Arbeit das Kerngeschäft der Spiele nachhaltig weiterzuentwickeln.
Ein Ziel, das Michelbach und die Geschäftsführerin der Scherenburgfestspiele Isabell Lützler beim Bilanzgespräch am Montagvormittag erreicht sehen. Die Besucherinnen und Besucher, aber auch das Ensemble sei von der Qualität der Stücke begeistert gewesen. In den Besucherzahlen hat sich dieser Zuspruch jedoch nicht abgebildet. Gut 22.000 Besucherinnen und Besucher haben 2024 auf der Festspieltribüne Platz genommen. Das sind knapp 3500 weniger als im Vorjahr, wo noch 24.000 Karten für die Eigenproduktionen und 1500 für die Gastspiele verkauft worden waren – ein Rückgang von knapp 14 Prozent.
Woran dieser deutliche Rückgang im Publikumszuspruch liegt, ist für Michelbach schwer nachzuvollziehen. Er spricht von einem "Ausreißer", der finanziell trotzdem schmerze. Klar sei, dass die dargebotenen Stücke mal mehr, mal weniger den Geschmack der Menschen träfen und damit entsprechend mehr oder weniger nachgefragt würden. Die diesjährigen Zahlen ließen darauf schließen, dass man mit der Auswahl der Komödie "Weekend im Paradies" einen Nerv getroffen hatte, während das Musiktheater "Die Fledermaus" deutlich weniger Anklang fand.

2025 gibt es kein Musiktheater, aber Theater mit Musik
Dass es 2025 kein Musiktheater geben wird, ist laut Michelbach jedoch keine direkte Reaktion darauf. Dass die Betonung eines musikalischen Fokus potenzielle Besucherinnen und Besucher im Zweifel eher abschrecke, sei eine Erkenntnis, die man bereits in den Jahren zuvor erlangt habe. Was nicht heißt, dass Musik 2025 keine Rolle mehr spielen wird. Sowohl in der Adaption von Jules Vernes' "In 80 Tagen um die Welt", als auch der Komödie "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde" wird es Musik geben – jedoch ohne ein unterstützendes Live-Orchester.
Nicht wegzudenken ist auch 2025 das Familienstück, bei dem man sich auf "Aladin und die Wunderlampe" verständigt hat. Auch Gastspiele wird es wieder geben, für sechs davon liegen bereits Verträge vor, während mit zwei Wunschkandidaten noch verhandelt werde. Sicher kommen werden etwa die Comedians Martin Frank und Luise Kinseher. Ein Wiedersehen gibt es mit "Gankino Circus", deren Scherenburg-Auftritt im Jahr 2023 ausverkauft gewesen war.
Ausgewählt hat Michelbachs Stellvertreterin und Vorsitzende des Kreativteams der Festspiele Manuela Rubenbauer dieses Programm zusammen mit Dirk Waanders, der nach seiner Premiere in diesem Jahr auch 2025 das Amt des künstlerischen Leiters bekleiden wird. Eine Personalie, die Michelbach für die Scherenburgfestspiele als "Gewinn" beschreibt. Der Stuttgarter identifiziere sich sehr stark mit den Festspielen und habe entsprechend viel Präsenz gezeigt. So habe er auch aktiv Einfluss nehmen können, als ein Sänger in "Die Fledermaus" sich mit einer Slapstick-Einlage etwas zu viel künstlerische Freiheit erlaubt habe.
Baubeginn für das Festspielhaus muss wahrscheinlich noch eine Saison warten

Der seit Jahren herbeigesehnte Bau des Festspielhauses hinter der Scherenburg, der eigentlich direkt im Anschluss an die diesjährige Spielsaison beginnen sollte, wird sich nach momentanen Stand wahrscheinlich um ein weiteres Jahr verschieben. Zwar hatte der Gemündener Stadtrat die Umplanung in der Größe des Gebäudes im September knapp genehmigt, nun warten die Verantwortlichen jedoch noch auf das Go vom Landratsamt.
"Wenn wir jetzt nicht bald grünes Licht bekommen, dann müssen wir bis nach der Festspielsaison 2025 auf den Baustart warten", erklärt Michelbach und Lützler betont, dass durch das Bauvorhaben auf keinen Fall die Festspielsaison in Gefahr gebracht werden dürfte. "Das wäre sonst schwierig weiterzufinanzieren." Planerisch werde man die kommende Saison nach den diesjährigen Einbußen ohnehin vorsichtiger angehen, sagt Michelbach. Nachdem man dieses Jahr knapp keine roten Zahlen schreiben werde, sei das auch die Vorgabe für 2025. Das Rekordbudget von diesem Jahr werde man in der kommenden Saison daher wieder unterschreiten.
Der Kartenvorverkauf für die Festspielsaison 2025 beginnt am 4. November im Internet unter www.scherenburgfestspiele.de und im Festspielbüro in Gemünden, Scherenbergstraße 2, Tel.: (09351) 5424.
Regional bin ich mir da nicht so sicher. Die neue Tribüne ist nicht schön. Zu steil, zu hoch, zu eng. Bei den Nachmittagsvorstellungen sitzen Teile des Publikums in der prallen Sonne, schwitzen sich kaputt und sehen durch die Blendung nicht gut.
Ich kenne viele, die nicht mehr gehen.
Wir gehen nur noch wenn wir Karten in der ersten Reihe ergattern.
Schade, denn sowohl das Stück Weekend im Paradies als auch der Auftritt der Big Band waren wirklich toll.