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Klinikum Main-Spessart will fortschrittliche Schlaganfall-Behandlung anbieten können
Eine neue Angiographieanlage ist die Voraussetzung für die neue Schlaganfallbehandlung "mechanische Thrombektomie". Dafür soll sogar der Klinik-Altbau noch umgebaut werden.
Die mechanische Thrombektomie, eine Behandlung für Schlaganfallpatienten, wird bisher nur an Schwerpunktkrankenhäusern durchgeführt.
Foto: Stephan Jansen/dpa (Symbolbild) | Die mechanische Thrombektomie, eine Behandlung für Schlaganfallpatienten, wird bisher nur an Schwerpunktkrankenhäusern durchgeführt.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 11.07.2024 02:41 Uhr

Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Doch es kommt auch auf die Therapie an. Bisher ist am Klinikum Main-Spessart die seit einigen Jahren in Deutschland zugelassene mechanische Thrombektomie nicht möglich. Das soll sich schnell ändern. Deshalb wird nun ein zweite Angiographie-Gerät ausgeschrieben, das noch im Altbau installiert wird.

Nachdem der Werkausschuss schon am 18. Juni über die geplante Beschaffung informiert wurde, erfuhr er nun vom Klinikreferenten René Alfons Bostelaar und Levi Hoffmann, dessen Stabsstelle auch für Medizintechnik zuständig ist, die Details.

Generell geht es um die zeitnahe Versorgung von Schlaganfällen im Dreieck Würzburg-Aschaffenburg-Fulda und die Behandlung von rund 600 Schlaganfällen im Jahr. Wie Levi Hoffmann erklärte, hat das Klinikum bereits eine Anlage für monoplane Angiographie. Diese ist ausgelastet und wird nicht mehr ins neue Klinikum umziehen, weil schon zehn Jahre alt. Für die neue Therapie braucht es eine biplane Angiographie, die Gefäße auf zwei Ebenen simultan durchleuchten kann. Außerdem bietet das zweite Gerät Redundanz bei Ausfällen und ermöglicht, insgesamt mehr Patienten zu behandeln, auch konventionell.

Gerät wird für 36 Monate angeschafft

Die konventionelle Behandlung löst Thromben mit Medikamenten kontrolliert auf. Bei der "mechanischen Thrombektomie" werden sie dagegen mit Kathetern herausgezogen: Von der Leistenarterie wird ein Führungskatheder bis zur verstopften Hirnarterie vorgeschoben. Durch diesen wird sehr dünner Katheter in das Blutgerinnsel geschoben, der es mit einem sehr feinen Geflecht, einem "Stent-Retriever", umschließen kann. Danach wird der Retriever samt Gerinnsel zurückgezogen. Das ist natürlich nur unter Röntgensicht möglich.

Während für den Neubau des Klinikums der Kauf von zwei Angiographieanlagen für zusammen 2,5 Millionen Euro vorgesehen ist, soll das Gerät für den Altbau mit einem Nutzungs- und Wartungsvertrag für 36 Monate beschafft werden. Levi Hoffmann erwartete Kosten von 550.000 bis 750.000 Euro. Dazu kommen 450.000 Umbaukosten. Weil die Einkaufsgemeinschaft Prospitalia im Vorfeld bereits eine EU-Ausschreibung durchführte, ist der nun nötige Mini-Wettbewerb mit 16.000 Euro recht günstig, üblich wären 2,5 bis fünf Prozent der Auftragssumme. 

Bislang nur an Schwerpunkthäusern angeboten

Generell waren alle Kreisräte erfreut von verbesserten medizinischen Möglichkeiten. Auf die Frage von Kreisrat Mario Paul, ob sich der Umbau des Altbaus denn noch rechne, antwortet der Klinkreferent Bostelaar, dass die neue Therapie sehr gut entlohnt werde. Zudem bilde die bisherige Angiographie einen Engpass auch für das Herzkatheder-Labor. Zudem gehe es darum, mit dem Verfahren zu beginnen, dass bislang nur an Uni-Kliniken wir in Würzburg sowie Schwerpunkt-Krankenhäusern angeboten wird.

Die Uniklink Würzburg führe derzeit jährlich rund 100 mechanische Thrombektomien durch. Für das Klinikum Main-Spessart erwarte er auf Dauer 60 Thrombektomien im Jahr (konventionell werden etwa 1000 behandelt) und bis zu zwei Millionen Euro Mehrerlöse im Jahr. Natürlich werde das langsam losgehen, wie beim Herzkatheder-Labor vor sechs Jahren, das inzwischen auf fünf Kardiologen anwuchs.

Auch die Ärzte des Klinikums drängten darauf, das moderne Verfahren schnell einzuführen. Wie ein Schlaganfallpatient behandelt wird, entschieden immer die Ärzte. Für die Einweisung durch die Notärzte spiele es aber auch eine Rolle, wo welches Verfahren möglich ist. Die Argumente überzeugten wohl – der Ausschuss beauftragte den Klinikreferenten einstimmig mit der Ausschreibung über die Prospitalia GmbH.

Biplane Angiographie

Angiographie nennt man in der Medizin die radiologische Darstellung von Gefäßen mittels diagnostischer Bildgebungsverfahren. Mediziner sprechen oft auch kurz nur von "Angigio". Um die Gefäße durch Röntgenstrahlen sichtbar zu machen, wird ein Kontrastmittel in das Blutgefäß injiziert. Dadurch können komplizierte Gefäßerkrankungen sichtbar werden. Wichtige Beispiele sind Schlaganfälle oder Verschlüsse der Beinarterien.
Biplane Angiographie-Anlagen verfügen über je zwei Röntgen-Röhren und Detektoren, womit zeitgleich Aufnahmen von unterschiedlichen Ebenen möglich sind. Das spart Zeit und ermöglicht gleichzeitig CT- und 3D-Aufnahmen der Gefäße bei verringerter Strahlenbelastung für die Patienten.
Quelle: ka
 
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