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Main-Spessart
Was motiviert Main-Spessarterinnen für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren?
An diesem Sonntag werden im Bistum die Pfarrgemeinderäte und Gemeindeteams gewählt. Wir haben drei Kandidatinnen aus Main-Spessart gefragt, was sie antreibt.
Claudia Amthor, die Pfarrgemeineratsvorsitzende von Stetten, mit einem Plakat zur Pfarrgemeinderatswahl am Terroir F, wo sie in den Sommermonaten mit zwei weiteren Frauen Gottesdienste anbietet. 'Hier erreichen wir vor allem solche Besucher, die nicht in die Kirche gehen würden', freut sie sich über die positive Resonanz.
Foto: Heidi Vogel | Claudia Amthor, die Pfarrgemeineratsvorsitzende von Stetten, mit einem Plakat zur Pfarrgemeinderatswahl am Terroir F, wo sie in den Sommermonaten mit zwei weiteren Frauen Gottesdienste anbietet.
Heidi Vogel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:40 Uhr

An diesem Sonntag stehen im Bistum Würzburg die Pfarrgemeinderatswahlen an. Unter dem Motto "Christ sein. Weit denken. Mutig handeln." sind die Katholiken aufgerufen, in den einzelnen Orten "Gemeindeteams", wie der Pfarrgemeinderat auf örtlicher Ebene künftig genannt wird, oder Gemeinsame Pfarrgemeinderäte in den Pfarreiengemeinschaften zu wählen. Aber was motiviert Engagierte im Landkreis, dieses Ehrenamt auszuüben – und das in Zeiten, wo immer mehr Gläubige angesichts der zahlreichen Negativ-Schlagzeilen der Institution Kirche den Rücken zuwenden? Die Redaktion hat nachgefragt.

"Mir ist es wichtig, dass im Ort der Glaube gelebt wird, dass Kirche vor Ort präsent bleibt. Wir möchten Traditionen bewahren, aber auch Neues anstoßen", erklärt Sandra Laudenbacher, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende aus Karbach. Die 45-jährige Bankkauffrau gehört dem Gremium seit vier Jahren an. Ein junges Team habe sich damals gefunden und seither zahlreiche positive Rückmeldungen gerade auch für neu angestoßene Aktivitäten erhalten. "Ich engagiere mich nicht für die Institution Kirche, sondern für den Glauben und meinen Ort", betont die Karbacherin.

Auch Claudia Amthor aus Stetten, die dem dortigen Pfarrgemeinderat seit acht Jahren angehört und seit etwa sechs Jahren den Vorsitz innehat, erklärt, dass ihre Motivation sei, ihren Glauben nach außen hin zu leben. "Ich mache hier ziemlich viel, aber nicht alles", antwortet sie mit einem Lachen auf die Frage, für was sie im Stettener Pfarrgemeinderat zuständig sei. "Das ist mein Dritt-Job – von den Stunden her mindestens ein Halbtagsjob", rechnet die 52-Jährige, die das Ehrenamt neben der Familie und ihrer Teilzeit-Tätigkeit im Büro der Sozialstation wuppt, vor.

Besonders schwärmt sie von den Gottesdiensten, die sie gemeinsam mit zwei weiteren Frauen in den Sommermonaten am Terroir F-Punkt in Stetten anbietet. Rund 100 Besucher finden sich dann nach Angaben Amthors hoch über dem Maintal ein, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. "Die positiven Rückmeldungen sind mir Lohn genug", gibt sie an. Ihre Intention sei es, den Glauben weiterzugeben. "Es gibt viel Positives in der Kirche – und nicht nur den Missbrauch", betont Amthor.

Ein wichtiger Grund, weshalb das bisherige Team in Stetten weitermacht, sei auch, die Pfarrer und Hauptamtlichen zu entlasten. "In den immer größeren pastoralen Räumen können die Pfarrer nicht mehr so präsent sein wie vor Jahren noch", weiß die 52-Jährige um die Problematik.

"Die Zusammenarbeit mit unserem Pfarrer ist sehr gut, es gibt einen guten Austausch", nennt auch Sandra Laudenbacher als wichtigen Punkt für ihr weiteres Engagement. Bisher gehörten dem Karbacher Gremium sieben Mitglieder an, von denen drei ihr Ehrenamt beenden. Denen stehen jedoch fünf Neuzugänge gegenüber. "Drei davon sind ehemalige Ministranten im Alter von 21 Jahren. Sie übernehmen den Part der Ministrantenarbeit", freut sich die Karbacherin über die neu Gewonnen im Gremium.

Und wie lief es mit der Suche nach Kandidaten allgemein ab? Immer weniger Menschen sind bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren – und dann auch noch für die Kirche? "Klar gab es bei uns Absagen, aber keiner hat gesagt, mit dieser Kirche will ich nichts zu tun haben", berichtet Sonja Seufert aus Steinfeld von ihren Erfahrungen. Eher habe kein Interesse bestanden. "Die Leute haben uns Hilfe angeboten, das ist kein Thema. Aber es will keiner vorne dran stehen und dauerhaft Verantwortung übernehmen", weiß die 49-jährige Steinfelderin, die in ihre dritte Amtszeit geht und dem Gemeinsamen Pfarrgemeinderat von Steinfeld, Waldzell und Hausen vorsteht.

Wurden die Pfarrgemeinderatswahlen bislang in der Regel als Briefwahl durchgeführt, bei der jeder katholische Bürger im Vorfeld seine Wahlunterlagen bekam und dann am Wahlsonntag abgegeben hat, gibt es hier inzwischen teilweise Veränderungen. "Bei uns gibt es keine schriftliche Wahl. Wir haben einen Aushang in der Kirche, dort können die Gemeindemitglieder an zwei Tagen ihre Unterschrift abgeben", so Seufert zum Prozedere in der Pfarreiengemeinschaft St. Sebastian auf der Fränkischen Platte. Sie wisse aber auch von Orten, wo noch Briefe verteilt werden.

In der Pfarreiengemeinschaft Maria Patronin von Franken mit Karbach, Ansbach, Birkenfeld, Roden und Urspringen werden die Gemeindeteams hingegen am kommenden Wochenende im Gottesdienst vorgestellt und durch den Applaus der Anwesenden bestätigt. "Eine Abstimmung per Akklamation hätten wir auch gerne gemacht", berichtet Amthor und fügt an, dass für sie die Wahl keine echte Wahl sei. "Wir dürfen zwölf Mitglieder haben, aber nur sechs Leute stehen zur Wahl – da macht der ganze Aufwand keinen Sinn", macht sie deutlich und führt zudem den Umweltgedanken angesichts des enormen Papierverbrauchs an.

"Vor vier Jahren hatten wir per Akklamation gewählt. Das wurde hinterher angefochten", berichtet Amthor. Deshalb habe sie sich in Würzburg erkundigt und man habe sich nun auf eine Wahlversammlung nach dem Gottesdienst geeinigt. "Jeder bekommt einen Stimmzettel in die Hand – so haben wir den geringstmöglichen Aufwand", zeigt sich die engagierte Stettenerin pragmatisch.

Gemeindeteams ersetzen örtliche Pfarrgemeinderäte

Auf Ortsebene gibt es statt der bisherigen Pfarrgemeinderäte oder Ortsausschüsse künftig Gemeindeteams. Im Gemeindeteam können zwischen drei und zwölf interessierte Gläubige mitarbeiten. Sie sind zuständig für die Aufgaben, die in den einzelnen Gemeinden verbleiben. Auf Ebene der Pfarreiengemeinschaften ist der Gemeinsame Pfarrgemeinderat zuständig. Er soll die Zusammenarbeit und Vernetzung der Gemeinden in einer Pfarreiengemeinschaft gewährleisten.
vo
 
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    Was mich für eine Kandidatur motiviert? Gar nichts! Aktuell sollte man die katholische Kirche nicht mehr unterstützen. Auch nicht mit einer Kandidatur. Damit macht man sich nur mitschuldig, an dem was da verbrochen wird.
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