Der neue städtische Kindergarten wird in der Eußenheimer Straße errichtet. Das hat der Karlstadter Stadtrat am Donnerstagabend mehrheitlich beschlossen. Dagegen stimmten die sechs Mitglieder der Grünen-Fraktion. Sie favorisierten das Hegewaldgelände zwischen Altstadtfriedhof und Freibad.
Bereits in einer Stadtratssitzung vor einem Monat hatte Marco Amrhein von der städtischen Bauverwaltung den Standort in der Eußenheimer Straße als den günstigsten dargestellt. Es wurde aber noch kein Beschluss gefasst. In der Zwischenzeit sollten noch weitere denkbare Standorte abgeklopft werden. Und da waren überraschend viele Vorschläge eingegangen.
Über viele Varianten nachgedacht
- Anwesen Außenhofer im Wurzgrund: Amrhein berichtete, es handle sich um knapp 3300 Quadratmeter, die aber in Privathand sind und somit erworben werden müssten. Gleich nebenan hat die Stadt noch ein Grundstück mit 600 Quadratmetern. Die Flächen zusammen wären ausreichend. Aber die Gebäude wären abzubrechen und der Bebauungsplan "Wurzgrund" müsste geändert werden. So etwas kostet Zeit.
- Leckertsgarten: Die Freispielfläche wäre durch die Bundesstraße und die Bahnlinie stark belastet. Selbst mit einer vier Meter hohen Schallschutzwand wäre der Lärm, wenn ein Zug vorbeifährt, noch 17 Dezibel über dem Mittelpegel. Mehr als die Hälfte der Fläche ist in Privathand. Noch dazu steht darauf ein Haus, das abgerissen werden müsste. Vor sechs Jahren wollte die Stadt dort schon einmal Fläche kaufen, sei aber an der mangelnden Verkaufsbereitschaft der Eigentümer gescheitert, so Amrhein.
- Leckertsgarten mit Jugendzentrum: Zusätzlicher Grunderwerb müsste nicht unbedingt erfolgen, da ausreichend Fläche der Stadt gehört. Parkplätze würden aber entfallen. Die Einbeziehung des Juze-Gebäudes in die Kita wäre schwierig. Grundsätzlich könnte das Juze ins Theresienheim verlagert werden. Dieses müsste dann aber vorher saniert werden.
- Gemündener Straße: Das gesamte Areal von Baywa und Osma ist in Privathand, müsste also erworben werden. Gebäudeteile sind zum Teil vermietet. Außerdem gäbe es dieselbe Lärmproblematik wie am Leckertsgarten.
- Ringanlage gegenüber dem bestehenden Theresienheim: Auf der Tiefgarage zu bauen wäre schwierig. Zudem würden öffentliche Grünflächen entfallen, was nicht gewünscht ist. Diese Idee war schon 2018 verworfen worden.
- Hegewaldgelände: Zwar könnten die Mietverhältnisse zum Jahresende beendet werden, doch soll für das gesamte Gebiet zwischen Turmkaufshaus und Fußballplätzen eine Machbarkeitsstudie mit anschließendem städtebaulichen Wettbewerb erfolgen. Vorher sollte keine Kita dort gebaut werden, so Amrhein. Es müssten auch Gebäude abgerissen werden.
- Grundstück an der Eußenheimer Straße: Die Fläche ist im Eigentum der Stadt, groß genug und sofort bebaubar.
"Der Standort ist den Kindern egal"
Stadtrat Manfred Goldkuhle (CSU) hatte sich vor einem Monat noch für einen Standort möglichst nah am bisherigen Theresienheim ausgesprochen. Jetzt revidierte er seine Meinung: "Das Verhalten ist heute nicht mehr so wie früher. Es wird hingefahren. Ich werde mich der Not gehorchend beugen. Es ist eine gute Nutzung für dieses Gelände, das sonst nicht bebaubar ist." Sein Fraktionskollege Theo Dittmaier ergänzte, dass die Eußenheimer Straße nach dem Bau der B 26n runtergestuft werde. Jetzt ist die Eußenheimer Straße noch eine Bundesstraße. Sie wird aber zu einer Ortsstraße, wenn die Bundesstraße nach Norden verlegt wird.
Der Standort in der Eußenheimer Straße sei prädestiniert, weil dort schnell gebaut werden kann, sagte Sebastian Kunz (Freie Wähler). Den Kindern sei die Ausstattung letztlich wichtiger als der Standort. Der sei ihnen eigentlich egal. Das sah auch Stefan Rümmer (SPD) so. Und: "100 Punkte bekommt eh keiner von allen vorgeschlagenen Standorten."
"Wertvollstes Gelände für die Kinder"
Armin Beck (Grüne) machte sich für das Hegewaldgelände stark. Wenn davon gesprochen werden, dass dieses derzeit das wertvollste Gelände Karlstadts sei, so sei es also genau richtig für die Kinder – "das wertvollste Gut einer Gesellschaft" – und somit die Kita. Ein Kindergarten an dieser Stelle müsse nicht unbedingt im Widerspruch zu einem städtebaulichen Wettbewerb stehen, sondern wäre ein mutiger Schritt in der Stadtentwicklung. "Das Hegewaldgelände am Stadteingang und in der Nähe des ehemaligen Turmkaufhauses wäre ein klares Statement für die Altstadt." Gerade dieser Bereich müsse gestärkt werden.
Die Fläche, die bisher von Dauercampern genutzt wird, könne ohnehin nicht bebaut werden, weil sei im Hochwassergebiet liegt, argumentierte Beck. Also würde sie sich eignen, damit die Kinder dort viel Platz zum Spielen im Freien haben. Man würde die Kita sicher ohnehin nicht in die Mitte des Geländes bauen, sodass dort noch anderes entstehen kann. Es spreche zwar vieles für die einfache Variante in der Eußenheimer Straße, doch könne das nicht das alleinige Kriterium sein.
Und die Argumentation "dort geht es am schnellsten" ist ein Witz. Wieviele Jahre vorher ist der Bedarf schon bekannt? Wieviele Jahre ist das Theresienheim ein Sanierungsfall? Wieviele Jahre liegt das Hegewald-Gelände schon im Dornröschenschlaf?
Näher am Menschen...in Karlstadt spürt man zukünftig mehr die Nähe und Notwendigkeit zum Auto...von Kindesbeinen an. So eine Zukunft ist doch nicht wünschenswert?