Wo könnte in Karlstadt eine neue Kindertagesstätte angesiedelt werden? Die Kernstadt hat zu wenig Kitaplätze. Nach der Bedarfsplanung fehlen 25 Regelplätze für Kindergartenkinder und 24 Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren. In ihrer jüngsten Sitzung befassten sich die Mitglieder des Stadtrats mit der Frage, wo Ersatz für das Theresienheim geschaffen werden könnte.
Bauabteilungsleiter Marco Amrhein stellte das Ergebnis einer Untersuchung am jetzigen Standort vor. Voraussetzung dafür wäre, das Gasthaus "Oberes Tor" zu erwerben und abzureißen. Das aber wäre erstens unwirtschaftlich und zweitens würde das Ensemble an diesem Stadteingang zerstört, so Amrhein.
Zwischen den beiden Kreiseln
Daher konzentrierte sich die weitere Präsentation auf das freie Grundstück an der Eußenheimer Straße zwischen den beiden Kreisverkehren. Die Fläche ist im Eigentum der Stadt. Sie wäre ausreichend groß für sieben Gruppen. Allerdings müsste das Gebäude zweigeschossig werden, um noch genügend Freifläche zu haben. Mit dem Auto wäre es gut erreichbar. Amrhein: "Die meisten bringen ihre Kinder ohnehin mit dem Auto." Da das Grundstück zwischen den beiden Kreiseln liegt, könnte Linksabbiegerverkehr vermieden werden: Wer zur Kita fährt, muss stets vom oberen Kreisel kommen. Wer sie verlässt, muss nach rechts zum unteren Kreisel hin abbiegen. Nachteil wäre der weitere Fußweg von Stadt Altstadt aus. In deren Nähe hätte Karlstadt dann keinen Kindergarten mehr.
Stadtrat Manfred Goldkuhle (CSU) sagte, der Standort könne nicht mithalten mit dem des Theresienheims. Er erinnerte daran, dass die Mühlbacher und Stadelhofener Eltern ihre Kinder bisher ins Theresienheim bringen. Die Bahnlinie sei leider ein Schnitt innerhalb Karlstadts. Wäre nicht ein Kindergarten im Hegewaldgelände zwischen Stadt und Freibad möglich?
Wäre das Hegewaldgelände besser?
Armin Beck (Grüne) dachte in dieselbe Richtung wie Goldkuhle. An der Eußenheimer Straße wäre die Kita ein "Satellit", auch wenn sie in der Nähe des Wohngebiets Echterstraße liegen würde. Die Lage des Theresienheims dagegen habe "Charme". Man sollte daher noch einmal über das nahegelegene Hegewaldgelände nachdenken. Sein Fraktionskollege Horst Wittstadt schloss sich dem an, meinte aber, die Stadt sollte das Landratsamt prüfen lassen, ob der Standort nicht zu nah an der Industrie liegt.
Bürgermeister Michael Hombach verdeutlichte, ein Neubau an dieser Stelle würde zu viel Zeit kosten, da erst die Hegewaldgebäude abzureißen wären. "Wir diskutierten schon lange über das Thema, wir müssen jetzt Fakten schaffen." Zum Hegewaldgelände werde es erst einmal eine Macharkeitsstudie geben – und zwar zum Gesamtareal bis zu den Fußballplätzen. Sobald das Theresienheim erst einmal leersteht, könnte dieses ungestört saniert werden. Der Bürgermeister: "Wenn der Trend mit den Kindern so weitergeht, können wir da wieder planen." Das Theresienheim steht nicht unter Denkmal-, aber unter Ensembleschutz.
Eugen Köhler (CSU) und Hombach merkten an, dass ein relativ großer Teil der Kinder im Theresienheim gar nicht aus der Stadt, sondern aus der Gegend oberhalb der Bahnlinie komme. Goldkuhle räumte ein, dass die ab 1978 sanierte Altstadt inzwischen "leicht vergreist" sei. Aber bei 2800 Einwohnern in der Altstadt werde es immer einen Bedarf an Kita-Plätzen geben. Man sollte sich in der Bevölkerung nach deren Meinung umhören. Janik Havla (Die Partei) würde gerne auch das Kita-Personal befragen.
Was für Kinder am wichtigsten ist
Thorsten Heßdörfer (Freie Wähler) warnte vor dem Hegewaldgelände als Standort. Wegen des großen Flächenbedarfs für eine Kita wären im Handumdrehen 50 Prozent der Fläche zugebaut. "Ich vermisse Alternativen", sagte er. "Eigentlich wäre entlang der Gemündener Straße eine schöne Entwicklungsfläche gewesen." Gemeint war das ehemalige Baywa-Gelände.
Martha Bolkart-Mühlrath (SPD) erklärte, für Kinder sei eine Frage viel wichtiger als der Standort: "Wo fühle ich mich wohl?" Das Gebäude sei wichtig, aber auch die Erzieherinnen. Auch Anja Baier (Grüne) meinte: "Für Kinder ist die Hauptsache, dass sie einen Matschhaufen haben." Und: "Die Verlagerung weg von der Altstadt treibt mich um." Ihr Fraktionskollege Wolfgang Tröster sagte, man sollte die Möglichkeit eines Mehrgenerationenhauses mit bedenken. "Das wäre bei Hegewald auch möglich."
Hombach fand, all das könne er eins zu eins unterschreiben. "Aber die Zeit drängt. Zum Ende des Kindergartenjahrs brauchen wir ein Konzept."
Kita-Gebühren werden erlassen
Einen zusätzlichen Bedarf gibt es auch bei den kirchlichen Kitas in Wiesenfeld und Stetten. Die je zwölf Krippenplätze sollen voraussichtlich übergangsweise durch Container geschaffen werden.
Einstimmig befürworteten die Stadträte, den Eltern die Kindergartengebühren für Januar bis März zu erlassen, also für die Zeit der coronabedingten Schließung. Der Freistaat übernimmt 70 Prozent der Gebühren, was den Gebührenausfall der städtischen Kindergärten kompensiert. Die anderen Träger von Kitas bekommen über diese 70 Prozent hinaus dann einen städtischen Zuschuss, wenn sie nachweislich ein Defizit haben. Ebenso werden die Gebühren für die Mittagsbetreuung der Grundschulen für Januar bis März erlassen.