Bürgermeister Michael Hombach ist darauf etwas stolz: "Zum ersten Mal seit 50 Jahren hat die Stadt Karlstadt wieder durch eigenes Bauen Wohnraum geschaffen." Am Stationsweg ist innerhalb von 16 Monaten ein Neubau entstanden und schon bezogen. Nun sollen dort die zwei bestehenden Häuser abgerissen werden und zwei weitere Neubauten entstehen. Nicht alle Stadträte sind dafür.
Der naheliegende Gedanke wäre, die zwei Gebäude aus dem Jahr 1968 – Hausnummer 30 und 32 –zu sanieren. Die Stadt hat deshalb eine "Wirtschaftlichkeitsberechnung" in Auftrag gegeben. Dabei kam raus, dass bei einer Sanierung von Hausnummer 32 Kosten von über 3,9 Millionen Euro zu erwarten seien. Bei Abbruch und Neubau müsse die Stadt mit knapp 3,4 Millionen Euro rechnen.
Eine Sanierung wäre teuer und aufwändig
Rüdiger van Baal von der Abteilung Hochbautechnik der Stadtverwaltung betonte in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag, dass es sich dabei um "belastbare Zahlen" handelt. Neben der Ersparnis von über einer halben Million Euro gebe es weitere Argumente für Neubauten: Die Gebäude beim Neubau anders auf dem Grundstück zu positionieren, biete die Möglichkeit, den Innenbereich "interessant zu entwickeln" und "deutlich aufzuwerten".
Außerdem habe sich gezeigt, dass heutzutage große Nachfrage nach Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen bestehe. "Die sind in den bestehenden Gebäuden nicht in ausreichendem Maß vorhanden", so van Baal. Die "nicht zeitgemäßen Wohnungsgrundrisse" seien "nur mit hohem baulichem und kostentechnischem Aufwand anzupassen". Zudem sei es am Ende nicht ideal, wenn da ein Neubau neben zwei älteren Gebäuden stünde.
Alles in allem sei also Abriss und Neubau "die nachhaltigste, wirtschaftlichste und wertschöpfendste Maßnahme", sagte Bürgermeister Michael Hombach. Dies werde auch von der Regierung von Unterfranken bestätigt.
Bauchgrimmen bei einigen Stadträten
SPD-Fraktionssprecher Stefan Rümmer sagte, die Argumentation leuchte ihm ein. "Aber wie kann der Übergang laufen?" Van Baal sagte, Haus 32 stehe derzeit komplett leer. In Vorbereitung der Maßnahmen sind einige Bewohner bereits in den Neubau mit der Hausnummer 28 eingezogen. "Der Abriss ist zeitnah möglich." Bei Haus 30 werde es dann schwieriger, aber die Stadt sei bereit, Umzugshilfe zu leisten.
Armin Beck (Grüne) betonte, der Aspekt des Klimaschutzes sei nicht zu vernachlässigen. "Wir müssen Energie sparen." Zudem sei "ein Unterschied von zehn Prozent in der Kostenschätzung" womöglich "nicht verlässlich".
Benedikt Kaufmann (Freie Wähler) sagte, er zweifle an der Behauptung, Abriss und Neubau seien "die nachhaltigste Lösung". Er wollte wissen, wie denn eine Sanierung überhaupt möglich sei. Rüdiger van Baal erklärte, dass ein "kompletter Rückbau", eine "Entkernung" nötig sei, um bei Raumzuschnitt und Raumhöhe "auf ein Niveau mit dem Neubau" zu kommen. "Es wäre eine hohe Investition, aber letztlich nur ein Kompromiss", so der Hochbau-Fachmann.
Theo Dittmaier (CSU) fasste zusammen: Eine Sanierung sei wohl "umweltgerecht". Der Neubau aber sei "finanzierbar" und gehe auf den Markt ein, deshalb sei das "in der Summe sinnvoll". Edgar Ehrenfels (FW) wollte wissen, ob es zur Positionierung der Neubauten schon Ideen gebe. Van Baal sagte, dies müsse noch erarbeitet werden. Und er wurde nochmal grundsätzlich: "Wenn wir nicht neu bauen, machen wir einen Fehler."
Gegen die Stimmen der zwei Grünen-Stadträte beschloss der Bauausschuss, die Verwaltung zu beauftragen, Angebote zum Abriss der Gebäude 32 und (zu einem späteren Zeitpunkt) 30 einzuholen. Die Weichen sind damit gestellt.